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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Pelzmantel trug, der sehr gut aus dem Kostümfundus eines Renaissancetheaters hätte stammen können, wusste ich auch wieder, wo ich ihn das allererste Mal gesehen hatte. Am Tag von Philippes Beerdigung war er mir zwischen den Grabsteinen auf dem Friedhof Père Lachaise begegnet. Und ich hatte damals guten Grund, mich vor ihm zu fürchten, denn die Farblosigkeit um ihn herum verriet mir zweifellos, dass auch er ein Numa war.
    Er ging vor der kleinen Revenantfrau auf die Knie und verbeugte sich, um ihre Hand zu küssen. Und gerade als Violette ihn leicht am Kopf berührte und ihm damit befahl, sich wieder aufzurichten, rannte jemand an mir vorbei mitten auf den Innenhof. Blind durch den plötzlichen Wechsel der Lichtverhältnisse, rief sie nur: »Kate?«
    Ich wollte nach ihr greifen und sie in Sicherheit bringen. Ich wollte sie irgendwie warnen, damit sie so schnell wie möglich von hier verschwand, ohne preiszugeben, wer sie war. Doch es war zu spät. Denn genau in diesem Moment drehte Violette sich um und sah meine Schwester.

 
    V iolette stürzte auf Georgia zu, scheinbar angetrieben von purer Rage.
    Ich stand dort wie angewurzelt; mein Gehirn weigerte sich zu glauben, was sich vor meinen Augen abspielte. Violette sollte sich doch nicht mit den Numa treffen, Arthur war schließlich der Verräter.
    Kleine Puzzleteile fügten sich in meinen Gedanken zusammen. Violettes Faszination für Unsterbliche Liebe und ihre Enttäuschung, als sie das Buch nirgendwo auftreiben konnte. Kurz darauf die Einbrüche in die Wohnungen von Revenants. Die Numa waren also nicht auf der Suche nach einem Dokument, sondern einem Buch.
    Ein weiteres Puzzleteil fiel an seinen Platz: Ein paar Tage nachdem ich Gaspards Buch wieder in die Bibliothek geschmuggelt hatte, wurde Papys Exemplar – das man ja brauchte, um den guérisseur zu finden – gestohlen. Jemand hatte die Hinweise richtig gedeutet und Gwenhaël die Numa auf den Hals gehetzt. Weil sie die Heilerin nicht gefunden hatten, waren sie zu mir gekommen, um mir Fragen über den Meister zu stellen. Jetzt war klar, dass Violette hinter all diesem steckte.
    Wieso interessierte sie sich so sehr für den Meister? Sie hatte doch so getan, als wäre die Geschichte nichts weiter als ein altes Märchen. Wieso kümmerte es sie also?
    Außer natürlich, sie glaubte daran. Sie hatte Jean-Baptiste schließlich ihre Hilfe angeboten und war nach Paris gezogen, in das Haus, in dem auch Vincent wohnte. Ich erinnerte mich an ihre endlosen Fragen über unsere Beziehung und darüber, wie wir uns verständigen konnten. Über Vincents außergewöhnliche Begabung. Über seine schwindenden Kräfte. Plötzlich ergab das alles einen Sinn. Aus welchem Grund auch immer – Violette wollte von Anfang an nichts als den Meister.
    Mit klopfendem Herzen verließ ich mein Versteck hinter der Skulptur und lief in ihre Richtung. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass auch Arthur aus seinem Versteck trat und auf mich zugerannt kam. Weil ich noch immer nicht sicher war, auf wessen Seite er stand, wurde ich schneller.
    Doch bevor ich bei Georgia angelangt war, hatte Violette sie brutal rückwärts gedrängt und presste sie nun gegen das Geländer. »Was willst du hier?«, schrie sie und Georgia schielte kurz ängstlich den Abhang hinter sich hinunter, um sich dann schnell wieder aufzurichten.
    »Die Frage lautet wohl eher: Was willst du hier, du kleine Mata Hari?« Georgias energische Worte klangen selbstbewusst, aber ich war mir sicher, dass sie Angst hatte. Violette ging erneut auf sie los, doch meine Schwester umklammerte das Geländer hinter sich mit beiden Händen und versetzte Violette einen heftigen Tritt gegen die Hüfte.
    Violette taumelte ein paar Schritte zurück, dann war ich endlich bei Georgia und stellte mich mit zur Verteidigung erhobenen Fäusten neben sie.
    »Ich schätze mal, damit ist unsere heutige Verabredung hinfällig«, sagte ich. Dass sie mich so ausgenutzt und verraten hatte, nagte an mir und ließ meine Stimme eiskalt klingen. Sie zuckte nur mit den Schultern und demonstrierte mit dieser kleinen Geste, dass ich ihr absolut gar nichts bedeutete. Am liebsten wäre ich zu ihr gerannt, um sie zu schütteln und eine Erklärung zu verlangen. Aber ich hatte sie kämpfen sehen und wusste, dass sie mir selbst ohne Waffe lebensgefährlich werden konnte.
    Hinter ihr setzten sich zwei der Numa in Bewegung und rannten auf uns zu. Zeitgleich brachte Arthur sich in Position, der sich bislang im Hintergrund gehalten

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