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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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purzelten, die er aus der Zündung gezogen hatte, und platzierte seinen Arm dann vorsichtig auf seinem Brustkorb.
    Als ich bei ihm ankam, hatte er die Augen vor Schmerzen geschlossen. Auf seiner Stirn war eine kleine Platzwunde, die leicht blutete. Ich kniete mich neben ihn und hatte das Gefühl, ich wäre diejenige, die heftig auf den Asphalt geknallt sei und deshalb keine Luft mehr bekam. »Vincent, alles in Ordnung?«, fragte ich und wühlte, ohne hinzugucken, in meiner Tasche nach einer Packung Taschentücher. Ich tupfte ihm das Blut von der Stirn, damit es ihm nicht in die Augen lief.
    »Geprellte Rippe, aber sonst ist alles okay«, sagte er und schnappte nach Luft. »Der Fahrer ist noch im Führerhaus.«
    Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und atmete erleichtert auf. »Oh, Gott sei Dank, Vincent.« Sofort wandte ich mich den Polizisten zu, die sich näherten. »Der Fahrer ist noch da drin«, rief ich ihnen zu. Dann musste ich husten, weil mir der beißende Geruch von verschmortem Gummi in Augen und Nase stieg.
    Einer der Männer kletterte auf den Laster, warf einen Blick hinein und zückte dann sein Funkgerät, um den Rettungsdienst zu verständigen. Ein anderer kniete sich zu uns und stellte Vincent lauter Fragen. Ob alles in Ordnung sei? Ob er seine Finger bewegen könne? Und die Zehen? Hatte er Schmerzen beim Atmen? Erst nachdem Vincent sich (entgegen der Anweisung des Polizisten) aufgerichtet und ihm versichert hatte, dass ihm durch den Aufprall bloß die Puste ausgegangen und er mit dieser kleinen Platzwunde davongekommen sei, wandte der Polizist sich an mich, um zu fragen, was überhaupt vorgefallen war.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte sich schon eine kleine Menschenmenge um uns gebildet und ein älterer Mann antwortete, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte. »Ich habe alles gesehen, Herr Wachtmeister. Der Lkw war außer Kontrolle geraten, da saß niemand am Steuer. Er rollte ungebremst über den Boulevard. Und dieser junge Mann hier«, bei diesen Worten zeigte er auf Vincent, »ist aufgesprungen und hat das Lenkrad herumgerissen, um den Wagen von der Straße zu lenken. Wenn er nicht eingegriffen hätte, hätte der Laster die Fußgänger überfahren, die gerade die Straße überquerten.« Er deutete auf die Frau mit den Kopfhörern, die mittlerweile auf dem Bürgersteig saß, den Kopf zwischen den Knien, und eine andere Person an ihrer Seite, die ihr beruhigend den Rücken rieb.
    Unter den Schaulustigen hob Getuschel an und das Wort »Held« fiel mehr als ein Mal. Handys wurden gezückt, um das Erlebte aufgeregt zu berichten. Vincent schloss müde die Augen und zog sich dann, als jemand ein Foto machen wollte, die Kapuze über den Kopf. Er bat mich, ihm beim Aufstehen zu helfen, und zuckte fürchterlich zusammen, als er auf beiden Beinen stand.
    »Brauchen Sie mich noch, Herr Wachtmeister?«, fragte er den Polizisten, der mit einem anderen Zeugen den Weg des Lkw rekonstruierte.
    Als er Vincent ansah, sagte er: »Sie sollten sich wirklich nicht bewegen und warten, bis die Sanitäter hier sind.«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass alles in Ordnung ist«, beharrte Vincent, aber nicht unhöflich. Sein Arm, den er fest gegen seinen Oberkörper gepresst hielt, strafte ihn Lügen.
    Der Polizist wirkte unschlüssig. »Wir brauchen noch Ihre Aussage«, sagte er schlussendlich.
    »Dürfen wir solange in Ihrem Wagen warten?«
    »Ja, aber natürlich«, antwortete der Mann und signalisierte seinem Kollegen, uns mitzunehmen. Er führte uns fort von der aufgeregten Menge und schon bald saßen wir ungestört auf der Rückbank des Streifenwagens. Auf dem Weg dorthin hatte ich mir Vincents Mantel geschnappt, den ich ihm nun umlegte.
    Der Polizist schlug hinter uns die Tür zu. Endlich waren wir allein. Sofort richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Vincent, der noch immer das Taschentuch gegen seine Stirn presste. »Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte ich und griff behutsam nach dem Tuch, um mir die Wunde genauer anzusehen. »Das muss vielleicht genäht werden.«
    »Hast du einen Spiegel dabei?«
    Ich kramte in meiner Tasche und reichte ihm dann meine Puderdose. Er hielt sie aufgeklappt ins Licht und inspizierte die Platzwunde. »Da genügt ein Klammerpflaster.«
    »Und sonst?«
    »Ich schätze, ich habe mir eine Rippe geprellt. JB wird einen Arzt für mich rufen, sobald wir zu Hause sind. In ein paar Wochen ruhe ich, dann wird sich mein Körper regenerieren. So lange kann ich warten. Mir geht’s gut, Kate. Ich

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