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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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unsichtbare Hand um meine Eingeweide legen und zudrücken. Heftig zudrücken. Das passierte jedes Mal. Und wie immer wünschte ich mir, es gäbe eine Pausetaste, auf die ich drücken und damit die Zeit anhalten könnte. Damit ich den Rest meines Lebens dort stehen konnte, mit diesem wunderschönen, warmen Gefühl im Bauch.
    Einatmen, ausatmen, erinnerte ich mich selbst. Mit Mühe löste ich meinen Blick von seinem Gesicht. Er war eingemummelt in einen warmen Mantel und trug außerdem einen Wollschal und eine Strickmütze, unter der seine dunklen Haare hervorquollen. Auf seine Ellbogen gestützt, lag er auf der Decke, die er auf dem gefrorenen Gras ausgebreitet hatte.
    »Versteh ich das richtig, wir machen ein Picknick bei diesen frostigen Januartemperaturen?« Mein warmer Atem kristallisierte sich vor meinem Mund, während ich sprach und mich vor ihm aufbaute, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Er nahm die Sonnenbrille ab und die Freude, die in seinen Augen lag, wärmte mich nachhaltiger als ein Lagerfeuer. »Ich dachte, wir machen heute mal lauter Sachen, die wir noch nie zuvor gemacht haben. Ich zum Beispiel habe noch nie im Januar gepicknickt. Du?«
    Ich schüttelte den Kopf und ließ mich neben ihm auf die Decke sinken.
    »Perfekt«, entfuhr es ihm. »Wenn es etwas ist, was wir beide noch nie gemacht haben, dann zählt es.«
    Ich warf einen Blick auf die Menschen, die an uns vorbeiliefen. Überwiegend Geschäftsleute und Touristen, die schon früh auf den Beinen waren. Alle starrten uns an, als wären wir die Hauptattraktion einer Freak-Show. Ein paar lachten laut. Vincent sagte: »Hoffentlich stört es dich nicht, wenn jemand zuschaut.« Dann lehnte er sich zu mir, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich.
    »Damit komm ich klar«, grinste ich und schauderte kurz wegen der Kälte.
    »Wir halten es kurz und essen schnell«, versprach er, nahm seinen Schal ab und wickelte ihn mir zusätzlich über meinen eigenen.
    Wir machten uns über Croissants her, die genau so gebacken waren, wie ich sie liebte: außen knusprig, innen fluffig und in der Mitte noch ein bisschen klebrig. Der Café au Lait wärmte von innen. Während ich ein paar Schlucke von dem supersüßen, frisch gepressten Orangensaft trank, erzählte Vincent, wie Charles und Charlotte sich in ihrem neuen Zuhause einlebten. »Wir hatten überlegt, sie besuchen zu fahren und noch ein paar von ihren Kisten mitzunehmen, aber JB meint, er braucht mich hier«, beschwerte sich Vincent und steckte sich den letzten Bissen Croissant in den Mund.
    »Wohl nicht so toll, JBs Stellvertreter zu sein.«
    »Oh, das weißt du also?«, fragte er amüsiert. »Hat da ein Anverwandter hinter meinem Rücken geplaudert?« »Ja, Jules hat es mal erwähnt. Kurz bevor er erzählte, dass du irgendein Meister bist. Darauf wollte ich dich schon die ganze Zeit ansprechen.« Erwartungsvoll stützte ich mich auf die Ellbogen und musste Zusehen, wie Vincents Gesicht einen nicht gerade begeisterten Ausdruck annahm.
    Er legte sich die Hand über die Augen. »Jetzt geht das wieder los«, stöhnte er.
    »Nun sag schon«, drängelte ich, durch seine Reaktion nur noch neugieriger geworden.
    Er ließ sich komplett auf die Decke sinken und richtete seine Worte an den grauen Winterhimmel über uns. »Es gibt eine uralte Prophezeiung, die mal ein Revenant zu Zeiten der Römer verfasst hat. Sie besagt, dass eines Tages ein Meister aus unseren Reihen hervorgehen wird, um uns im Kampf gegen die Numa zu führen und sie zu besiegen.«
    »Und was hat das mit dir zu tun?«, fragte ich.
    Vincent starrte noch einen Augenblick in den Himmel, bevor er sich auf die Seite drehte, um mich anzusehen. »Jean-Baptiste hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich dieser Meister bin.«
    »Wie kommt er darauf?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil ich es so lange durchgehalten habe, nicht zu sterben. Das zeigt angeblich, dass ich stärker bin als andere Revenants ›in meinem Alter‹. Dabei ist die Prophezeiung ziemlich schwer zu deuten. Obwohl jeder irgendwann mal davon gehört hat, konnte sie noch niemand genau entschlüsseln.«
    »Du klingst ziemlich sicher, dass du nicht der Meister bist«, sagte ich mit einem Anflug von Erleichterung. Mit einem Revenant zusammen zu sein, war schon Herausforderung genug, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen, ob er nun der auserwählte Anführer seiner Sippe war oder nicht.
    »Ich glaube, dass das ziemlicher Blödsinn ist und alles andere als wichtig. Was passieren

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