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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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würde Vincent aufhören, mich vor den härteren Fakten seines Daseins zu schützen?
    »Wann ruhst du das nächste Mal?«, fragte Ambrose.
    »ln ein paar Wochen«, sagte Vincent.
    Ambrose blickte Vincent prüfend über den Rückspiegel ins Gesicht. »Kann die Platzwunde bis dahin warten?«
    »Mir geht’s gut, ehrlich.«
    Ambrose zuckte die Achseln. »Eine Schande, dass wir keine Narben bekommen. Diese Wunde würde ein Prachtexemplar werden und dich noch hundertmal verwegener aussehen lassen. Dann würden dich die Mädchen nur so umschwärmen.«
    Ich boxte spielerisch gegen seine Schulter.
    »Ich sage ja nicht, dass es Vincent darauf ankommt«, ruderte Ambrose zurück und hob kapitulierend eine Hand. »Das ist einfach das Erste, was mir durch den Kopf gehen würde. Wenn ich an seiner Stelle wäre.«
    Ich schüttelte lachend den Kopf. »Unverbesserlich. Du bist wirklich unverbesserlich, Ambrose.«
    Er grinste breit und entblößte dabei seine strahlend weißen Zähne. »Ich geb mir wirklich Mühe, Katie-Lou.«
    In La Maison traf sich gerade eine Gruppe von Revenants mit Violette, um Informationen über die Numa auszutauschen. Als wir ankamen, scharten sich alle Anwesenden um uns, weil sie die Einzelheiten der dramatischen Rettungsaktion von uns persönlich hören wollten. Und so war es nicht verwunderlich, dass es bereits spät am Nachmittag war, bis Vincent und ich eine ruhige Minute fanden, zumal Jeanne noch ein großes Buffet bereitgestellt hatte.
    Wir hatten uns auf der Couch in seinem Zimmer ausgestreckt, vor uns knisterte das Feuer im Kamin. Vincents Augen waren geschlossen und er sah aus, als wäre er eingeschlafen.
    Ich wollte ihn nicht stören, aber seit dem Unfall am Morgen brannte mir etwas auf der Seele. »Ich weiß, dass du müde bist ... Können wir trotzdem reden?«, fragte ich und strich ihm mit dem Finger die Haare aus dem Gesicht.
    Vincent öffnete ein Auge und sah mich prüfend an. »Muss ich mir Sorgen machen?«, fragte er, nur halb scherzend.
    »Nein«, setzte ich an, »es ist nur wegen heute Morgen ...«
    Ein vorsichtiges Klopfen an der Tür unterbrach mich. Vincent rollte mit den Augen und brummelte: »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Die Tür öffnete sich und Arthur steckte seinen Kopf herein. »Entschuldigt die Störung. Violette hat noch eine Frage bezüglich der Enthauptung Luciens«, begann er.
    »Ich habe Violette doch schon von jedem noch so unbedeutenden Zusammentreffen, das ich jemals mit einem Numa hatte, ausführlichst berichtet«, stöhnte Vincent. »Ich möchte jetzt eine Stunde ungestört mit Kate allein verbringen. Nur eine Stunde. Dann komme ich zu euch und erzähle ihr alles. Noch einmal. Danke, Arthur.«
    Arthur nickte stirnrunzelnd und schloss schließlich leise die Tür hinter sich. Vincent wandte sich zu mir und wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, schüttelte dann aber doch den Kopf und erhob sich. »In fünf Minuten wird sicher der Nächste auftauchen und irgendwas wissen wollen. Lass uns woanders hingehen. Komm, zieh dir die Jacke an.«
    »Meinst du wirklich, dir geht’s schon wieder gut genug, um rauszugehen?«, fragte ich, während er sich seinen Mantel um die Schultern warf und ein paar Decken aus dem Schrank holte.
    »Wir gehen nicht raus, sondern rauf.« Er nahm meine Hand und führte mich in den ersten Stock. Ganz am Ende des Flurs war eine weitere kleine Treppe, die wir ebenfalls hochstiegen.
    »Wow, was ist das denn?«, entfuhr es mir, als wir durch eine Luke auf das Dach traten. Vincent schloss die Luke hinter uns, indem er den hölzernen Deckel langsam wieder an seinen Platz sinken ließ. Dann betätigte er einen Schalter der in den Boden eingelassen war. Weiße Lichterketten erwachten zum Leben und erleuchteten eine Dachterrasse, auf der Gartenmöbel standen: Tische, Stühle und Liegestühle.
    »Hier verbringen wir im Sommer die meiste Zeit. Viel besser als der Garten im Hof. Nicht so schattig, mehr Wind und eine anständige Aussicht.«
    Die Stadt breitete sich zu unseren Füßen aus und langsam senkte sich die winterliche Nacht herab. Obwohl es noch nicht einmal fünf Uhr war, wandelte sich das zarte Rosa bereits in ein schillerndes Rot und der Pariser Abendhimmel präsentierte einen seiner atemberaubenden, winterlichen Sonnenuntergänge. In manchen Häusern wurde schon das Licht eingeschaltet, sodass überall kleine funkelnde Vierecke im Dunkeln auftauchten. »Wie zauberhaft«, seufzte ich und saugte den Anblick geradezu auf.
    Irgendwann löste ich

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