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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Ich küsste ihn zum Abschied und versuchte, nicht zu rennen, als ich den Laden verließ.

 
    I n meinem Zimmer angekommen, warf ich meine Schulsachen auf einen Stuhl und setzte mich mit dem Buch auf mein Bett. Anfangs fiel mir das Lesen schwer. Das Ganze erinnerte irgendwie an Beowulf auf Englisch – es kamen einfach so viele Wörter darin vor, die ich nicht kannte. Doch nach und nach zog die Geschichte mich trotzdem so sehr in ihren Bann, dass es sich anfühlte, als wäre ich hautnah mit den beiden Hauptfiguren unterwegs: Goderic, einem neunzehnjährigen Revenant, und Else, der Frau, die er ein paar Monate vor seinem Tod geheiratet hatte.
    Else war bei ihm, als Goderic drei Tage später erwachte – es war der Tag seiner Beerdigung. Sie gab ihm zu essen und zu trinken, wodurch er seine Unsterblichkeit erlangte. Was genau er war, erfuhren sie von einem Seher, der Goderics leuchtender Aura gefolgt war.
    Else und Goderic waren auf steter Wanderschaft und zogen immer weiter, sobald Goderic für jemanden gestorben war, damit sie unter den Ortsansässigen keine Aufmerksamkeit erregten. Als Else älter wurde, mussten sie sich zwangsläufig als Mutter und Sohn ausgeben. Nach vielen Jahren wurde Else krank. Goderic bestellte einen guérisseur, der Else helfen sollte. Der Heiler erkannte an Goderics Aura, was er war.
    Goderic flehte den Mann an, ihm ein Mittel zu nennen, das ihm ermöglichen würde, gemeinsam mit seiner geliebten Frau zu altern – das ihn dabei unterstützen konnte, dem starken Drang zu sterben zu widerstehen. Der guérisseur verfügte jedoch nicht über dieses spezielle Wissen, verwies Goderic aber an einen anderen Heiler, der außerordentliche Fähigkeiten auf dem Gebiet der Unsterblichkeit hatte.
    Der nächste Abschnitt wimmelte nur so von Wörtern, die ich nicht verstand. Er war sonderbar formuliert und klang ein bisschen wie eine Prophezeiung. Ich versuchte, die Passage Wort für Wort zu entschlüsseln. Noch immer sprachen die beiden von dem anderen, mächtigeren Heiler. Über ihn erzählte der Mann Goderic Folgendes: »Aus seinem Stammbaum wird der Seher hervorgehen, der eines Tages den Auserkorenen erkennen wird. Wenn dir je einer den Weg aus deiner Misere weisen kann, wird es ein Heiler sein, der dieser Familie entstammt. Er lebt in einem entlegenen Land bei les A ......... und wohnt unter dem Zeichen des Strickes, wo er Reliquien an die Pilger verkauft.«
    Mein Herz setzte aus. Ein Wort war geschwärzt worden. Ein wichtiges Wort. Hinter dem großen A folgte ein dicker schwarzer Strich, der es unmöglich machte zu erkennen, zu welchem Volk der Heiler gehörte. Jemand hatte das Wort absichtlich unlesbar gemacht. Jemand, der verhindern wollte, dass dieser Heiler gefunden werden kann, dachte ich.
    Ich las weiter, in der Hoffnung, dass das Wort an späterer Stelle noch einmal auftauchte, doch Fehlanzeige. Goderic und Else zogen immer weiter nach Norden, aber Else wurde erneut krank und starb bald in Goderics Armen. Goderic war so untröstlich und verzweifelt, dass er in die nächstgelegene Stadt reiste, wo er einen Numa aufspürte, der ihn »von seinem Dasein erlöste«.
    Als ich das Buch ausgelesen hatte, war es zwei Uhr morgens.
    Wer konnte schon sagen, ob in der Geschichte auch nur ein Körnchen Wahrheit steckte? Aber wenn es jemanden gab, der Vincent und mir helfen konnte, würde ich nicht aufhören zu suchen, bis ich ihn gefunden hatte. Zunächst musste ich jedoch ein weiteres Exemplar dieses Buches auftreiben. Ein Exemplar, das nicht manipuliert worden war. Und ich wusste genau, wo ich als Erstes gucken würde.
    Obwohl ich nur ein paar Stunden geschlafen hatte, war ich hellwach, als mein Wecker klingelte. Ich hatte ihn extra früher gestellt, damit ich Mamie abfangen konnte, bevor sie in ihr Atelier ging und in ihrer Arbeit abtauchen würde. Doch schon in der Küche wurde klar, dass ich zu spät dran war: Mamies Frühstücksgeschirr stand bereits in der Spüle und der weiße Arbeitskittel, den sie immer trug, während sie Gemälde restaurierte, hing nicht mehr an seinem Haken neben der Tür.
    Ich schnappte mir ein Baguette, teilte es und schnitt es der Länge nach auf. Dann bestrich ich es mit einem großen Stück salziger Butter. Darauf kam noch ein Klecks Marmelade, die Mamie aus den Quitten gemacht hatte, die in ihrem Garten auf dem Land wuchsen. Und schon hielt ich eine traditionelle tartine in den Händen. Ich wickelte das Baguette in eine Serviette und nahm es mit nach oben.
    In Mamies

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