Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
Vom Netzwerk:
Mundwinkeln an.
    »Ach, stimmt ja«, sagte ich und schüttelte den Kopf über mich selbst. Diese ganze Geheimnistuerei rund um Vincents Erledigungen ging nicht spurlos an mir vorüber. Sie machte mich richtiggehend paranoid.
    »Was genau machst du eigentlich hier?«, fragte Vincent. »Das ist das erste Mal, dass ich dich bei einer gewinnbringenden Tätigkeit sehe. Womit ich natürlich nicht behaupten will, dass Hausaufgaben nicht auch zu den gewinnbringenden Tätigkeiten zählen.«
    Schon öffnete ich den Mund, um ihm alles zu erzählen – um aufgeregt das Buch hervorzuzaubern und es ihm zu zeigen –, doch plötzlich zögerte ich. Ich wollte nicht, dass er es sah. Noch nicht. Nicht, bis ich wusste, was genau darin stand. Vielleicht war es mein Stolz, der mich zurückhielt. Aber ich wollte sein Gesicht sehen, wenn ich ihm das fertige Puzzle präsentierte, mit allen wichtigen Informationen, die er nicht finden konnte.
    »Ach, mir war einfach langweilig. Ich wollte zur Abwechslung mal wieder was anderes machen.«
    »Langweilig?« Vincent klang verblüfft. »In den letzten anderthalb Wochen warst du insgesamt viermal mit Violette im Kino. Und wir beide haben uns getroffen. Nicht so oft und lange, wie ich es mir gewünscht hätte ...« Sein schlechtes Gewissen spiegelte sich für eine Sekunde auf seinem Gesicht, bis er es verdrängte.
    »Und, was hast du heute Abend vor?«, fragte ich.
    »Den üblichen, langweiligen Revenantkram«, antwortete er gequält. Dann seufzte er und sah mir in die Augen. »Kate, du weißt doch, was ich mache.«
    »Weiß ich das wirklich?« Da lag eine Spur Bitterkeit in meiner Stimme.
    Vincent zog mich nah zu sich und sagte: »Wenn du mir den Laufpass geben willst, musst du’s nur sagen.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf und Vincent umschlang mich mit seinen Armen. »Ich liebe dich, Kate«, flüsterte er. Ich schloss die Augen und kuschelte mich an ihn.
    »Morgen Abend steht aber noch, oder?«, murmelte er.
    Ich löste mich von ihm und lächelte. »Pizza und eine Filmvorführung in eurem Privatkino würde ich für nichts auf der Welt sausen lassen.«
    »Ich verabschiede mich gern im großen Stil. Damit du mich in den drei Tagen meiner Ruhephase nicht vergisst.«
    »Als ob das möglich wäre!« Ich schob ihn vor mir her Richtung Tür. »Du solltest jetzt gehen. Papy kommt in ein paar Minuten zurück und ich will nicht den Verdacht erwecken, hier ’ne ruhige Kugel zu schieben.«
    »He, dein Papy liebt mich«, sagte Vincent.
    »Da ist er nicht der Einzige«, erwiderte ich, öffnete die Ladentür und tat so, als würde ich ihn vor die Tür setzen. Dann drückte ich sie fest ins Schloss und blies Vincent noch einen kessen Luftkuss hinterher. Lachend setzte er sich in Bewegung, die Avenue hinunter in unser Viertel.
    Ich rannte zurück in den Flur, schnappte mir das Buch, steckte es in meine Handtasche und stapelte dann vorsichtig die Kartons wieder in den kleinen Lagerraum. Gerade als ich den Schlüssel drehte, hörte ich, wie die Eingangstür aufgeschlossen wurde, und kurz darauf erklang Papys Stimme, der seine Rückkehr verkündete.
    »Ich bin hier hinten«, rief ich, meine Stimme vor Panik zitternd. Ich hielt noch immer den kleinen Schlüssel in der Hand. Wie sollte ich den jetzt bloß zurück in die Schublade schmuggeln, ohne dass Papy es mitbekam? Ich ging zu ihm ins Geschäft. Mit Mühe und Not riss ich mich zusammen, schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln und fragte ihn, wie es bei seinem Termin gelaufen war.
    »Erstklassige Ware, ma princesse.« Er hastete in die hinteren Räumlichkeiten, um seinen Mantel aufzuhängen. »Es gibt außer mir noch einen anderen Interessenten, deshalb bin ich nicht sicher, ob ich den Zuschlag bekomme«, hörte ich seine gedämpfte Stimme aus dem kleinen Flur. Ich schnappte mir blitzschnell ein Stück Klebeband vom Abroller, drückte den Schlüssel darauf, zog die Schublade heraus und befestigte ihn dort, wo ich ihn gefunden hatte. Gerade als ich das Schubfach wieder zuschob, kam Papy um die Ecke.
    »Ist irgendetwas Aufregendes passiert, während ich unterwegs war?«, fragte er und stellte sich zu mir hinter die Ladentheke.
    »Lass mal überlegen. Der französische Staatspräsident war kurz da. Brigitte Bardot auch. Ach ja, und dann sind noch Vanessa Paradis und Johnny Depp aufgetaucht. Die haben ’ne Skulptur für eine Million Euro gekauft. Nichts Außergewöhnliches also.«
    Er schüttelte amüsiert den Kopf und kritzelte etwas in seinen Terminkalender.

Weitere Kostenlose Bücher