Vom Nehmen Und Genommenwerden
müssen wir sie ausagieren. Das bedarf allerdings einiger Ãbung. Wir müssen lernen, einen neutralen Beobachter in uns zu entwickeln. Wenn wir die Welt durch die Augen des neutralen Beobachters sehen, können wir eingefahrene Reaktionsmuster dauerhaft verändern und unser Empfinden und Verhalten in neue Bahnen lenken. Doch es ist eine Tatsache, dass wir negative Emotionen intensiver erleben als positive, Ãrger und Trauer heftiger als Glück und Freude. Wir werden also stärker von unseren negativen Emotionen bewegt und beeinflusst als von positiven. Ãrger und Angst können sogar Glück und Freude in den Hintergrund drängen. Dabei gibt es Glücksmomente in jedem Leben und an jedem Tag. Doch nur wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf sie richten, können wir sie wahrnehmen. Wenn es uns gelingt, diese Augenblicke wertzuschätzen, wird unser ganzer Tag zu einem glücklichen. Es liegt also an uns, ob wir in Frieden mit uns sind, denn die Wahrnehmung von Glück hängt weniger von äuÃeren Bedingungen ab, sondern vielmehr von unserer Aufmerksamkeit. Für den Optimisten ist das Glas Wasser noch halb voll, für den Pessimisten ist es halb leer. Die Herausforderung liegt darin, die Verantwortung für unser Glück selbst in die Hand zu nehmen. Für Partnerschaften bedeutet das, damit aufzuhören, den anderen glücklich machen zu wollen oder gar zu müssen. Wir sind nicht verantwortlich für das Glück des Partners, sondern wir können nur selbst glücklich sein und dieses Glück ausstrahlen und aus vollem Herzen verschenken.
Dabei hilft uns auch die Natur, oder besser eine biochemische Reaktion des Körpers. Wie wir beim feurigen Lieben schon gesehen haben, sind bei Verliebten zunächst die Hormone für die aufregenden Hochgefühle verantwortlich. Genauso ist es auch beim Glück. So ist nach den neuesten neurobiologischen Erkenntnissen unter anderem der Botenstoff Dopamin für positive Gefühle zuständig. Er wird im Mittelhirn sythetisiert und steuert Begehren, Entschlossenheit, Erregung und Antrieb. Der für uns wichtige Effekt für die Paarbeziehung besteht darin, dass der Reiz des Neuen die Dopamin-Ausschüttung fördert. Das heiÃt nichts anderes, als dass die Quelle des Glücks zu sprudeln beginnt, wenn wir aus unseren Gewohnheiten ausbrechen, Neues ausprobieren und Kontraste zu unserem bisherigen Leben setzen. Für eine Partnerschaft ist dieses Wissen von groÃer Bedeutung. Wenn wir die Erkenntnis nun auf die Sexualität übertragen, sehen wir uns herausgefordert, das Unvorhergesehene zu schätzen, das Neue im Vertrauten zu entdecken und Genüsse zu variieren. Sexualität immer wieder neu und anders zu erleben erhöht die Chance auf Glück in einer Paarbeziehung. Doch Achtung: Wir wissen auch, dass die im Orgasmus ausgeschütteten Bindungshormone (Oxytocin und Vasopressin) die animalische Lust besänftigen. Befinden wir uns hier dann nicht in einem Teufelskreis? Nein, denn es kann uns gelingen, Begehren und Liebe aufrechtzuerhalten, indem wir liebevoll aufmerksam sind, offen für Neues bleiben, unsere Fantasien ausleben, jeden Augenblick der Freude und des Glücks zelebrieren. Können Sie sich vorstellen, wie es wäre, wenn Sie sich unabhängig von allen äuÃeren Umständen, von Ihrer Lust und ohne einen Orgasmus anzustreben, so oft wie möglich vereinigten? Wenn wir neue Impulse, Abwechslung und das bewusste Erleben von Glücksmomenten miteinander kombinieren, können wir wahre Intimität und heiÃen Sex zugleich erfahren.
Liebesfähigkeit
Wahre Intimität ist nur durch groÃe Hingabebereitschaft zu erreichen, echte Liebesfähigkeit nur durch Vertrauen. Sich wirklich hinzugeben ist wie eine Entdeckungsreise durch helle und dunkle Landschaften. Die hellen Aspekte der Hingabe sind Offenheit und Entspannung, Kontrolle aufzugeben, sich verletzlich zu zeigen, zu akzeptieren und zu respektieren. Hingabe sucht nichts und will nichts. Sie ist reines Sein. Die dunkle Seite der Hingabe sind Kontrolle und Manipulation, Verlust von Selbstvertrauen, Abhängigkeit. In der extremen Form zeigt sich dieser Schattenaspekt in Resignation, Selbstaufgabe und Unterwerfung. Wirkliche Hingabe benötigt deshalb Vertrauen. Vertrauen in uns selbst, Vertrauen in die eigene Kraft, Vertrauen darin, sich selbst schützen zu können. Wir müssen aber auch darauf vertrauen können, dass
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