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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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strebt er danach, den Zustand der Selbstauflösung und der Regression für sich rückgängig zu machen und wieder innerhalb seiner eigenen Grenzen zu leben. Das Verlangen nach mehr Raum und Zeit für sich und den eigenen Freundeskreis, nach Rückzug und Alleinsein kommt auf. Bisher verdrängte Unstimmigkeiten werden nicht mehr länger geleugnet, der erste Streit findet statt, und vielleicht werden plötzlich auch andere Frauen und Männer wieder attraktiv.
    Die Phase der Symbiose erinnert zu sehr an das starke Verbundensein mit der Mutter. Und Mama hat immer auch den Beigeschmack einer Bedrohung für das Ich, die eigene Identität. Dies löst unweigerlich Ängste aus und führt zum »Komm-Geh«-Spiel. Der eine sagt: Ich gehe, ich brauche mehr Raum. Der andere wünscht: Bleib bei mir, ich liebe dich doch. Der eine wendet sich vom anderen ab, kommt dadurch in seine Kraft zurück, während der andere im Versuch, ihn festzuhalten, regrediert und an Selbstwert verliert.
    Die Rollen bleiben meist über längere Zeit in dieser Aufteilung fixiert. Es kann aber auch zu einem Rollenwechsel kommen, dann wird der Gejagte zum Jäger und umgekehrt.
    Wenn in uns der leise Verdacht aufkeimt, dass der andere eben doch anders ist, als wir meinten, sind wir zunächst enttäuscht, wollen uns dies aber noch nicht wirklich eingestehen. Um die Idealisierung aufrechtzuerhalten, gehen wir lieber innerlich auf Distanz. Diese schleichende Entfremdung spiegelt sich im »Komm-Geh«-Verhalten: Einer klammert sich fest, und der andere verweigert sich, einer bleibt in der Idealisierung, und der andere beginnt zu nörgeln und zeigt sich mehr und mehr von seiner negativen Seite.
    Der Sex ist hier bereits nicht mehr so leidenschaftlich wie in der Phase der Verliebtheit. Beide werden vorsichtiger, fühlen sich schnell verunsichert und möchten nicht verletzt werden. Einige Paare brechen hier die Beziehung ab, weil die Muster aus der Ursprungsfamilie oder aus früheren Beziehungen noch nicht verarbeitet wurden.
    Der Übergang in die nächste Phase ist meist schleichend. Der Unterschied ist jedoch daran zu bemerken, dass sich beide einander zuwenden, um ihr eigenes Territorium wieder zu definieren. So wird erstmals mit härteren Bandagen gekämpft, sozusagen in mythischem Ausmaß.
    Phase 4: Zeus – Hera
    Anfangs geht es in der Phase von Zeus und Hera (den olympischen Hauptgöttern aus der griechischen Sagenwelt) rein um Besitzansprüche. Mann und Frau bekämpfen sich als zwei gleich starke Wesen mit der gleichen Intensität, mit der sie sich vorher idealisiert haben. Es sind schonungslose Kämpfe, wie wir sie nicht nur zwischen dem Göttervater Zeus und seiner Gemahlin Hera kennen, sondern auch als Stoff für Filme wie »Der Rosenkrieg«. Es geht um Streit und Versöhnung, Kompromissbereitschaft und Durchsetzung: Jeder muss sein Territorium neu definieren und ist bereit, dieses auch zu verteidigen. Wer hat in welchen Bereichen die Macht? Auf der sexuellen Ebene kann sich das in einem Sado-Maso-Verhältnis zeigen, in dem beide Rollen fixiert und nicht austauschbar sind. Dasselbe gilt aber auch auf der sozialen und emotionalen Ebene. Wer liest welchen Zeitungsteil zuerst? Bekommt er den Nachrichtenteil und sie die Gesellschaftsseiten? Wer »herrscht« über welchen Teil der Wohnung? Darf sie im Wohnzimmer schalten und walten, während er den Hobbyraum besetzt? Die Aufteilung des Territoriums gibt zwar beiden eine gewisse Sicherheit, weil klar ist, wer wo bestimmt und wer sich wo fügen muss. Trotzdem wollen beide auch alles, und so bleiben sie in einem ständigen Kampf gefangen. Sie richten die ganze Energie gegeneinander und können nicht liebevoll zueinander sein. Es ist der typische Geschlechterkampf, ein Kampf auf Leben und Tod. Das hört sich zwar furchtbar an, doch ist es auch ein Weg zu psychischer Reife, denn beide setzen sich für ihre Wahrheiten ein und sind bereit, ihren Lebensentwurf und ihre Weltsicht zu verteidigen.
    In dieser Phase geht es darum, wieder die eigene Unabhängigkeit in der Partnerschaft herauszuarbeiten. In der Phase des Verliebtseins sahen wir nur die hellen und schönen Seiten des Partners, jetzt sehen wir, mit der gleichen Intensität, all seine Schwächen und seine Mängel. Und diese werden bis aufs Blut bekriegt und abgewertet.
    In der Phase von Zeus und Hera scheint oft die Beziehung am Ende

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