Vom Nehmen Und Genommenwerden
zu sein. Es ist schmerzhaft, man hat sich müde gekämpft, auseinandergelebt, mit seiner Rolle abgefunden oder glaubt, den falschen Partner gewählt zu haben. Das lähmende Gefühl der Enge, weil sich beide gegenseitig behindern, ist nicht länger auszuhalten und wird oft durch Ãberaktivität im beruflichen oder gesellschaftlichen Leben kompensiert. Manche versuchen, durch Hochzeit, Schwangerschaft, Krankheit oder einen Seitensprung das Ruder noch einmal herumzureiÃen. Andere fühlen sich einfach nur noch erschöpft und unfähig, einen Schritt zu machen. Für sie ist die Beziehung zu einer Falle geworden.
Nach den Grabenkämpfen kann aus Zeus und Hera auch eine »vernünftige Partnerschaft« entstehen, in der sich beide einrichten und als Team gut funktionieren. Sie können zurückfinden zu Engagement, Zuneigung, Fürsorge, Toleranz, Vertrautheit und die Stärke des anderen wieder anerkennen.
Sexuell herrscht in dieser Phase entweder totale Funkstille oder genau das Gegenteil: Es geht noch leidenschaftlicher zu. Werden die Machtkämpfe ins Sexuelle übertragen, kann das feurig bis gefährlich werden. Viele Paare kennen das Phänomen, sich nach einem Streit heià und leidenschaftlich zu lieben.
Jetzt steht eine Entscheidung an: Entweder ein Paar bleibt zusammen, oder die beiden trennen sich, hoffentlich in Würde und Respekt. Wenn sie sich für einen gemeinsamen Weg entscheiden, kann das in die Yin-Yang-Beziehung führen, in der gröÃtmögliches Wachstum möglich wird: für sich, den Partner und die Partnerschaft.
Phase 5: Die Yin-Yang-Beziehung
So wuchsen wir
Zusammen, einer Doppelkirsche gleich,
Zum Schein getrennt, doch in der Trennung eins
Zwei holde Beeren, einem Stiel entwachsen.
Das Shakespeare-Zitat ist eine Metapher für eine gereifte Partnerschaft, in der aus einem Ich und Du das Wir entsteht und aus dem Wir wieder das Ich und Du. Jeder versteht sich als Individuum und erkennt die Einzigartigkeit des anderen. Gleichzeitig nehmen sie sich aber auch als Paar, als ein Wesen, wahr.
Diese Phase wünschen wir uns alle bereits gleich nach der Verliebtheit. Tatsächlich ist sie aber die Belohnung für alle Mühen, die Frustration, den Schmerz und die Verzweiflung und dafür, dass wir nie aufgegeben haben.
Die Yin-Yang-Beziehung ist eine reife, gewachsene und erfüllende Liebesbeziehung. Beide schöpfen aus der eigenen Fülle, verschenken sich selbst, schenken sich einander und schenken sich der Welt. Beide haben ihre femininen und maskulinen Kräfte gut ausbalanciert und sind deshalb auch nicht mehr auf die maskuline und feminine Rolle fixiert. Sie handeln aus dem Moment, aus dem jetzt , genauso, wie es gerade stimmt und angemessen ist.
Die Yin-Yang-Partner kennen und genieÃen das Anderssein. Sie sind gleichwertige Partner, die sich spielerisch an der Verschiedenheit reiben und das Gemeinsame feiern. Sie spielen mit all ihren Möglichkeiten und sehen den Partner immer wieder mit anderen Augen. Sie kennen beide Seiten aneinander, die hellen wie auch die dunklen Aspekte. Sie haben das, was wir ein liebendes Herz nennen, und sie haben etwas Drittes, auf das sie ausgerichtet sind: Das können Kinder sein, ein Haus, eine gemeinsame Aufgabe, ein Projekt oder eine Berufung. Jeder kann aber auch gut für sich alleine sein und dies genieÃen. AuÃerdem pflegen sie kontinuierlich jenes subtile, empfindsame Geschöpf: ihr Beziehungswesen, das jetzt schnurrt, zufrieden und satt auf dem Sofa liegt. Sie sind fähig zur Differenzierung und Selbstregulierung, übernehmen jeder für sich die Verantwortung für den jeweils eigenen Prozess, fördern und unterstützen zugleich den Weg des Partners, weil ihnen das eigene Wachstum genauso am Herzen liegt wie das des Geliebten.
Die drei Beziehungspolaritäten
Neben den fünf Phasen einer Beziehung können wir auch drei grundlegende Polaritäten in Beziehungen unterscheiden: Nähe und Distanz, Wandel und Beständigkeit, Ich und Du. Diese drei Polaritäten beschreiben die Grundthemen jeder Partnerschaft. Es ist wichtig, sich der Dynamik der sich in diesen Polaritäten wechselseitig beeinflussenden Kräfte bewusst zu werden, damit sie nicht nur als ein »Entweder-oder«, sondern auch als ein »Sowohl-als-auch« erlebt werden können. Die Erfahrung zeigt, dass jedes Paar meist einen Pol der Paarpolarität bevorzugt, während es den
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