Vom Nehmen Und Genommenwerden
Authentizität. Weil wir Angst davor haben, verlassen zu werden, gehen wir Kompromisse ein. Wir verleugnen uns selbst, um die Liebe des anderen nicht zu verlieren. Damit verraten und verletzen wir aber nicht nur eine Person, sondern zwei: uns selbst und den Partner.
Wenn wir authentisch sind, gehen wir immer das Risiko ein, den Partner zu verletzen. Deshalb müssen wir auch bereit sein, seinen Schmerz und seine Kränkung auszuhalten, ohne uns gleich wieder zurückzunehmen. Wir sprechen hier also abermals von der Fähigkeit zur Differenzierung. Nur so haben wir die Chance, dass auf Dauer zwei gleichwertige Partner miteinander über das, was sie im Innersten bewegt, kommunizieren.
Kommunikation als Resonanz
Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.
Joseph von Eichendorff
Auf dem Weg zur wahren Partnerschaft ist das Zauberwort »Kommunikation«. Alles in diesem Universum hat eine Eigenschwingung und zeigt uns sein Wesen, sobald wir in Resonanz zu dieser Schwingung treten. Dieses Zauberwort kann ein Blick, eine Berührung, eine Stimmlage oder eben ein Wort sein. So fördert eine gute Kommunikation Klarheit, Intimität, Liebe und Respekt.
Beim Thema Kommunikation gibt es zwei wichtige Grundsätze. Der erste lautet:
Man kann nicht nicht kommunizieren.
Dies ist das berühmte Axiom des Kommunikationsforschers Paul Watzlawick. Auch wenn wir uns verweigern, nicht sprechen, uns zurückziehen, ist dies eine Botschaft, die »gelesen« und interpretiert werden kann. Selbst wenn wir ans Ende der Welt flüchten, ist dies eine Aussage. Aber auch Mimik, Gestik, Ausstrahlung und Stimmungen sind genauso Botschaften wie Worte. Wir lösen immer eine Reaktion aus. So etwas wie Nichtkommunizieren gibt es also nicht.
Der zweite Grundsatz lautet:
Wir können den anderen nicht ändern.
Meist wollen wir, dass sich der Partner ändert, ob es nun um ein bestimmtes Verhalten, eine Meinung oder eine Anschauung geht. Dies ist aber in den meisten Fällen unmöglich. Verändern können wir immer nur uns selbst oder unsere Haltung zu einem Problem oder einem Menschen. Dann besteht sogar die Chance, dass auch der Partner anfängt, sich zu verändern.
Wenn wir eine Auswahl der wichtigsten Regeln für eine erfolgreiche Kommunikation treffen müssten, wären es die folgenden. Sie alle helfen, Gespräche zu vertiefen, Gefühle von Verbundenheit und Vertrauen zu wecken. Ihnen gemeinsam sind Prinzipien von Wertschätzung, Gegenseitigkeit, Gemeinsamkeit und der Verzicht darauf, Macht auszuüben. Sie folgen dem Weg der herzlichen Liebe.
1. Den Standpunkt im Gespräch immer vom Du zum ICH zurückholen: Schuldzuweisungen bringen grundsätzlich nichts. Aber auch sich klein zu machen und sich zum Opfer zu stilisieren ist fehl am Platze. Statt zu jammern, sagen wir besser genau, was wir wollen. Wir schildern unser Erleben, teilen unsere Gefühle, Empfindungen und Gedanken mit und nehmen Vorwürfe als Anlass, über uns selbst zu reflektieren. Den besten Spiegel finden wir auch hier in der Sexualität. Rein von der sexuellen Anatomie ausgehend, berührt der Mann seine Partnerin so, wie er selbst gerne berührt wird: konkret und handfest. Die Frau hingegen stimuliert ihn so, wie sie selbst gerne berührt wird: sanft und sensibel. Das ernüchternde Resultat ist, dass beide nicht das bekommen, was sie sich wünschen. Aber haben sie auch ihre Bedürfnisse und Vorstellungen dem anderen mitgeteilt? Anstelle einander beim Sex ständig Vorwürfe zu machen, dass die Art der Stimulation schon wieder nicht stimmt, anstatt den Partner ständig zu korrigieren, ist es viel sinnvoller, sich über folgende Frage auszutauschen: Wie will ich berührt werden? Was brauche ich, um heià zu werden, mich sinnlich und erotisch zu fühlen? Welche Stimulationen törnen mich an, welche törnen mich ab?
2. Kurz, prägnant, direkt kommunizieren: Für das Gesprächsverhalten ist es förderlich, uns kurz, prägnant und direkt auszudrücken. Wir konzentrieren uns auf das Wichtigste und vermeiden es, Monologe zu führen und den anderen »an die Wand« zu reden. Damit wahren wir das Gesicht unseres Gegenübers. Wir ziehen uns nicht auf irgendwelche Machtpositionen zurück und werten unseren Partner nicht ab oder demütigen ihn gar, indem wir ihn nicht beachten,
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