Vom Nehmen Und Genommenwerden
nicht ansehen, nicht auf ihn eingehen oder das Thema wechseln. In der sexuellen Begegnung sollten wir uns bemühen, authentisch und ehrlich über die eigenen Gefühle und Empfindungen zu sprechen. Warum habe ich keine Lust? Weshalb ist es schwierig, einen Orgasmus zu bekommen? Was hindert mich daran, Kontrolle aufzugeben und mich hinzugeben?
3. Trennen zwischen emotionalem Ausagieren und Sprechen: Wenn wir emotional aufgeladen und sehr wütend, traurig oder beleidigt sind, ist es häufig besser, diese Energie erst einmal für sich über eine Katharsis (Reinigung) zu entladen. Jeder wird seine eigene Methode haben, Dampf abzulassen: Einige gehen vielleicht joggen, andere schimpfen eine Weile laut vor sich hin, wieder andere hacken Holz, und manch einer setzt sich hin und meditiert. Nach einer solchen Katharsis ist es viel eher möglich, über das Vorgefallene zu sprechen.
4. Die unterschiedlichen Kommunikationsarten von Mann und Frau beachten: Damit ist die simple Tatsache gemeint, dass Mann und Frau unterschiedlich kommunizieren. Der amerikanische Bestsellerautor John Gray hat dies mit seinem Buch »Männer sind anders. Frauen auch« populär gemacht. Vielfach läuft die Kommunikation eines Paares nicht nur schlecht, sondern beide reden schlicht und ergreifend aneinander vorbei. Nicht aus böser Absicht, sondern weil beide die besonderen Unterschiede zwischen der Kommunikation des Mannes und der der Frau zu wenig berücksichtigen.
So will die Frau in erster Linie verstanden werden, der Mann sucht hingegen eher nach Lösungen. Männer bewältigen ihre Probleme alleine und kommen gar nicht auf die Idee, dass ihre Partnerin nur über ihre Probleme reden will. Für sie wäre die Welt in Ordnung, wenn er etwas Einfühlungsvermögen zeigte und zuhörte. Wenn sie mit ihm über ihre Probleme sprechen kann, fühlt sie sich ihm nahe. Lösungen sind ihr dann nicht so wichtig. Wenn der Mann begreift, dass es die Wahl des Zeitpunktes und sein belehrender Ton sind, die bei ihr auf Ablehnung stoÃen, und nicht seine Lösungsvorschläge an sich, wird er mit einem Schmunzeln darüber wegsehen können. Wenn die Frau merkt, dass nicht ihre Bedürfnisse, sondern ihre langatmige Art, diese vorzubringen, von ihm abgelehnt wird, nimmt sie es nicht persönlich. Beide fühlen sich verstanden und akzeptiert mit dem, was sie einander mitteilen.
Streiten als Kraftquelle
Wenn Paare sich wirklich aufeinander einlassen, ist Streit nicht zu vermeiden, und zwar als völlig normale Gegenreaktion auf die Tendenz, miteinander zu verschmelzen. Im Streit suchen wir nach Veränderung und Entwicklung im polaren Gefüge der Zweierbeziehung. Je mehr wir in uns ruhen, je besser wir zuhören und uns einfühlen, statt nur zu reagieren, desto konstruktiver ist der Streit.
Streit hat immer mit Projektion und Gegenprojektion zu tun. Je emotionaler wir dabei sind, desto heftiger fliegen die Fetzen. Wer streitet, hat Angst. Angst um das eigene Territorium, Angst vor Verlust oder Veränderung, Angst vor Bedrohung der eigenen Identität. Worum gestritten wird, ist nebensächlich, denn jeder hat auf seine Art recht. Beim Streiten geht es also nicht ums Gewinnen, sondern ums Kommunizieren, und zwar so, dass beide am Ende die Gefühle des anderen wahrnehmen können und nicht mehr so sehr in die eigenen Emotionen verstrickt sind.
Die Frage ist nicht, ob wir streiten sollen, sondern wie wir streiten, ohne uns selbst und den anderen dabei zu verlieren. Wenn klar ist, dass wir beim Streiten einfach das (scheinbar) »Böse« nach auÃen projizieren, dann kann ein Paar mit etwas gutem Willen eine Streitkultur aufbauen, die zu wirklicher Versöhnung führt. Wie immer gilt es, einige wichtige Punkte zu beachten. Inspiriert zu diesen Punkten hat uns der Hamburger Psychologe und Paartherapeut Michael Cöllen. Streiten setzt eine Menge Aggression, Konfrontation und Wut frei. Diese sind wichtige Kraftquellen für Selbstwert, Lust und Sicherheit. Streiten kann also durchaus kräftigend und verbindend wirken. Um Streiten sicher zu machen, gilt es, Regeln aufzustellen und einzuhalten.
Während des ganzen Streits kommt es darauf an, im Kontakt mit dem Partner zu bleiben, indem wir immer wieder Augenkontakt miteinander herstellen. Durch Wegschauen, Nichtbeachten und Themenwechsel untergraben wir den Dialog.
Beim Streiten gilt es, immer wieder zum Hauptthema
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