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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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zum Beispiel die Sucht nach Romanzen, die viele Menschen davon abhält, ihre realen Beziehungen mit allen Konfrontationen zu leben. Auch wenn er immer wieder für Schlagzeilen sorgt, wird auch der allgegenwärtige Pornokonsum tabuisiert, aber auch die weitverbreitete Internet- oder Chatsucht, bei der alle Sehnsüchte auf einen virtuellen Partner projiziert werden.
    Hat ein Partner trotz anderslautender Abmachungen bereits einen Seitensprung gemacht und ist dieser transparent, haben beide ihre Lektion zu lernen. Was sind die Gründe dafür, dass es zu einem One-Night-Stand oder gar zu einer Affäre kam? Welche Bedürfnisse sind in der Beziehung nicht abgedeckt? Warum gerade jetzt? Ehrlichkeit und das Zugestehen von Schmerz und Eifersucht des einen sind ebenso wichtig wie das Benennen und Aushalten von peinigenden Schuldgefühlen des anderen. Wenn Schuldzuweisungen vermieden werden und die beiden nicht ins Täter-Opfer-Schema fallen, wenn das Vorgefallene weder bagatellisiert noch dramatisiert wird, dann kann ein Seitensprung ein Vorbote für Wandel hin zu einem neuen, besseren Gleichgewicht sein.
    Partner, die sich treu bleiben, tun dies meist nicht in Ermangelung von Gelegenheiten, ebenso wenig aus familiären, ökonomischen oder weltanschaulichen Gründen. Sie tun dies einfach, weil es ihnen so entspricht, um sich selbst und ihrer Liebe treu zu bleiben. Das sind vor allem die Paare, die sich durch ihre Krisen »hindurch-lieben«.
    Commitment – Eine Übereinkunft
    Wer sein Herz öffnet, braucht ein sicheres Gefäss, in dem sich die Beziehung entfalten kann. Einigen Paaren reicht das Versprechen der gegenseitigen Treue. Andere ziehen einen offizielleren Rahmen dafür vor. Dieser kann vom Staat oder von der Kirche, aber auch selbstbestimmt als Liebesvertrag geregelt werden. Werfen wir jedoch zunächst einmal einen Blick zurück in die Geschichte, wie früher mit Verträgen in Beziehungen umgegangen wurde.
    Die folgenschwere Trennung zwischen der »Heiligen« und der »Hure« stammt von dem Kirchenvater Hieronymus, der im 4. Jahrhundert lebte. Damals wurde die Idee geboren, dass Sex nur der Zeugung dienen dürfe und aufregender Sex mit der eigenen Frau schändlich sei. Erst gut tausend Jahre später wurde auf dem Konzil von Trient die Ehe als Sakrament dargelegt, doch noch weitere 300 Jahre durften sich nur Adlige und besitzende Bürger verheiraten (und Sex mit kirchlichem Segen praktizieren).
    Gegenbeispiele der neueren Vergangenheit: 1972/73 galt in der in Wien von Otto Mühl gegründeten Kommune AAO, der Aktionsanalytischen Organisation, die absolute sexuelle Freiheit. Die Ehe wurde als »spießige, bürgerliche und verlogene« Zweiergemeinschaft zugunsten der freien Sexualität verteufelt. In der spirituellen Gemeinschaft Damanhur bei Turin (Italien) wird die Ehe auf Zeit geschlossen und das Eheversprechen immer wieder neu eingefordert oder aufgehoben.
    Wer also nicht streng religiös ist oder staatlichen Sanktionen folgt, der hat es heute nicht leicht, einen authentischen Weg zu gehen. Da es immer weniger äußere Grenzen in Form von Ge- und Verboten gibt, sind wir umso mehr aufgefordert, über die eigenen Grenzen nachzudenken und uns darüber auszutauschen, gerade wenn beide unterschiedlichen Vorstellungen von Erotik anhängen. Manchmal hilft es schon, zwischen konkret umsetzbaren Wünschen und reinen Fantasien, die gar nicht umgesetzt werden müssen, zu unterscheiden.
    Herzliches Lieben ohne Abmachungen ist nicht möglich. Grenzen zu erkunden und vielleicht sogar zu überschreiten, bedingt klare Absprachen. Natürlich ist dazu nicht mehr zwingend die Rechtsform der Ehe nötig. Vielmehr geht es darum, dass beide Partner sich verpflichten, den Weg der Liebe zu gehen. Ein offenes Herz lebt im Hier und Jetzt und kennt nur seine eigene Liebe und den Wunsch, diese Liebe auszudrücken und zu verschenken. Und die beste Übung dafür ist immer noch, sich so oft wie möglich zu lieben, weil Sexualität immer wieder die Erfahrung tiefster Intimität ermöglicht.
    Ein erster Schritt besteht also in der Entscheidung, wirklich den Weg der Liebe gehen zu wollen. Wir empfehlen zusätzlich, dies durch den Abschluss eines Liebesvertrages zu unterstützen. Wie kann dieser in der Praxis aussehen? Beide Partner müssen sich zuvor klar werden über ihre Wünsche und Erwartungen, auch diejenigen in

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