Vom Nehmen Und Genommenwerden
Masturbation ist für uns ein Weg, nicht nur mit sich selbst eine Liebesbeziehung aufzubauen, sondern auch die Beziehung mit dem Partner zu vertiefen. Ãblicherweise assoziieren wir mit Masturbieren eine Spannungsentladung. Mit dem Wort Selbstliebe hingegen zeigen wir, dass wir über diese sexuelle Praxis in einen tieferen Kontakt mit uns treten können. Wir schlieÃen uns Woody Allan an, der einmal mit einem Augenzwinkern meinte: »Onanie ist Sex mit jemanden, den ich mag.«
Prinzipiell ist die sexuelle Reaktion, also die Art, wie wir begehren, wie wir Erregung aufbauen und den Orgasmus herbeiführen, ein erlerntes Verhaltensmuster. Das bedeutet nichts Geringeres, als dass wir jederzeit umlernen können, um mehr Genuss und Erfüllung zu erlangen. Selbstbefriedigung ist mit Abstand die beste Möglichkeit, den Orgasmus zu modulieren. Wir können also einerseits (um)lernen, andererseits aber überhaupt erst lernen, einen Orgasmus zu bekommen, ihn zu vertiefen oder zurückzuhalten. Tatsache ist, dass die meisten Menschen durch Masturbation herbeigeführte Orgasmen als ihre intensivsten Höhepunkte erleben. Das kann damit erklärt werden, dass beim Onanieren die ganze Aufmerksamkeit nur auf einen selbst gerichtet ist. Beim Sex mit dem Partner gewinnt das Zusammenspiel, wie zum Beispiel das Synchronisieren der Lust, aber auch die Beziehungsebene eine gröÃere Bedeutung. So gesehen ist es verständlich, dass es einfacher ist, einen Orgasmus alleine zu erreichen. Einige erleben es dabei allerdings als einen kleinen Wermutstropfen, dass die Befriedigung sowohl körperlich, meist aber auch seelisch, nicht so tief ist wie beim Sex zu zweit. Dafür gibt es eine Erklärung. Bei einem Orgasmus zu zweit ist die Ausschüttung von Prolactin viermal höher als bei der Selbstliebe. Prolactin ist ein Milchbildungshormon, und sein Pegel schieÃt nach dem Orgasmus bei beiden Geschlechtern in die Höhe. Es schenkt uns ein Gefühl von Sättigung und Wohlbefinden, verhindert aber gleichzeitig auch den Aufbau von neuer sexueller Erregung.
Die Praxis der Selbstliebe: Wie sieht der Weg der sexuellen Selbstliebe nun konkret aus? In einem ersten Schritt geht es zunächst um nichts anderes, als überhaupt einmal Energie aufzubauen. Am effizientesten geschieht dies über die Kombination der Schlüssel Atem, Bewegung, Stimme und Achtsamkeit. Man kann zum Beispiel den ganzen Körper zehn Minuten lang kräftig ausschütteln, anschlieÃend fünfzehn Minuten »chinesisch« reden (brabbeln, Laute ohne Sinn machen) und dabei die Laute mit Gesten untermalen. Um dann fünf Minuten still zu sitzen und auf das Echo zu lauschen.
Sobald wir uns lebendig und energetisch aufgeladen fühlen, besteht der nächste Schritt darin, sich in die Energie hinein zu entspannen. Energieaufladung und das Entspannen in die Energie hinein sind dabei zwei völlig entgegengesetzte Energiebewegungen.
Der dritte Schritt führt uns zum eigentlichen Kern des Selbstliebe-Rituals. Jetzt geht es darum, die sexuelle Erregung dazuzunehmen und verschiedene Arten und Qualitäten sinnlicher Empfindungen und sexueller Stimulationen zu erkunden. Welche Berührungen sind vertraut, welche sind neu, welche können die Lust noch steigern? Bei der Selbstliebe lernen wir nicht nur unsere sexuelle Reaktion kennen, wir lernen auch, die Lust- und Energiewellen langsam aufzubauen und den Moment des Orgasmus zu erkennen. Sobald wir mit unserer Erregung in Kontakt sind, können wir den Orgasmus hinauszögern, ihn zulassen und intensivieren.
Selbstliebe für die Frau: Beim Selbstliebe-Ritual der Frau geht es in erster Linie darum, Kontrolle loszulassen, um sich ganz dem Augenblick hinzugeben. Die weibliche Erregungskurve ist vergleichbar mit Wellen, die manchmal lustvoll ansteigen, um dann wieder in das Meer des Ozeans einzutauchen. Auch wenn die Frau im Orgasmus nicht so viel Energie verliert wie der Mann, lautet die Herausforderung, der Versuchung den Orgasmus zu widerstehen.
Sobald sich die Frau mithilfe der Schlüssel Atmung, Bewegung, Stimme und Achtsamkeit lebendig fühlt, massiert sie ihren ganzen Körper, um noch besser in Kontakt mit ihren Empfindungen zu kommen. Vielleicht mag sie es besonders, ihre Brüste zu berühren, die Hände darauf zu legen oder sie zu massieren. Mit der Zeit richtet sie die Aufmerksamkeit mehr auf ihr Becken. Sie beginnt vielleicht, sich den Bauch zu
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