Vom Regen in die Traufe
Jahren zwangsl ä u fig der Fall sein w ü rde.
» Liebe Lena! Wie du merkst, haben die Dinge eine wirklich besorgniserregende Wendung genommen. Du kannst mir glauben, dass ich das Gef ü hl habe, in einem tiefen Schlamassel zu stecken. Ich m ö chte mir gar nicht ausmalen, was geschieht, wenn dieser Herr Heiskari seine irrsinnigen Absichten verwir k licht. Man kann sich leicht denken, dass dies selbst im besten Falle zu einem langen Blutvergie ß en f ü hren w ü rde. Mindestens hunderttausend Finnen w ü rden in einem schrecklichen B ü r gerkrieg ums Leben kommen, und daf ü r w ä re dann auch ich mit verantwortlich. Jetzt hoffe ich, dass du mir neue Anweisu n gen schickst und mir aus der Klemme hilfst. Was soll ich mit Herrn Heiskari machen? Kann ich ihn einfach hier in Lappland mit seinen irren Pl ä nen zur ü cklassen und so weit wegfliegen, wie es die Geldreserven erlauben? «
Am Schluss seines Briefes teilte Ragnar Lundmark mit, dass er jetzt von Tankavaara aus mit Hermanni Heiskari nach Por t tipahta fahren w ü rde, um die Pl ä ne f ü r den Aufstand aus dem Versteck zu holen, anschlie ß end w ü rden sie sich an irgendeinen ruhigen Ort begeben, um sie zu studieren, wah r scheinlich nach Utsjoki. Er bat seine Nichte, ihn im dortigen Hotel anzurufen oder ihm einen Brief zu schicken, als Ei n schreiben. Schlie ß lich hob er noch einmal den au ß erordentlich heiklen Charakter seines Briefes hervor und bat Lena erneut, diesen sofort nach der Lekt ü re zu vernichten.
In Tankavaara wimmelte es von Touristen, von allerlei Lap p landverr ü ckten und bierseligen Gestalten. Ragnar und He r manni besichtigten die Au ß enanlagen des Goldgr ä berm u seums, ebenso auch die Ausstellung in den Innenr ä umen, die sehr interessant war. Ragnar fragte sich jedoch, warum die jungen finnischen Goldgr ä ber amerikanische Schlapph ü te trugen und sich benahmen, als stammten sie aus dem Klond i ke des letzten Jahrhunderts. Dabei hatten der Goldrausch von Lappland und der von Amerika nichts weiter gemeinsam als die Geldgier.
Im Caf é Wanha Waskoolimies st ä rkten sie sich vor der We i terfahrt mit einem deftigen Beefsteak » Prospektor « aus gehac k tem Rentierfleisch, und als Nachspeise gab es » Petronellas Traum « , eine Waffel mit lappl ä ndischen Moltebeeren und Sahne. Dann nahmen sie sich ein Taxi und fuhren gut zwanzig Kilometer s ü dw ä rts, anschlie ß end von Porttipahta aus noch einmal knapp zehn Kilometer am k ü nstlichen See entlang bis zum Tankajoki und zu Hermannis H ü tte. Im Taxi verloren sie kein Wort ü ber den Zweck der Fahrt, denn schlie ß lich waren sie unterwegs, um Kriegsgeheimnisse aus dem Versteck zu holen.
Am Ziel erwartete sie ein trauriger Anblick. Hermannis H ü t te war bis auf die Grundmauern abgebrannt, ebenso der Schu p pen mitsamt der Axt und dem ü brigen Inhalt. Waren die G e b ä ude absichtlich angez ü ndet worden? Wer steckte hinter der Brandstiftung?
» Hab keine Ahnung, nicht mal die Zeitung hat was dar ü ber geschrieben « , behauptete der Taxifahrer, dabei kannte er He r manni, er hie ß Tuure Honkanen und stammte aus Vuotso.
Hermanni Heiskari untersuchte die Ruinen. Die Asche war bereits kalt, mehrfach vom Regen durchn ä sst. Das Feuer hatte vermutlich vor ein, zwei Wochen gew ü tet. Absolut alles war verbrannt, auf dem Hof lag nicht mal gerettetes Inventar. Die Flammen waren so heftig gewesen, dass der Blechherd der Sauna v ö llig verbogen und nicht mehr zu erkennen war, und der Wasserkessel war in der Hitze geplatzt. Die Brandmauer hatte sich nach unten gebogen, auf ihr zeigte sich frischer roter Rost. Hermanni musterte den Hof, dort wuchs gr ü nes Gras, so wie vorher, und die Wege waren unversehrt. Also war gar kein Feuerwehrauto hier gewesen. So l ö ste sich also das Heim eines Wandersmannes in Rauch auf, ohne die kleinste Notiz in der Zeitung, und noch nicht einmal die Feuerwehr erfuhr von dem Vorfall.
In einer Fichte am Ufer sa ß ein schwarz bemantelter Rabe, der ein paar Mal kr ä chzte. Irgendwie passte das zur Stimmung.
Hermanni war sprachlos. Er stand auf dem Hof und betrac h tete die Ruinen seiner H ü tte. Der Taxifahrer, in einiger Entfe r nung, r ä usperte sich. Das Einzige, was von der Beha u sung ü brig war, war der Briefkasten vorn am Weg. Hermanni ging hin und freute sich, denn der Kasten war voll bis obenhin. Bei n ä herem Hinsehen erwies sich die Freude als verfr ü ht. Der Postbote hatte zu dem Eremiten von Porttipahta
Weitere Kostenlose Bücher