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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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es nur so von ihren Spitzeln gewimmelt. Kein Wunder, dass dieses Vorgehen zu einem Weltkrieg gef ü hrt hatte.
    Hermanni Heiskari gab zu, dass seine Idee nicht neu war. Die Methode war lediglich schonender, obwohl es sich nat ü r lich um Psychoterror handelte, sofern man denn dieses h ä ssl i che Wort benutzen wollte. Aber wenn man in den Kampf zog, war jedes Mittel erlaubt, oder besser gesagt, man durfte auch zu ungeset z lichen Mitteln greifen.
    » Krieg ist h ä sslich und vulg ä r. Helden sind nur die, die am Leben bleiben und denen es gelingt, sich aus den Konflikten herauszuhalten « , lie ß er verlauten. » Bei meinem Plan wird das ganze System auf den Kopf gestellt. Momentan ü berwacht uns der gro ß e Bruder …, die Armee, die Polizei, der Arbeitgeber, die Kirche, die Rentenanstalt, die Sozialbeh ö rde, das Kapital, das Geld, die Herren …, und ich finde, dass endlich mal die Arbeitslosen an der Reihe sein sollten, den gro ß en Bruder zu ü berwachen. «
    Ragnar gab zu bedenken, dass die » Herren « die M ö glichkeit h ä tten, die Polizei einzuschalten, oder zumindest k ö nnten sie private Sicherheitsleute engagieren, die all die Spione aus ihren Vorg ä rten verscheuchen und wieder in die Brotschlangen zur ü ckjagen w ü rden.
    Hermanni schnaubte, dass die Polizei gegen Hunderttause n de Arbeitslose machtlos w ä re, selbst wenn der gesamte Polize i apparat auf die Stra ß e geschickt w ü rde. Und die Sicherheitsle u te h ä tte man so schnell weggefegt wie leichten Staub, wenn erst mal alles richtig liefe. Ein paar Dutzend handfester Arbeitsloser h ä tten jene bezahlten Leibw ä chter rasch weichg e klopft, eine reine Aufw ä rm ü bung.
    » Und Motorradgangs? «
    Hermanni fand, dass es zu wenige solcher Gangmitglieder gab, au ß erdem waren auch die seines Wissens l ä ngst arbeitslos und vom Hass auf die Herren durchdrungen.
    Ragnar Lundmark ahnte, was das Ergebnis des »Ü berw a chungsterrors « sein w ü rde. Die davon betroffenen » Herren « w ü rden das Land verlassen, und zugleich w ü rde sich das Kapital aus Finnland zur ü ckziehen. Ein unglaubliches Chaos w ü rde entstehen. Aber das war wohl eines der Ziele von He r mannis Plan?
    » Die Geldleute und das Kapital w ü rden fl ü chten, das ist klar. Aber jene, die bleiben w ü rden, w ä ren brave Kerle, und die Arbeitslosen k ö nnten ihnen ihre Bedingungen diktieren. Und garantiert w ü rde sich wieder Arbeit finden. Die Sanierer w ü r den auf einmal erkennen, welche Menge an unerledigter Arbeit es gab. «
    Hermanni war der Ü berzeugung, dass sich anstelle der eh e maligen Herren rasch und m ü helos neue finden w ü rden. Es gab genug Interessenten, die herrschaftlich leben wollten, unabh ä n gig davon, ob die Zeiten unruhig waren oder nicht. Das Kapital kehrte stets zur ü ck, es verschwand nicht, sondern machte nur mal einen Ausflug in die Welt, um auf bessere Zeiten zu warten. Wenn sich die Situation ä nderte, w ä re das Geld im Bruchteil einer Sekunde wieder da und w ü rde das Land ü berschwemmen.
    » So einfach sind die Pl ä ne, die ich habe « , res ü mierte er und starrte nachdenklich in sein Kognakglas.
    Ragnar Lundmark musste zugeben, dass Hermannis Pl ä ne tats ä chlich einfach waren. Bei n ä herem Nachdenken wurde ihm kalt ums Herz. Die Zeit, da die Arbeitslosen Abordnungen entsandten, war tats ä chlich vorbei. Au ß erdem war Napoleon Korporal gewesen, Hitler ebenfalls, Stalin ein Priesteranw ä rter, aber Hermanni war immerhin ein Herr Unteroffizier.
    In diesem Augenblick explodierte in der K ü che des Resta u rants ein Druckkessel, die Fenster flogen in den Regen hinaus, und der entsetzte Koch und seine Gehilfen rannten quer durchs Restaurant ins Freie, gefolgt von einer dicken Rauc h wolke. Hermanni Heiskari und Ragnar Lundmark betracht e ten also ihre Mahlzeit als beendet. Als sie die Rechnung bezahlt hatten, zogen sie sich gedankenvoll zur Nachtruhe in ihre Zimmer zur ü ck.
     

13
     
    Den n ä chsten Rapport an seine Nichte Lena wagte Ragnar Lundmark nicht zu faxen, denn wom ö glich h ä tte ihn ein Unb e fugter gelesen. So beschloss er also, die Zeilen als Ei n schreiben nach Maarianhamina zu schicken.
    » Tankavaara, 15. 7.
    Liebe Lena!
    Bestimmt wunderst du dich, warum ich dir dieses Mal kein Fax geschickt habe. Der Grund ist, dass dieser Brief Dinge enth ä lt, die im schlimmsten Falle als Landesverrat angesehen werden k ö nnten. W ä hrend des Krieges stand darauf die Tode s strafe,

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