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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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und der Radikali s mus der Sechzigerjahre w ä re direkt in den Stalinismus der Siebzigerjahre gem ü ndet. Die amerikanische antiautorit ä re Erziehung h ä tte ihre irren Fr ü chte erst in den Neunzigerjahren getragen. «
    Ragnar hatte noch den Einfall, dass Risto Ryti gestorben w ä re, noch bevor er seine Gef ä ngnisstrafe als Kriegsverbrecher h ä tte antreten k ö nnen. Vermutlich h ä tte man ihn postum verurteilt. » Und die Sowjetunion w ü rde erst in einigen Mon a ten zusammenbrechen. «
    Sie h ä tten ihre Scherze ü ber dieses Thema noch endlos we i tertreiben k ö nnen, aber Hermanni beendete die Gedankenspi e le, denn ihm war eine Idee gekommen.
    » Verflucht, der Rotivaara-Akseli. «
    » Rotivaara-Akseli ? «
    Er hatte so eine Ahnung , sagte Hermanni, dass Akseli Rot i vaara, der in Siikaselk ä am Oberlauf des Tankajoki hauste, die in der Aluminiumkiste eingeschlossenen Aufstandspl ä ne st i bitzt hatte. Akseli war insofern ein unangenehmer Zeitg e nosse, als er die Reusen anderer inspizierte, sich dies und das aneign e te, was er gebrauchen konnte, seine Nachbarn im Wald belaue r te und beobachtete und seine Langfinger mal hier und mal da benutzte. An sich war das nicht schlimm und fast zu entschu l digen, denn Akseli war ein alter Mann und schwer v ersehrter Kriegsinvalide, der vollauf zu tun hatte, sich durc h zubringen. Er hatte ein Bein aus Holz, das richtige hatte er 1942 in Rukaj ä rvi in Karelien eingeb üß t. Hermanni zeigte auf mehrere Abdr ü cke im Torf.
    » Eindeutig von Akselis Holzbein. «
    Ragnar erkundigte sich, ob der besagte Akseli Rotivaara vie l leicht Pazifist war, da er geheime milit ä rische Dokumente stahl.
    » Keineswegs. Feldwebel. «
    Sie kehrten wieder zu ihrem Ausgangspunkt, zur Brandru i ne, zur ü ck. Ein wahrlich d ü sterer Anblick. Auch der Rabe lie ß sich erneut in der Strandfichte nieder, um mit seinem G e kr ä chze die Stimmung zu unterstreichen.
    Als das Taxi erschien, wiesen sie Chauffeur Honkanen an, auf direktem Wege ü ber Vuotso nach Siikaselk ä zu fahren. Unterwegs plauderten sie ü ber dies und das. Ragnar fragte den Fahrer, ob er je den Schmucken Jussi chauffiert habe. » Nee, ich nicht, daf ü r bin ich zu jung, aber Jussis S ö hne habe ich ku t schiert, oft sogar. «
    Ragnar staunte: War der Schmucke Jussi, K ö nig der fliege n den Gesellen, je in seinem Leben verheiratet gewesen? » Das nun gerade nicht. Aber S ö hne hat er angeblich mehr als hu n dert, und T ö chter noch dazu. In den Kirchenb ü chern von Inari sind an die vierzig Kinder eingetragen, und wer wei ß wie viele noch in anderen Gemeinden. In Inari umfasst das en t sprechende Personenstandsregister mehrere Seiten, der Pastor hat f ü r Jussi eine eigene Spalte eingerichtet und darin notiert: » Weitere Bankerte des Schmucken Jussi, siehe Anhang « . Das ist dann noch ein Extraheft, voll mit Namen von Jussis Ki n dern. «
    Hermanni wusste zu berichten, dass der Schmucke Jussi einst, das war noch vor dem Krieg, die Absicht gehabt hatte, der sch ö nen K ö chin des Holzf ä llercamps einen Heiratsantrag zu machen. Es war August gewesen, die beiden waren Arm in Arm am Kemijoki spazieren gegangen und hatten den Mond b e trachtet. Jussi hatte die entscheidenden Worte zuvor au s wendig gelernt. Der Augenblick war sehr romantisch gewesen. Jussi hatte sich eine Weile ger ä uspert und dann angefangen: » Hab so bei mir gedacht, dass wir beide …«
    » Aber genau in dem Moment setzte eine Mondfinsternis ein. Es war stockdunkel, sodass man nicht mal zum Reden genug sehen konnte. Und so wurde nichts aus der Sache. «
    Ragnar meinte, falls das alles stimmte, d ü rfte der Schmucke Jussi mehr Nachkommen haben als Urho Kekkonen.
    Der Taxifahrer wiederum fand, dass die beiden noch gar nichts gegen Matti Ahtisaari waren, der ü berall auf der Welt Kinder hatte. Er war einfach der Typ Mann. Sachlich im Auftr e ten, aber mit einer geh ö rigen Portion Leidenschaft.
    » Er war jedenfalls immer m ä chtig viel unterwegs « , kam es zustimmend von der R ü ckbank.
    Sie fuhren nach Norden, an Vuotso vorbei, dann bogen sie nach links auf die Stra ß e nach Siikaselk ä ab, die zum Oberlauf des Tankajoki f ü hrte.
    » Die S ö hne vom Jussi haben alle gesunde Beine, auch wenn der Vater diesen Kr ü ppelfu ß hatte. Nur beim L ü gen stehen sie ihm in nichts nach « , setzte der Fahrer die Unterhaltung fort.
    » Fantasie vererbt sich somit eher als deformierte Beine « , konstatierte Ragnar

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