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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Missionsstationen und Kirchen. Das lie ß darauf schlie ß en, dass die wilden Ureinwohner der S ü dsee weit s ü ndiger waren als die schlimmsten Schurken in der ü brigen Welt und dass deshalb massenweise aufopferungsvolle westl i che Missionare gebraucht wurden, um ihre schwarzen Seelen zu retten.
    Hermanni mietete sich ein Fahrrad und umfuhr zwei, drei Mal die Insel, jede Runde war drei ß ig Kilometer lang. Von den H ü geln wehten die D ü fte der Blumen und Kr ä uter her ü ber, vorn Meer her kam ein frischer und warmer Wind. Der Str a ß enrand leuchtete rot von bl ü hender Bougainvillea.
    Aber der Oberst und Butler Ragnar Lundmark sa ß in der Strandbar und schielte nach den jungen und sehnigen polynes i schen Burschen, die ihn umso mehr interessierten, je mehr Cocktails er schl ü rfte. Er sprach die J ü nglinge an und unte r hielt sich mit ihnen, schloss Bekanntschaften. Es ist ja so, dass solche Kontakte zwischen den V ö lkern, unabh ä ngig von Rasse oder Staatsform, ein Ausdruck der gro ß artigen F ä higkeit der zivil i sierten Welt sind, zur ü ckgebliebenen Naturv ö lkern Kultur zu vermitteln. Die jungen Kellner und ein paar andere Burschen, die sich angefunden hatten, besuchten Ragnar auch auf seinem Zimmer. Die freien und unbefangenen erotischen Sitten der S ü dsee fanden die v ö llige Billigung des Oberst.
    Bei diesen v ö lkerverbindenden Aktivit ä ten wurden sie nach ein paar Tagen aufrichtige Freunde, man darf sagen, sie kamen pr ä chtig miteinander klar. Ragnar wurde sogar zu einem trad i tionellen Fest eingeladen, das die Ureinwohner in einem Dorf in den H ü geln veranstalten wollten. Man sagte ihm, dass er der Ehrengast sein w ü rde. Als er sich erkundigte, ob er die Einl a dung auch an seinen Reisegef ä hrten Hermanni Heiskari weite r geben k ö nnte, reagierten die einheimischen Burschen able h nend. Dieser gro ß e und z ä he Finne geh ö rte nun wirklich nicht auf die G ä steliste des bevorstehenden Festes. Am b e wussten Tag hinterlie ß Ragnar also in seinem Zimmer einen Zettel mit der Nachricht, dass er diesen Abend und vielleicht auch die Nacht bei den Ureinwohnern in einem Dorf in den Bergen verbringen w ü rde.
    Zur vereinbarten Stunde holten die bezaubernden polynes i schen J ü nglinge den Oberst mit ihren Mopeds ab, und so ve r schwand er in der Dunkelheit auf dem Pfad, der in die Berge f ü hrte.
    Hermanni kehrte bei Einbruch der Dunkelheit ins Hotel z u r ü ck und gab sein Fahrrad in der Ausleihstation ab. Anschli e ß end setzte er sich in die Strandbar, trank ein k ü hles Bier und schaute aufs Meer, das in der Dunkelheit beruhigend rauschte. Am Horizont, ein paar Hundert Meter entfernt, schimmerte ein wei ß er Schaumrand, dort lag das Korallenriff, hinter dem der Tausende Kilometer weite Ozean begann. Hermanni war ganz ruhig und entspannt und hatte das G e f ü hl, dass alle Menschen in ebendiesem Moment lieb und freundlich waren.
    Unheil verk ü ndendes Trommeln klang von den Bergen he r unter. Hermanni ahnte, dass hoch droben im Mittelteil der Insel Feste der heftigeren Art begannen. Wo mochte Ragnar stecken?, fragte er sich, ging zum Zimmer des Oberst und klingelte an der T ü r. Keine Antwort. Hermanni lie ß sich an der Rezeption den Schl ü ssel seines Reisegef ä hrten aush ä nd i gen, fand im Zimmer die kurze schriftliche Botschaft und kehrte wieder in die Bar zur ü ck. Dort begann er in seinem akze p tablen Englisch ein Gespr ä ch mit dem Kellner, fragte, was das Trommeln bedeutete, und pl ö tzlich begriff er. Dort oben war ein Fest und dort war Ragnar, und wom ö glich in keiner ganz sicheren Gesellschaft. Hermanni griff sich in der Ausleihstation eine Vespa, trat auf den Anlasser und lenkte das Gef ä hrt auf den Trampelpfad, der in die Berge f ü hrte.
    Im schwankenden Lichtkegel der Vespa sah er Ananasg e w ä chse und Palmenst ä mme, bis er in eine H ö he gelangt war, in der nur mehr Str ä ucher wuchsen. Endlich gelangte er aufs Bergplateau, dort gab es einen freien Platz, ringsum standen mehrere H ü tten. Mitten auf dem Platz loderte ein gro ß es Feuer, um das sich die Leute versammelt hatten, und auch Ragnar Lundmark befand sich dort. Er lag in der N ä he des Feuers mit ausgestreckten Beinen auf einer Trage, die He r manni an einen Operationstisch erinnerte. Im Schein des Feuers konnte er erkennen, dass sein alter Gef ä hrte nicht mehr bei Verstand war, er war in einen Drogenrausch versetzt worden, deswegen halb bewusstlos und

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