Vom Regen in die Traufe
ü hte und Spekulanten allgege n w ä rtig waren, und dasselbe passierte jetzt in der Krise. Lug und Betrug, wo man hinsah. Ich mag das gar nicht alles erz ä hlen. Viele logen und behaupteten, arbeitslos zu sein, obwohl allg e mein bekannt war, dass sie Tag und Nacht schwarzarbeiteten. «
Pekka behauptete, dass die Berufskraftfahrer und die Zi m merleute am schlimmsten waren. Und Liisa erg ä nzte, dass auch die Friseure viel schwarzarbeiteten. Und was sollte man von den Tausenden erwachsenen Bauerns ö hnen halten, die nur auf der faulen Haut lagen und ihr Arbeitslosengeld kassierten? Au ß e r dem war bekannt, dass in Lappland viele Re n tierdiebe und Fischer von staatlicher Unterst ü tzung lebten, aber ganz dreist nebenbei diverse Jobs annahmen und nat ü r lich nicht mal Steuern zahlten.
Pekka fand, dass es sich bei der Arbeitslosigkeit vielfach nur um Unf ä higkeit oder notorische Faulheit der Betroffenen handelte. F ü r so manchen war die Krise eine willkommene Gelegenheit, herumzuliegen und nichts zu tun.
Sozialschnorrer, die sich hilflos gaben, unf ä hige Schlampen, die das Alleinerziehen zu ihrem Beruf gemacht hatten, versoff e ne Bauernl ü mmel und Knechte, Rentierdiebe und Schwarza r beiter hatte die Krise auf den Plan gerufen. Liisa wusste, dass es laut Sch ä tzung der Beh ö rde in Finnland mindestens f ü nfzigta u send kriminelle Arbeitslose gab. Und ihre ehemaligen Kollegen hatten ihr geschrieben, dass eine Untersuchung irgendwo in Padasjoki ergeben hatte, dass nur noch zwei Drittel der Arbeit s losen in der Verfassung waren, eine Arbeit anzunehmen. Die anderen hatten schon aufgegeben.
» Sie ziehen sich zur ü ck, liegen von morgens bis abends he r um, ö ffnen nicht mal mehr die T ü r, wenn der Sozialamtsmita r beiter sich ü berzeugen m ö chte, ob die Familie wenigstens noch am Leben ist. Die Briefk ä sten werden nicht mehr geleert und Briefe nicht gelesen. Die Kinder bekommen nichts zu essen, bleiben sich selbst ü berlassen und lungern auf der Stra ß e he r um, ganz zu schweigen davon, dass Haustiere wie Katzen, Hunde, Meerschweinchen und Ä hnliches ausgesetzt werden, und dann laufen Tiersch ü tzer in den Wohnvierteln und auf den M ü lldeponien herum, um die armen Viecher einzusa m meln. Ü berschuldete Personen und jene mit Zahlungsschwi e rigkeiten sind noch ein Kapitel f ü r sich, und auch unter ihnen finden sich viele Arbeitslose. «
Pekka sagte, dass ihm schon manchmal der Gedanke g e kommen sei, dass es einen Aufstand geben m ü sste, um das ganze System zu erneuern. Alles Alte sprengen und an seiner Stelle einen neuen, ges ü nderen Staat errichten. Liisa bem ä nge l te seine drastische Ausdrucksweise, obwohl sie in vielen Di n gen mit ihm einer Meinung war.
» Andererseits saugt zu viel Arbeit die Menschen aus. Es gibt Familien, da leisten die Eltern st ä ndig Ü berstunden, sie m ü s sen es tun, wenn sie ihren Arbeitsplatz behalten wollen, und sie haben niemanden, der sich um die Kinder k ü mmern kann, selbst wenn sie es noch so gern wollten. So landen dann Kinder aus absolut soliden Familien in irgendwelchen Gangs, oder sie h ä ngen die ganze Nacht in Discos oder auf Feten herum. Mo r gens in der Schule sind sie v ö llig fertig, d ö sen in den Stunden vor sich hin, oder sie st ö ren und l ä rmen, sodass auch die Mi t sch ü ler nichts lernen. In Finnland herrscht ein schrec k liches Chaos. «
Hermanni Heiskari war drauf und dran, einzuhaken und darauf aufmerksam zu machen, dass keineswegs alle Arbeitsl o sen Dr ü ckeberger und Sozialschnorrer seien, sondern die meisten anst ä ndige Leute, die sich ehrlich w ü nschten, wieder Arbeit zu finden. Doch dann sagte er sich, dass es wohl keine so gute Idee w ä re, mit den Gastgebern einen Streit ü ber die Moral der Arbeitslosen anzufangen. Man war hier viel zu weit weg von den Problemen, war auf der anderen Seite des Er d balls, also lie ß er es auf sich beruhen.
Aus dem Kinderzimmer war forderndes Geschrei zu h ö ren. Liisa eilte dorthin, um das Baby zu beruhigen. Sie erkl ä rte, dass die Kleine noch nicht mal einen Namen habe, obwohl sie schon vier Monate alt sei. Aber die Eltern konnten sich nicht en t schlie ß en, welcher Kirche sie beitreten wollten.
» Hier haben wir unseren wunderbaren kleinen Aben d stern « , plapperte Liisa. Pekka pries das Baby als sehr brav. Es hielt die Eltern nachts nie wach, hatte keine Mittelohrentz ü n dung oder dergleichen, war ein pflegeleichtes Kind. Pekka musste
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