Vom Regen in die Traufe
sich die ganze Operation innerhalb von zwei Monaten durchf ü hren. Lena Lundmarks Reederei und Speditionsfirma w ü rden dabei richtig reich werden.
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Eine Woche sp ä ter flogen sie auf die Cookinseln, die fast in der Mitte des Stillen Ozeans liegen. Die Inseln sind Mandatsgebiet von Neuseeland, und das Mutterland h ä lt ihre Verteidigung und ihre Wirtschaft aufrecht, aber die ö rtliche Bev ö lkerung hat eine weitgehende Selbstverwaltung – eigene Gesetze, ein eigenes Parlament und sogar einen eigenen K ö nig.
Wie gew ö hnlich vertrieben sich Hermanni und Ragnar ihre Zeit auf dem langen Flug damit, die Einzelheiten des Au f standsplans zu diskutieren. Ragnar machte sich dar ü ber Geda n ken, ob Finnlands regul ä re Armee wohl Panzer einsetzen w ü r de, um die Truppen der Aufst ä ndischen niederzuschlagen. Im Allgemeinen wurden B ü rgerkriege in Form von Guerillak ä m p fen gef ü hrt, in denen die schwere Ausr ü stung zu unb e weglich war, als dass sie im Kampf gegen den mobilen, versteckt lauer n den Gegner eingesetzt werden konnte.
Es ergab sich die Frage, wie sich die arbeitslosen K ä mpfer verteidigen k ö nnten, falls trotzdem Panzer in ihre St ü tzpunkte rollten. Die Armee der armen Leute h ä tte nicht die Mittel, sich Panzerabwehrwaffen anzuschaffen, zumindest nicht im Hi n blick auf gr öß ere Kriegshandlungen. Ragnar musste an die Schreckensbilder aus den schweren Tagen des Winterkriegs denken, damals waren die Finnen gezwungen gewesen, die Angriffe der russischen Panzer sozusagen mit blo ß en H ä nden abzuwehren. Sie hatten eine wirksame Sprengmethode entw i ckelt, eine Brandflasche namens Molotowcocktail, mit der sie die Panzer zerst ö rten. Aber selbst die hatten sie nicht immer zur Verf ü gung gehabt. Manchmal mussten sie auf trockene Birke n kloben zur ü ckgreifen, die sie in eine der Raupenketten des Panzers steckten. Dadurch war die betroffene Seite des Wagens blockiert, er drehte sich auf der Stelle, und die Finnen konnten ihn mit Handgranaten sprengen.
Hermanni erz ä hlte eine Geschichte vom Schmucken Jussi, der auf die ihm eigene ungenierte Art diese Abwehrmethode angewandt hatte, als er in den F ü nfzigerjahren im Koreakrieg aufseiten der Roten Milit ä rberater gewesen war. Die amerikan i schen Panzer waren Furcht einfl öß ende Gegner gewesen, und die Koreaner an der Nordfront und der in ihren Reihen k ä m p fende Schmucke Jussi hatten keine Bazookas gehabt, von Pa n zerabwehrkanonen ganz zu schweigen. Da w ä ren trockene Birkenkloben von einem Meter L ä nge h ö chst willkommen gewesen, aber die waren nicht vorr ä tig, denn fern im asiat i schen Hinterland hatte ja niemand den Wald nach finnischer Art bearbeitet. Als wieder mal ein amerikanischer Panzer in die Verteidigungslinie der Infanterie dr ö hnte, w ä hrend rote Blitze aus dem Kanonenrohr zuckten, blieb Jussi nichts weiter ü brig, als seinen linken Fu ß zwischen die Ketten des Unget ü ms zu stecken. Auf diese Weise brachte er den Panzer zum Stehen, auch wenn es in der Raupenkette b ö se knirschte. Aber der Patton-Panzer konnte auf jeden Fall unsch ä dlich gemacht werden. Der Fu ß des Schmucken Jussi war also nicht verg e bens zerquetscht und deformiert worden.
Es war Nacht, als das Flugzeug auf der Paradiesinsel Tur a vinga landete. Vom Flugplatz aus wurden die Reisenden in einem offenen Auto zu zwei Hotels gefahren, Hermanni und Ragnar w ä hlten das teuerste. In der Dunkelheit blinkten hier und da einsame Lichter, die davon k ü ndeten, dass auch auf dieser Insel Menschen wohnten. An der Decke des Hotelzi m mers hing ein Ventilator, dessen drei Fl ü gel tr ä ge paddelten und die tropische Hitze ein wenig ertr ä glicher machten.
Am Morgen, bei Licht, sahen sie eine wundersch ö ne Insel, die von einem sch ä umenden Korallenriff umgeben war, w ä h rend in ihrem Inneren hohe vulkanische Berge aufragten. Turavinga war etwa zehn Kilometer breit und um ein weniges l ä nger, ringsum verlief am Ufer eine schmale Stra ß e. Die hohen Palmen wiegten sich im herrlichen Wind des Stillen Ozeans. Alles war so unglaublich sch ö n, dass die Reisenden das Gef ü hl hatten, in ein wirkliches, irdisches Paradies g e kommen zu sein.
Wie es hie ß , war der derzeitige K ö nig ein fetter Kerl, der von morgens bis abends Palmwein trank und vermutlich h ö chstens noch bis zur n ä chsten Regenzeit leben w ü rde.
Turavinga hatte au ß er dem Flugplatz und den beiden H o tels mehr als f ü nfzig
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