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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Regelwerk der Kriegs ö konomie. Die Finanzierung eines Guerillakrieges war eine anspruchsvolle Aufgabe, und ihr versuchte sich der Oberst jetzt mit aller Kraft zu widmen. Dabei konnte er auf seine langj ä hrigen Erfahrungen im Dienste der lundmarkschen Reederei und Spedition zur ü ckgreifen. Wenn auch Reeder im Guerillakrieg nicht gebraucht wurden, so war das Fachwissen aus der Spedition umso wichtiger. Kriegskunst, Kriegsgeschic h te, Kriegs ö konomie und Waffenlehre, all diese Fragen spielten eine Rolle in den Pl ä nen, die auf Tahiti entstanden.
    Ü ber die Grundlagen der Guerillataktik schrieb Hermanni Heiskari eine zusammenh ä ngende, fast hundert Seiten umfa s sende Brosch ü re, dabei versuchte er den Text so allgemein verst ä ndlich und einfach zu formulieren, dass ihn auch Pers o nen, die nicht die Wehrpflicht absolviert hatten, also Frauen und Jugendliche, verstanden.
    Dieses Handbuch war so klar und instruktiv, dass es gut und gern als Grundlage der Milit ä rtaktik des Volksaufstandes di e nen konnte. Hermanni teilte seine Anweisungen in zwei Haup t teile ein, der eine handelte von den Aktivit ä ten der Waldgueri l la, der andere von den Erfordernissen des Stad t krieges.
    F ü r die K ä mpfer in den W ä ldern plante Hermanni eine leichte Ausr ü stung, bestehend aus einem Sturmgewehr, einem Dolch, einem Rucksack mit Tragegestell, einem Tarnanzug, einem Schlafsack und Partisanenverpflegung. Die Kosten f ü r diese Ausr ü stung kalkulierte er mit zweitausendachthundert Mark pro Mann, wobei er f ü r die Waffe sechshundert Mark veranschlagte. Ungef ä hr so viel bezahlte man im internation a len Gro ß handel f ü r ein chinesisches halbautomatisches Stur m gewehr, w ä hrend die Sten-Gun-Maschinenpistolen, die aus den Best ä nden der Alliierten ver ä u ß ert wurden, mit Magazin und allem Drum und Dran knapp zweihundert Mark kosteten.
    Hermanni konstruierte Beispiele von Kampfsituationen. Er erkl ä rte detailliert, wie ein gro ß es Industrieviertel zerst ö rt wurde. Als Ort der Operation w ä hlte er den Hafen von S öö rn ä inen, und das zu zerst ö rende Objekt sollten die Ö ltanks nahe am Wasser sein. Er empfahl ein Kampfkommando von etwa zwanzig Mann. Beginnen sollte der Angriff im Dunkeln, zw i schen Mitternacht und fr ü hem Morgen. Zun ä chst sollten die K ä mpfer die W ä chter im Hafen t ö ten, anschlie ß end mit zwei LKWs voller Sprengstoff aufs Gel ä nde fahren und die Ladung an vorab geplanten Stellen platzieren, die Spren g ladungen aktivieren, mit den Lkws abfahren und sich am Ende noch ü ber das tats ä chliche Ausma ß des entstandenen Schadens informi e ren. Unter Ausnutzung des Chaos, das das Ü berraschungsm a n ö ver bewirkt h ä tte, sollten die K ä mpfer vom Ort des Gesch e hens fl ü chten und sich auf neue Angriffe vorbereiten.
    Taktisch anspruchsvoller war die Aufgabe, einen Guerill a st ü tzpunkt in der Ein ö de zu verteidigen. Hermanni vera n schlagte als Mannst ä rke zehn Zellen mit je drei Aufst ä nd i schen. Die gesamte Besatzung best ü nde also nur aus drei ß ig K ä m p fern, aber die wirksame Verteidigung st ü tzte sich vor allem auf die sorgf ä ltige Wahl des Ortes und auf eine effektive Befest i gung.
    Das Versteck selbst sollte Teil eines Netzwerkes mehrerer St ü tzpunkte sein, sodass sich im Falle, dass einer entdeckt w ü rde und an den Feind verloren ginge, die Partisanen mit wenig Verlusten in den n ä chsten zur ü ckziehen k ö nnten. Die St ü tzpunkte sollten weit drau ß en in der Ein ö de angelegt we r den, in unwegsamem Gel ä nde, am besten in S ü mpfen oder auf waldigen Inseln, sodass sie sich effektiv bewachen lie ß en. In solch einer befestigten Stellung f ü r drei ß ig K ä mpfer ben ö tigte man f ü nf Unterst ä nde und die sie verbindenden Sch ü tzengr ä ben, ferner eine K ü che, eine Krankenstube, Lagerraum f ü r den Proviant und die Waffen sowie einen Brunnen. Die Bewaffnung best ü nde, au ß er aus Handfeuerwaffen, aus leichten Granatwe r fern und aus Bazookas mit Splittermunition. Jeder St ü tzpunkt sollte von einem weiten Minenfeld umgeben sein. Die Minen k ö nnte man noch zu Friedenszeiten prei s g ü nstig im Ausverkauf von Schwedens Armee erwerben, die sie f ü r zu grausam hielt und nicht in einem eventuellen Krieg einsetzen wollte.
    Falls ein St ü tzpunkt den Regierungstruppen ü berlassen we r den musste, war er noch vor der Flucht zu sprengen. Wichtig war, dass weder Gefangene noch Dokumente

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