Vom Reichtum des Geistes
Außer dem Raum gibt es weder außen noch innen etwas Unvergängliches. Dafür verdichten sich die Wirkungen der gespeicherten Ursachen als die gemeinsam erlebte äußere Welt, während das eigene Karma die Erfahrung davon färbt. Beide entfalten sich aus dem Raum, werden durch seine Klarheit erlebt und lösen sich in seiner Unbegrenztheit wieder auf. Sucht man also sowohl den Erleber als auch die Geschehnisse, findet man nur den Raum. Mit dieser Erkenntnis ändert sich alles. Die Trennung zwischen einem selbst und den anderen, zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen Sein und Nichtsein wird zu den Spielen einer Ganzheit, wobei der eigene Geist das Beobachtende und Unzerstörbare darstellt. Die Einsicht, dass nichts daneben gehen kann, weil der Raum, der erfährt, seine Klarheit, die erfahren wird, und seine Unbegrenztheit, die alles ermöglicht, letztendlich eins sind, setzt die ständig frische Kraft des Geistes frei. Es geht nur um den Erleber der Dinge – darum, dass er sich erkennt. Seine Raum-Klarheit-Unbegrenztheit wohnt allen Erscheinungen und Fähigkeiten inne. Er muss weder irgendetwas aufgeben, um nicht schlecht zu sein, noch kann er sich etwas hinzufügen, um sich zu verbessern. Das ist der Reichtum des Geistes. Sein Wesen war immer die unzerstörbare Verwirklichung, er enthielt alles und muss daher nichts erlangen. Der einzige Sinn sämtlicher Meditationen und Belehrungen Buddhas ist, den Geist seine Unbegrenztheit erfahren zu lassen.
Das ist das Ziel. Als breite Eiche unerschütterlich in der eigenen Kraft zu stehen, während man mit Humor und Mitgefühl das Disneyland der Welt vorbeiziehen sieht und dort eingreift, wo es langfristig sinnvoll und karmisch möglich ist. Wer das schafft, nützt jedem und hat alles erreicht.
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Über die abgebildeten Statuen
I. Buddha Shakyamuni ist der vierte von tausend Buddhas, die erscheinen werden, während auf der Erde begabtes Leben besteht. Er wurde in die königliche Familie Gautama in Lumbini hineingeboren und lebte bis zu seinem 29. Lebensjahr abgeschirmt als Prinzensohn. Nachdem er unerwartete Begegnungen mit Alter, Krankheit und Tod hatte und denen keine Dauerwerte entgegensetzen konnte, verließ er nach der Begegnung mit einem Meditierenden den Hof. Er wollte ungestört nach dem zeitlosen, unzerstörbaren Zustand suchen, den dieser ihm gezeigt hatte. Nach sechs Jahren des Lernens bei unterschiedlichen Lehrern erlangte er mit 35 Jahren in Bodhgaya die volle Erleuchtung. Anschließend lehrte er 45 Jahre lang auf seiner Wanderschaft zwischen Koshala und Magadha in Nordostindien unterschiedliche Sichtweisen und Mittel, je nach Fähigkeiten der Schüler.
II. Buddha des Grenzenlosen Lichtes (tib.: Öpame/skt.: Amitabha): Buddha der unterscheidenden Weisheit, rubinrot, sitzend. Die Hände ruhen im Schoß und halten eine Schale mit dem Nektar der höchsten Erfüllung. Sein Bewusstseinsfeld ist das Reine Land der höchsten Freude (Dewachen), das man durch sein Versprechen an die Wesen mit starken Wünschen nach dem Tod erreichen kann.
III. Diamantgeist (tib.: Dorje Sempa/skt.: Vajrasattva): Buddha der reinigenden Kraft aller Buddhas, weiß, sitzend. Die rechte Hand hält einen Dorje zum Herzen und die linke eine Glocke an der Hüfte.
IV. Liebevolle Augen (tib.: Chenresig/skt.: Avalokiteshvara): Buddha des Mitgefühls und der nicht unterscheidenden Liebe, weiß, sitzend, mit vier Armen. Die rechte äußere Hand hält eine Kristallmala, die alle Wesen aus der bedingten Welt befreit. Die beiden mittleren Hände umschließen das Juwel der Erleuchtung vor seinem Herzen. Die linke äußere Hand hält eine Lotosblüte, die die Reinheit seiner Einstellung zeigt. Mit seinen Augen schaut er auf alle Wesen.
V. Befreierin (tib.: Dölma/skt.: Tara), hier: Grüne Befreierin: weibliche Buddha des Mitgefühls, smaragdgrün, sitzend. Die rechte Hand ruht am Knie in der Geste des Gebens, die linke Hand hält eine Lotosblüte. Der rechte Fuß ist nach vorne gestreckt als Zeichen, dass die Befreierin jederzeit bereit ist, den Wesen zu helfen. Um sie herum sitzen 20 weitere Befreierinnen. Sie schützen vor unterschiedlichen Gefahren und erfüllen Wünsche.
VI. Machig Labdrön (1055–1153) ist die Begründerin der Chöd-Praxis, einer der acht großen Übertragungslinien innerhalb des tibetischen Buddhismus, die auf den Weisheitslehren (skt.: prajnaparamita) des Buddha basiert. Ihre Linie wurde später von ihren Schülern
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