Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
improvisieren kann. Irgendwie habe ich in der Internetschule doch mehr gelernt, als ich dachte. Entweder das, oder meine neue Schule ist total mies.
Ich lehne mich gegen das Kopfteil und beschließe, an etwas Sinnvollerem zu arbeiten wie zum Beispiel Magie. Ich verschmelze meine Energie mit dem Traumfänger, der über dem Fenster hängt, und konzentriere mich, während ich das Kitzeln seiner Federn spüre, das leichte Schwingen seiner Fransen und zusehe, wie er sich selbst vom Haken löst, einen Moment lang in der Luft schwebt und sich dann auf den Weg zu mir macht …
»Nieta ?« Paloma klopft einmal, ehe sie die Tür aufzieht und hereinspäht. Ihr plötzliches Erscheinen veranlasst mich, den Traumfänger mit beiden Händen zu fangen und ihn tief unters Kopfkissen zu schieben, wo sie ihn nicht sehen kann.
Ich atme zu hastig, und meine Wangen werden rot, da ich keinen triftigen Grund habe, ihn vor ihr zu verstecken, und es dennoch tue.
Doch ich hätte es besser wissen müssen. Palomas Blick ist überall. Sie schaut zwischen dem leeren Haken am Fenster und mir hin und her und fragt: »Und, wie war dein erster Schultag?«
Ich seufze. Schüttele den Kopf. Erst dann sehe ich sie an. »Schrecklich«, antworte ich, da es wohl keinen Sinn hat zu lügen. Doch dann wird mir klar, dass das Wort vielleicht ein bisschen zu dramatisch ist. Es war nicht alles schlimm. Auch
wenn Xotichl und Auden es vielleicht mit den Liebesbekundungen ein bisschen übertrieben haben, war die Begegnung mit ihnen eindeutig einer der Lichtblicke.
Der andere Lichtblick war Dace, auch wenn ich noch nicht ganz bereit bin, das zuzugeben – oder zumindest nicht auf diese Art.
Paloma setzt sich neben mich, wobei die Matratze unter ihrer zierlichen Gestalt kaum merklich nachgibt. »Dein erster Schultag war also so schrecklich, dass du beschlossen hast, dein Ego mit Magie zu stärken?« Sie streckt mir eine Hand hin und fordert die Herausgabe des Traumfängers, von dem wir beide wissen, dass ich ihn versteckt halte. Und obwohl ihre Worte streng klingen, erzählen ihre Augen eine ganz andere Geschichte. Sie quellen über von Mitgefühl und sagen mir, dass sie mich nur allzu gut versteht.
Ich fahre mit den Fingern unters Kissen und reiche ihr das Gewünschte, woraufhin sie zum Fenster geht und den Traumfänger wieder aufhängt. »Ich habe Cade getroffen. Schon wieder.«
Sie nickt. Stupst mit dem Finger gegen den Rand des Traumfängers und schaut zu, wie er hin und her schwingt. »Und?« Sie wendet sich zu mir um.
»Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich finden, dass er umwerfend gut aussieht und wahnsinnig charmant ist. Ich würde mich für das glücklichste Mädchen der Welt halten, weil ein solcher Junge mich wahrgenommen hat. Aber da ich es ja besser weiß, ist er mir einfach nur unheimlich.«
»Gut.« Sie nickt. »Ganz gleich, was passiert, das darfst du nie vergessen.«
Ich blicke auf meine Hände hinab. Zupfe an einem losen Faden an meiner Decke. »Dace hab ich auch getroffen, und
er ist genauso wie in meinen Träumen. Und jedes Mal, wenn ich versuche, einen Eindruck von ihm zu gewinnen …«
Paloma kommt zum Bett zurück und setzt sich ans Fußende.
»Na ja, der Eindruck ist immer … gut. Er ist das Gegenteil von Cade, aber ich muss mehr über ihn wissen. Wir haben eine Stunde zusammen, also kann ich ihm gar nicht aus dem Weg gehen, obwohl ich nicht weiß, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.«
Sie nickt, faltet die Hände im Schoß und sieht mich mit blitzenden Augen an. »Dace ist nicht dein Feind.« Sie hält inne, damit ich ihre Worte verarbeiten kann. »Der Grund, warum ich dich vor Cade, aber nicht vor Dace gewarnt habe, ist, dass du nur vor Cade auf der Hut sein musst. Vergiss das nie, nieta . Und verwechsle die beiden nie, egal was passiert.« Sie fährt sich übers Kleid, dann steht sie auf und geht zur Kommode, wo sie vor Djangos Bild stehen bleibt. »Ich habe es dir nicht früher gesagt, weil …«
Ich umklammere mein Kissen und warte darauf, dass etwas passiert, oder auf eine große Enthüllung. Doch zumindest eine Zeit lang gönnt sie mir nichts weiter als die Aussicht auf ihren Rücken.
»Sie sind nur oberflächlich identisch.« Sie seufzt, und es klingt schwer und tief und kündet von einer verborgenen Bedeutung, von der sie anscheinend nicht weiß, ob sie sie offenbaren will. »Sie wurden getrennt aufgezogen und sind sich erst in ihrem ersten Highschooljahr begegnet. Cade ist bei seinem Vater
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