Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
hinüberbeugt, um sie zu küssen, woraufhin das Auto für einen kurzen Moment leicht aus der Spur gerät.
»Niemals! Du weißt, dass das nicht stimmt, nimm es zurück!« , sagt er.
Die beiden führen ihre gegenseitige Neckerei auf so witzige Art weiter, dass ich still bin und aus dem Fenster schaue. Es ist einfach zu viel Liebe im Raum. Oder im Auto. Oder im Kombi. Oder wo auch immer. Ich weiß nur, dass ich einen harten Tag hinter mir habe, und obwohl es mich freut, dass nicht alle so unglücklich sind wie ich, hätte ich die beiden jetzt doch gern allmählich los.
»Daire hatte einen schlechten Tag«, erklärt ihm Xotichl und schiebt ihn wieder auf seine Seite. »Wir müssen uns ein bisschen bremsen und auf ihre Stimmung Rücksicht nehmen. Sie hatte einen unseligen Zusammenstoß mit der Fiesen Front.«
»Ach, die drei Gesichter des Bösen«, sagt Auden mitfühlend. »Das ist krass. Ich hoffe, du hast ihnen gezeigt, wie der Hase läuft. Du siehst aus, als könntest du es mit ihnen aufnehmen.« Erneut sieht er mich an. »Na ja, mit dem Anhang auf jeden Fall, aber nicht mit Lita. Du bist ein bisschen dünn. Hat dich Paloma auf die gleiche vegetarische Diät gesetzt wie meine Blume?«
Ich blinzele und frage mich, warum Paloma sich in Xotichls Ernährung einmischt. Ich dachte, so etwas sei nur für mich reserviert.
»Ich gehe schon eine ganze Weile zu Paloma«, sagt Xotichl und beantwortet damit die Frage, die ich noch nicht ausgesprochen habe. »Sie ist wirklich eine Wunderheilerin. Du kannst dich glücklich schätzen, dass du sie hast.«
Ich nicke wortlos. Ich liebe Paloma. Sie hat mir geholfen, mich von meinen Halluzinationen geheilt und mir eine Welt eröffnet, von deren Existenz ich nicht einmal etwas ahnte. Allerdings bin ich nicht immer davon überzeugt, dass das gut ist. In Wahrheit war ich glücklicher, bevor die Visionen eingesetzt haben, bevor ich in all das verwickelt wurde. Damals war mein Leben viel unkomplizierter.
Einen Augenblick später hält Auden vor dem großen blauen Tor, und Xotichl dreht sich auf ihrem Sitz herum. »Audens Band, Epitaph, spielt heute Abend im Rabbit Hole, und ich oder vielmehr wir würden uns freuen, wenn du kämst.«
Im Rabbit Hole.
Paloma sagte, ich müsse irgendwann dorthin zurückkehren, aber ich weiß nicht, ob ich schon dazu bereit bin. Wenn die Art und Weise, wie ich meinen ersten Tag an der Milagro High bewältigt habe, irgendetwas aussagt, dann habe ich noch einen weiten Weg vor mir, ehe ich so etwas angehen kann.
Sie warten auf eine Antwort. Und ich weiß, dass ich etwas sagen muss, dass Auden nicht weiterfahren wird, bis ich geantwortet habe, und so murmele ich: »Ich weiß nicht … Ich muss erst Paloma fragen.«
»Natürlich«, sagt Xotichl und wendet sich schon wieder nach vorn. »Das Konzert beginnt um acht – bis dann.«
Achtundzwanzig
I ch gehe ins Haus. Verhalte mich möglichst still, falls Paloma gerade einen Klienten dahat. Ich stelle meine Tasche auf den Schreibtisch, werfe mich aufs Bett und lasse die Ereignisse des Tages Revue passieren, aber nur einen Moment lang, dann schiebe ich all das beiseite.
Alles in allem war es ein größerer Fehlschlag, als ich ihn sogar selbst für möglich gehalten hätte.
Paloma war zuversichtlich.
Chay hat mir Mut gemacht.
Während ich versucht habe, meine Hoffnungen irgendwie im Bereich des Realistischen oder eher des Vernünftigen zu halten.
Doch so skeptisch ich auch war, ich hatte tatsächlich geglaubt, ich könne unbemerkt durchrutschen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich von Anfang an als seltsame Außenseiterin abgestempelt würde – und mich dann gleich dem einzigen Jungen gegenüber, der nett zu mir war und sich sogar erboten hatte, mit mir zusammen zu Mittag zu essen (zumindest indirekt), als solche erweisen würde.
Aber eigentlich spielt es keine Rolle. Die Verbindung zu seinem Bruder, die Tatsache, dass sie Zwillinge sind – noch dazu eineiige –, platziert ihn auf der Stelle in die Flugverbotszone, ganz egal, wie nett er auch sein mag.
Ich streife die Schuhe ab, ein Paar weiche, schwarze Stiefeletten, die ich in Spanien erstanden habe, und weiß, dass
ich mich eigentlich an meine Hausaufgaben setzen sollte, doch ebenso schnell streiche ich den Gedanken wieder. Das Buch für Englisch habe ich schon gelesen, und die Mathegleichungen hatte ich bereits gelöst, noch ehe die Stunde zu Ende war. Was Geschichte und Naturwissenschaften angeht, so bin ich mir ziemlich sicher, dass ich da
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