Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
über meinen Rücken laufen. »Wir haben viel mehr gemeinsam, als du denkst, Daire. Und ich hege keinen Zweifel daran, dass ich ebenso viel von dir lernen könnte wie du von mir. Stell es dir einmal vor, wir beide zusammen, wir vereinen unsere Talente, um sämtliche Anderswelten und ihre verschiedenen Dimensionen unter unsere Kontrolle zu bringen. Ist das nicht enorm weitblickend gedacht?«
Ich stehe vor ihm und habe keine Ahnung, was ich sagen soll – abgesehen von: Nein! Und: Du bist wahnsinnig! Aber in erster Linie bin ich zu perplex, um überhaupt irgendetwas zu erwidern.
»Du musst dich jetzt noch zu gar nichts verpflichten. Ich weiß, dass die Idee gewöhnungsbedürftig ist, doch ich hoffe inständig, du denkst ernsthaft darüber nach.«
Ich nicke und weiß noch immer nicht, was ich sagen, was ich tun soll. Darauf hat mich Paloma nicht vorbereitet.
»Aber sag mal, hat dich mein Bruder belästigt?« Er lehnt sich erneut zu mir her, und seine Nähe macht mich nervös. »Er gehört nicht wirklich zu uns, weißt du. Er ist das schwarze Schaf in unserer Familie. So ähnlich wie dein Dad, Django, schätze ich.«
Ich schlucke schwer. Kämpfe wie der Teufel dagegen an, eine Reaktion zu zeigen. Er will mich aus der Reserve locken. Spricht gezielt alle meine wunden Punkte an und sucht nach der Schwachstelle – der Stelle, die mich von einer alles unter Kontrolle habenden Suchenden zu einem unbeherrschten Teenager-Mädchen macht. Aber er kann sagen, was er will, ich werde nicht einknicken.
»Egal …« Er zuckt die Achseln und setzt wieder sein unechtes Lächeln auf. »Wenigstens hat dich Paloma netterweise lange genug aus dem Haus gelassen, dass du dich ein bisschen amüsieren kannst.« Er lässt seinen Blick über mich wandern, und auch wenn er vielleicht so aussehen mag wie sein Bruder, damit endet jegliche Ähnlichkeit. Für Leute, die niemals tiefer blicken, ist er ein Gott, während es mir bei seinem Anblick kalt über den Rücken läuft. »Also, soll ich eine Führung durchs Lokal mit dir machen oder dir was zu trinken holen? Immerhin gehört mir der Laden.«
Ich schaue ihn zweifelnd an und muss an die Szene in der
Gasse denken, als sein Vater ihn vor Dace heruntergeputzt hat, weil er das Gleiche behauptet hatte.
Meine Miene veranlasst ihn, lachend eine Korrektur anzubringen. »Okay, offiziell läuft das Lokal auf meinen Vater, aber ich bin der Erste auf der Erbenliste. Ich gelte hier in Enchantment als ziemlich guter Fang – falls du dir das nicht schon gedacht hast.«
»Solche Sprüche funktionieren wahrscheinlich besser bei Lita als bei mir«, erwidere ich und sehe fasziniert zu, wie seine Miene, die ich als aalglatt und selbstgefällig kennen gelernt habe, wesentlich härter und finsterer wird, wenn sie auch noch weit von dem Dämon entfernt ist, als den ich ihn auch schon gesehen habe.
»Lita«, zischt er spöttisch und macht eine wegwerfende Handbewegung. »Lita kann ich um den Finger wickeln. Ich habe Lust auf eine Herausforderung. Aber soweit ich gehört habe, stehst du auf geschniegelte Hollywoodtypen.«
»Du darfst nicht alles glauben, was du hörst«, sage ich bereits abgewandt über die Schulter. Für einen Abend habe ich genug von ihm.
Ich komme nicht besonders weit, da packt er mein Handgelenk und zieht mich fest an seine Brust. »Was suchst du denn, Daire?«, flüstert er, während sein Griff fester wird.
»Ich suche die Damentoilette «, erkläre ich. »Aber die finde ich bestimmt auch alleine.« Ich versuche, mich loszureißen, doch er ist unglaublich stark, und es ist nicht ganz einfach. Und obwohl ich mir sicher bin, dass ich es schaffen könnte, wenn ich mich ernsthaft anstrengen würde, weiß ich nicht, inwieweit ich bereit bin, hier eine Szene zu machen.
Seine Stimme verliert jeglichen verführerischen Unterton, als er weiterspricht. »Und bestimmt hast du vorher noch etliche Umwege eingeplant, stimmt’s?« Er fährt mir mit einem
Finger die Wange entlang, woraufhin ich nach Luft schnappe. »Um uns diese Peinlichkeit zu ersparen und unsere aufkeimende neue Freundschaft zu bewahren, gestatte mir, dass ich dich auf die andere Seite führe. Gleich gegenüber der Tanzfläche, du kannst es gar nicht verfehlen.«
Ich schlucke schwer und mache einen weiteren Versuch, mich loszuwinden, was ihn lediglich dazu veranlasst, mich noch fester an sich zu ziehen und mir die Lippen ins Haar zu drücken. »Ich habe alles, was ich gesagt habe, genauso gemeint. Ich will, dass wir unsere
Weitere Kostenlose Bücher