Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
schlängelt er sich durch die Menschenmenge davon, ehe nur wenige Sekunden später Cade vor mir auftaucht.
»Hey, Santos.« Seine Stimme erhebt sich über den Lärm, während er seinen Blick über mich wandern lässt. Doch im Gegensatz zu dem seines Bruders lässt sein Blick mich kalt.
»Hey, Coyote.« Ich grinse und sehe keinen Sinn darin, ihm etwas vorzumachen. Wir wissen beide, für welches Team wir spielen.
Er lacht anstelle einer Antwort – ein echtes, ehrliches Lachen, wie ich es nicht erwartet hätte. »Natürlich habe ich keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagt er und zwinkert dabei, als wären wir nur zwei freundschaftlich miteinander Verschworene, die über einen gemeinsamen Witz lachen. »Allerdings muss ich zugeben, dass ich lernen könnte, dich zu mögen.«
Er kommt näher, zu nahe für mein Gefühl. Doch so gern ich auch einen großen Schritt zurücktreten möchte, ich zwinge mich, nicht zu weichen. Er wird mich nicht einschüchtern, ganz egal, wie sehr er sich auch anstrengt.
»Das glaubst du mir jetzt vielleicht nicht, aber ich freue mich wirklich, dich zu sehen. Du bist genau das, was wir brauchen, um diesem Ort mal ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.«
Ich ziehe eine Braue hoch, betrachte seine glatte, porenlose
Haut und die blitzend weißen Zähne und habe keinen blassen Schimmer, worauf er hinauswill.
»Das hier ist eine super Stadt, versteh mich nicht falsch, und Leandro, mein Dad, ist für so ziemlich alles in ihr verantwortlich. Du weißt, dass wir hier in Enchantment das Sagen haben, oder? Mein Vater ist der Bürgermeister. Mein Onkel ist der Polizeichef, mein Cousin der Richter …«
Ich verdrehe die Augen, damit er versteht, dass mich die lange Liste der Pseudoerrungenschaften seiner Familie nicht im Geringsten beeindruckt.
»Egal«, erwidert er und tut meine Reaktion mit einer Handbewegung ab. »So gut es mir hier auch gefällt, allmählich wurde es doch etwas eintönig. Ich meine, du bist immerhin schon um die ganze Welt gereist …« Er macht eine Kunstpause und wartet offenbar auf meine Bestätigung, dass ich in der Tat schon viel von der Welt gesehen habe, und spricht erst weiter, als er merkt, dass ich ihm den Gefallen nicht tue. »Bei deinen weiten Reisen von einem Drehort zum nächsten – mit diesen vielen Erfahrungen hast du wahrscheinlich eine wesentlich breitere Perspektive als die meisten anderen. Etwas, worauf meine Familie bedauerlicherweise keinen großen Wert legt. Sie sind bequem und selbstgefällig geworden, und eine Zeit lang habe ich mich davon so erdrückt gefühlt, dass ich gedroht habe wegzuziehen. Ich wollte meinen Horizont erweitern, mehr von der Welt sehen. Wahrscheinlich weißt du das nicht, weil du neu hier bist, aber nur wenige Leute verlassen Enchantment, und wenn sie es tun, dann nimmt es meistens kein gutes Ende.«
Ich kneife die Augen zusammen, da ich weiß, dass das eine Anspielung auf meinen Vater war, doch zugleich spüre ich auch etwas wesentlich Unheilvolleres hinter seinen Worten.
»Egal«, fährt er fort. »Seit du hier bist, habe ich jedenfalls das Gefühl, ein neues Leben anfangen zu können, eine zweite Chance zu bekommen und all das.« Er legt den Kopf schief, so dass ihm die Haare in die Augen fallen. Es ist eine charakteristische Geste, die verführerisch wirken soll, doch bei mir läuft sie völlig ins Leere. »Also, pass auf, ich möchte dir einen Vorschlag machen, der dich wahrscheinlich verwundern wird …« Er leckt sich die Lippen und kommt so nah, dass ich seinen Atem auf meiner linken Wange spüre. »Ich weiß, dass wir eigentlich eingeschworene Feinde sein sollten. Ich weiß, dass wir dazu geboren wurden, einander bis auf den Tod zu bekämpfen. Aber offen gestanden, weiß ich nicht, was das soll. Vielleicht findest du das seltsam, und es mag allem widersprechen, was du über mich gehört hast, doch ich wüsste nicht, was dagegen spräche, dass wir zusammenarbeiten. Ich sehe keinen Grund, sich gegenseitig zu bekämpfen, wenn wir beide davon profitieren könnten, Frieden zu schließen, statt Krieg zu führen.«
»Du machst wohl Witze«, stoße ich hervor, außer Stande, den Schock aus meiner Stimme herauszuhalten.
»Es ist mir todernst«, sagt er, und seine Augen leuchten von seiner Vision. »Meine Ziele übersteigen die meiner Familie bei Weitem, und du bist genau das, was ich brauche, um sie zu erreichen. Natürlich wirst du dafür gut entlohnt – sogar sehr gut.« Er starrt mich auf eine Weise an, dass Schauer
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