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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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neuer Diamantring fängt das Licht auf und blinkt mir entgegen. »Ich habe gesehen, wie sie dich anschauen«, sagt sie.
    »Wer?«
    »Sie alle. Aber vor allem Cade und Dace. Die beiden Brüder hassen einander, oder zumindest hasst Cade Dace. Dace kann wahrscheinlich gar niemanden hassen.« Ihr Blick wird weich und wandert in die Ferne. Wahrscheinlich denkt sie daran, wie Dace vor ein paar Stunden Cade daran gehindert hat, noch weiter auf ihr herumzuhacken. »Na, egal …« Sie schüttelt den Kopf. »Pass auf dich auf.«
    Den letzten Satz hat sie nur im Flüsterton geäußert, was mich stutzen lässt. »Hey, was soll das denn heißen?« Aber die Tür ist schon hinter ihr zugefallen, so dass meine Frage unbeantwortet bleibt.

Vierunddreißig

    I ch gehe in eine freie Kabine, schließe ab und kontrolliere zweimal nach, ehe ich den Klodeckel herunterklappe und mich daraufsetze. Dann krame ich in meiner Tasche nach dem Glas mit den winzigen Löchern im Deckel und der zweieinhalb Zentimeter langen Kakerlake darin. Ebenso angewidert wie fasziniert von meinem Vorhaben drehe ich den Deckel ab, stelle das Glas auf den Boden und starre mit höchster Intensität die Kakerlake an.
    Ich fixiere sie so lange, bis alles verschwindet außer ihren drei Beinpaaren, dem rotbraunen Rückenpanzer, den superlangen Fühlern und den Flügeln, mit denen sie mehr flattern als fliegen kann.
    Ihre Fühler beginnen zu beben, als sie spürt, dass der Deckel weg ist, und schon bewegt sie sich – zu schnell – und huscht aus dem Glas, noch ehe wir richtig verschmelzen konnten.
    Erschrocken sehe ich zu, wie sie immer schneller wird, aus der Toilettenkabine krabbelt und in der nächsten verschwindet, als gerade jemand hineingeht und von innen abschließt.
    Ich schiebe meinen Fuß unter dem Schlitz hindurch, um sie so vielleicht irgendwie wieder zu mir herüberzulocken, doch nur mit dem Erfolg, dass das Mädchen nebenan losplärrt: »Entschuldigung – geht’s noch ?«
    Sie versetzt meinem Fuß einen Tritt, und zwar mit wesentlich
mehr Wucht als nötig, so dass mein Stiefel voll gegen die Kakerlake prallt und ich hörbar nach Luft schnappe. Während ich die Tirade giftiger Bemerkungen von nebenan ignoriere, hebe ich vorsichtig den Fuß, voller Angst, sie womöglich versehentlich zertreten und getötet zu haben.
    Aber Kakerlaken sind viel härter im Nehmen. Nicht ohne Grund zählen sie ja zu einer der ältesten Insektenarten auf der Erde. Und abgesehen davon, dass sie sich auf den Rücken gerollt hat, scheint sie unversehrt zu sein. Also hole ich tief Luft, konzentriere mich auf ihren hektisch zappelnden Leib und die drei rotierenden Beinpaare, mit denen sie darum kämpft, sich wieder aufzurichten. Mir ist nur allzu bewusst, dass ich in dem Moment, wo ich mit ihr verschmelze, in diesen Kampf mit einsteigen werde. Aber ich weiß auch, dass ich keinesfalls riskieren darf, sie umzudrehen, bevor ich es geschafft habe, in sie hineinzuschlüpfen.
    Das Mädchen in der Nachbarkabine drückt die Spülung und geht hinaus, wobei sie die Tür so hart zurückschlägt, dass die blauen Metallwände ratternd vibrieren. Mir bleibt nichts anderes übrig, als drinnen zu verharren, während sie sich am Waschbecken zu schaffen macht. Erst als ich höre, wie die Tür hinter ihr zufällt, kann ich mich erneut auf die Kakerlake konzentrieren, und ehe ich mich’s versehe, bin ich drin .
    Ich lebe.
    Bin voller Adrenalin.
    Ein archaischer Überlebenskampf versetzt alle meine Nervenenden in Alarmbereitschaft. Es geht jetzt einzig und allein darum – und zwar für uns beide –, uns wieder aufzurichten.
    Je länger wir hier auf dem Rücken herumkrebsen, desto schlimmer wird das übermächtige Gefühl einer nahenden Panikattacke. Obwohl ich weiß, dass es einen Verlust dringend benötigter Energie bedeutet, treibe ich die Kakerlake
nur umso heftiger an – vermische meinen Lebenswillen mit ihrem Kampf. Immer hektischer lasse ich sie mit den Beinen strampeln, bis sie sich endlich umdreht. Ihre Fühler zittern, loten die Umgebung aus. Dabei stößt sie seitlich an das Glas, setzt es mit Gefahr gleich und hält auf die gegenüberliegende Wand zu. Instinktiv sucht sie sich den Platz aus, wo es am dunkelsten ist – und da fällt mir wieder ein, dass Kakerlaken ja Nachttiere sind. Sie leben im Dunkeln, jagen im Dunkeln und tun alles Nötige, um sich vom Licht fernzuhalten und unentdeckt zu bleiben.
    Paloma wusste genau, was sie tat, als sie beschloss, dass ich mit einer

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