Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Kräfte vereinen. Also enttäusch mich nicht, indem du dein hübsches Köpfchen in etwas hineinsteckst, wo es nichts zu suchen hat. Die Zukunft gehört uns – also sei so gut und vermassle nicht alles.«
Ich hole aus, packe seine Finger und schäle sie mir vom Arm. Obwohl ich spüre, dass seine Knöchel erst unter Schmerzen nachgeben, habe ich nicht das leiseste schlechte Gewissen dabei.
»Fass mich nicht an«, sage ich und fixiere ihn mit meinem Blick. »Nie mehr wieder. Hast du gehört?«
»Oh, ich höre dich sehr gut«, antwortet er mit ruhiger, fester Stimme. »Und nur damit du es weißt, ich sehe dich auch. Überall sind Kameras, Santos. Kein Fleckchen ist sicher. Abgesehen vielleicht von der Toilette. Wir haben schließlich unsere Grundsätze.« Er grinst, ein widerliches Schauspiel aus blitzenden Zähnen und kalten, leeren Augen. »Mach keine Dummheiten. Riskier nichts, was du dein Leben lang bedauern würdest.«
Seine Worte klingen noch in mir nach, als ich mir den Weg über die Tanzfläche bahne und in die Richtung gehe, die er mir gewiesen hat.
Dreiunddreißig
I ch schlage mit der offenen Hand gegen die Tür und gehe schnurstracks auf die Reihe von weißen Waschbecken an der blau gefliesten Wand zu. Sofort halte ich die Hände unter den kalten Wasserstrahl, um mich zu beruhigen, denn die Begegnung mit Cade hat mich stärker aufgewühlt, als ich zunächst dachte.
Ich mustere mich selbst im Spiegel und sehe ein hektisch gerötetes Gesicht vor mir. Direkt hinter mir kommt die Bedienung, die Dace in der Gasse getröstet hat, aus einer Kabine herausgeschossen. Sie streicht sich die Schürze glatt, schlägt einen weiten Bogen um mich und geht zum Waschbecken nebenan, wo sie sich die Hände wäscht und sie an einem Packen raschelnder brauner Papierhandtücher abtrocknet. Dann beugt sie sich zum Spiegel vor und wischt mit der Fingerspitze einen Mascarafleck weg.
»Hast wohl deinen Bus verpasst?« Sie betrachtet sich weiterhin selbst im Spiegel, doch die Frage ist an mich gerichtet.
Ich drehe mich um und wundere mich, dass sie sich an mich erinnert. Aber andererseits ist Enchantment nicht gerade ein Touristenziel. Hier kommen nicht viele Fremde her.
»So was Ähnliches.« Ich studiere das Namensschild, das auf ihrem Busen schwebt: Marliz ! Genau. Nur dass ich es im Spiegel verkehrt herum lese.
»Es fährt alle paar Stunden einer – vielleicht solltest du es
noch mal versuchen?« Sie stößt sich vom Waschbecken ab und sieht mich unverwandt an.
»Warum willst du mich eigentlich unbedingt loswerden?«, frage ich, krame in meiner Tasche nach dem Lippenbalsam und streiche mir eine dünne Schicht auf die Lippen.
»Vielleicht will ich dir nur helfen«, antwortet sie achselzuckend.
»Und warum solltest du das wollen?«, entgegne ich. Seufzend wendet sie sich wieder dem Spiegel zu und studiert erneut ihr Gesicht. Sie fährt sich mit der Hand durch den Pony. An ihrem linken Ringfinger steckt ein großer Diamantsolitär an einem schlichten Goldreif, den sie ziemlich sicher bei unserer letzten Begegnung noch nicht getragen hat.
»Ich hab eben ein weiches Herz, was soll ich machen?« Sie lächelt auf eine Art, die mich an Cade erinnert – gefühllos, unecht. »Ich vollbringe jeden Tag eine selbstlose Tat, und heute kommt sie eben dir zugute. Also nimm meinen Rat an und verschwinde von hier, solange du noch kannst.«
Ich lehne mich gegen das Waschbecken und versuche, mir meine Gefühle nicht ansehen zu lassen. »Schon mal darüber nachgedacht, deinen eigenen Rat zu befolgen?«
Sie zieht an ihrem schwarzen BH-Träger und schiebt ihn unter das Top. »Sicher, andauernd.«
»Und … warum bist du dann nie weggegangen?«
»Wer sagt denn, dass ich nie weg war?« Sie sieht mich an und deutet mit ihrem Blick etwas an, das ich nicht ganz durchschaue.
»Und warum bist du dann wieder zurückgekommen?«
Sie langt in die Schürzentasche und klimpert seufzend mit dem Wechselgeld, so dass die Münzen dumpf klirren. »Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Und ich glaube, je länger du hierbleibst, desto leichter verlierst du die Perspektive.
Ich dachte, ich wäre das einzige Mädchen mit gebleichten Haaren und großen Träumen auf dem Weg nach L. A., aber leider habe ich mich da geirrt. Also habe ich mich in der Kosmetikschule eingeschrieben, aber es war zu schwer, mich durchzuschlagen, daher fand ich es nach einer Weile einfacher zurückzukehren.« Sie geht zur Tür und presst die offene Handfläche dagegen. Ihr
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