Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
verrückt und paranoid bin. Da Letzteres durchaus zutreffen könnte, entscheide ich zu ihren Gunsten und übergehe es.
»Sie haben es gesehen ?« Ich schließe die Augen und frage mich, wie das passiert sein kann. Es war eine Wochen zeitschrift. Sie ist schon eine ganze Weile aus den Regalen verschwunden.
»Anscheinend gibt es ein Exemplar davon beim Friseur«, erwidert sie und beantwortet damit die Frage, die ich noch gar nicht ausgesprochen habe. »Und im Waschsalon lag auch eines. Ach, und nur für den Fall, dass du noch nicht davon gehört hast, es gibt da so eine neue Erfindung namens Google – offenbar kann man es da auch finden.«
»Toll. Das ist wirklich … toll .« Ich studiere eingehend meine Füße. »Das ist eine Katastrophe.«
»Mag sein …« Xotichl beugt sich zu mir herüber. »Aber vielleicht auch wieder nicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit – oder vielleicht überhaupt zum allerersten Mal – sind sie mit einem Dilemma konfrontiert, das ihnen neu ist. Jetzt wissen sie nicht, ob sie dich hassen oder bewundern sollen, nachdem sie dich zuvor nur gehasst haben. Das kannst du als Erfolg verbuchen.«
Ich sehe mich um, und tatsächlich, dort sind sie – drei Augenpaare, die alles verfolgen, was ich tue. Ich wende mich wieder zu Xotichl um. »Also, nur um das mal klarzustellen, das Titelbild war nicht gerade schmeichelhaft, und die Geschichte war nicht wahr. Doch das kümmert ja sowieso keinen. Je schlüpfriger, desto besser. Warum sich die Chance
auf eine Millionenauflage mit den kalten, harten Fakten ruinieren?« Ich schüttele den Kopf, entschlossen, nicht nur das geheime Portal ausfindig zu machen, sondern auch den Weg hindurch zu finden, ganz gleich, was Paloma sagt. Je eher ich die Quelle von El Coyotes Macht finde, desto eher kann ich sie zerstören, meine Aufgabe als Suchende erfüllen und wieder in mein altes Leben zurückkehren.
»Aber weißt du, das ist genau das, was du nicht verstehst«, widerspricht Xotichl. »Lita, Crickett und Jacy, also, denen ist vollkommen egal, ob es schmeichelhaft ist. Das Einzige, was die drei interessiert, ist, dass du dich in derselben Umgebung aufgehalten hast wie Vane Wyck. Und da wir gerade dabei sind – wie war es eigentlich?«
Ich denke: Auch du , Xotichl? Und dann blicke ich mich um und bemerke, dass so gut wie jedes Mädchen im Raum und auch jeder Junge mich anstarrt, wobei sich vermutlich alle das Gleiche fragen. »Es war nicht annähernd so schön, wie die meisten gern glauben wollen«, sage ich, obwohl das genauso unwahr ist wie die Story in dem Boulevardblättchen. Soweit ich mich erinnere, konnte Vane verdammt gut küssen. So gut, dass ich nahe daran war, etwas zu tun, was ich hinterher bereut hätte. Doch die Tatsache, dass er mich so ohne Weiteres verraten hat, bedeutet, dass ich von jetzt an bei dieser Version der Geschichte bleiben werde.
Xotichl lacht, das Gesicht zur Bühne gewandt. »Ja, das hab ich mir schon irgendwie gedacht.«
Im nächsten Moment werden die Lichter gedämpft, und Auden steht mit einer Gitarre vor uns. »Das erste Lied ist für Xotichl«, sagt er und dann: »Ehrlich gesagt, sind sie alle für Xotichl.«
Seine Fingerspitzen treffen auf die Saiten und lassen ein Crescendo durch den Raum wallen.
»Ich schaue mich mal ein bisschen um. Wir sehen uns dann später, okay?«, sage ich.
Ich bin schon fast weg, als Xotichl mich am Handgelenk packt und mir mit todernster Miene zuflüstert: »Sei bloß vorsichtig. Cade ist hier.«
Zweiunddreißig
E ine Woge von Teenagern drängt in Richtung Bühne. Es sind so viele, dass ich mich gewaltsam hindurchquetschen muss. »Entschuldigung«, murmele ich dabei immer wieder, bis ich prompt mit Dace zusammenstoße.
Ich pralle so heftig gegen ihn, dass er aus dem Gleichgewicht gerät. Im Bemühen, sich selbst und auch mich aufrecht zu halten, greift er nach meinem Arm. »Alles in Ordnung?«
Ich nicke. Sehe weg. Kann nicht antworten – kann seinen Blick nicht erwidern. Meine ganze Aufmerksamkeit ist auf die Stelle gerichtet, wo seine Hand meinen Arm umfasst, so dass die Außenwelt nur noch aus verschwommenen Formen und weißem Rauschen besteht.
»Jetzt bist du schon zum zweiten Mal hier drin mit mir zusammengestoßen. Das muss ein Zeichen sein.« Seine Augen leuchten, und er grinst so breit, dass sich Lachfältchen zeigen. Wir zwei sind wie aus der Welt gefallen und starren uns wie gebannt an, bis ich mich aus seinem Griff löse, mich von dem Zauber befreie und wieder in
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