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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Aberglaube rankte.
    Als Nächste waren dann die Hexen ins Licht der Öffentlichkeit getreten und hatten sich organisiert. Die verschiedenen Existenzebenen, die zuvor zusammengedrückt worden waren, entfalteten sich wieder. Die Magie blühte auf.
    Immer und immer wieder war seitdem Geschichte geschrieben worden– und ich hegte die Hoffnung, dass sich mein ganz persönliches bisschen Geschichte als profitabel für mich erweisen würde.
    Ich zuckte nervös zusammen, als es an die Tür klopfte. Es war so weit. Ich wurde im Gerichtssaal erwartet.
    Patricia kräuselte die Lippen, nickte dann aber. » So wird es gehen.« Sie packte all die Kosmetikutensilien in ihre übergroße Tasche. » Verzichten Sie auf jeden Hokuspokus, wenn Sie den Schatten beschwören. Erledigen Sie einfach nur Ihren Job. Und reden Sie nur dann, wenn der Staatsanwalt Sie direkt anspricht. Und denken Sie daran, dass…«
    Ich stieß die Tür auf. » Hab’s kapiert.« Wir hatten das alles bereits durchgekaut. Zweimal schon.
    Der Gerichtsdiener wartete draußen, die Hand gerade erhoben, um erneut zu klopfen. Mein Lächeln fiel etwas angestrengt aus. Meine Stiefel klickten auf dem Boden, während ich ihm durch den Korridor folgte, und dann standen wir vor dem Gerichtssaal.
    Ich holte tief Luft. Also dann!
    Der Gerichtsdiener öffnete die schwere Eichentür, und als ich eintrat, breitete sich Schweigen im Saal aus. Auf den unbequemen hölzernen Bänken saßen die Zuschauer dicht an dicht, zu viele für die Klimaanlage, die eh schon durch die Hitzewelle überstrapaziert war. Schweiß lief mir den Nacken hinunter. Vielleicht lag es doch nicht an der nicht funktionierenden Aircondition, sondern daran, dass alle mich anstarrten.
    Zu meiner Erleichterung war auf einmal eine Brise zu spüren, bis ich begriff, dass es gar kein echter Wind war. Der Geist aus dem Leichenschauhaus stand plötzlich vor mir und ließ den Blick durch den Gerichtssaal schweifen, bevor er ihn wieder auf mich richtete.
    Was macht der hier?
    Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Der Bezirksstaatsanwalt kam mir auf halbem Weg entgegen. » Alles klar, Alex?«
    Ich nickte, lächelte, sah den Geist nicht mehr. Mein Blick huschte durch den Raum. Nirgends konnte ich ihn entdecken. Dafür bemerkte ich etliche Cops, die ich kannte, darunter Detective Jenson, Johns Partner. Ich nickte ihm zu und nahm mir vor, ihn nachher, wenn alles vorbei war, abzupassen, um mich über Johns Zustand zu erkundigen.
    Mein Blick blieb an einer Frau in der ersten Reihe hängen, die rot geweinte, verquollene Augen und bleiche, eingefallene Wangen hatte. Ihre Kleider hingen an ihr herab, als hätte sie in letzter Zeit beträchtlich abgenommen. Ich erkannte sie wieder.
    Beinahe hätte ich geflucht. Stattdessen schloss ich zum Staatsanwalt auf und senkte meine Stimme zu einem Flüstern. » Sie haben erlaubt, dass die Familie zuschaut?«
    Der Staatsanwalt drehte sich nicht mal um. » Das geht schon klar. Tun Sie einfach Ihren Job.«
    Er kehrte an seinen Platz zurück, setzte sich neben den Gehilfen, der ihm in diesem Fall assistierte. Holly, meine Hausgenossin, die in diesem Fall ebenfalls für die Staatsanwaltschaft auftrat, hatte ihr flammend rotes Haar zu einem festen Knoten zusammengeschlungen und trug einen klassischen Hosenanzug. Sie wirkte unnahbar und streng, bis sie mir– unsichtbar fürs Publikum– die beiden Daumen hochhielt.
    Das entlockte mir ein Lächeln– Holly schaffte das immer–, und schon fiel es mir weniger schwer, den Rest des Wegs zurückzulegen. Ich näherte mich dem Zeugenstand, trat aber nicht hinein. Man hatte dort Platz für Amandas Sarg geschaffen. Eine Hexe, wahrscheinlich Patricia Barid oder einer ihrer PR -Lakaien, hatte bereits am Morgen, bevor sich der Gerichtssaal gefüllt hatte, einen Kreis um Zeugenstand und Sarg gezogen. Ich brauchte ihn nur noch zu aktivieren.
    Ich schloss die Augen. Ein leises Murmeln erfüllte den Saal, gewisperte Worte, die sich miteinander verbanden. Unwillkürlich fragte ich mich, wie viele der Zuschauer Amanda Holliday gekannt haben mochten und wie viele nur hier waren, um ihren Schatten zu sehen.
    Jahrelang hatte man darüber diskutiert, ob man Schatten vor Gericht befragen durfte, immerhin waren sie die perfekten Zeugen. Schatten bestanden aus Erinnerungen, waren sich ihrer selbst aber nicht bewusst und konnten daher auch nicht selbstständig handeln. Sie vermochten nicht zu lügen, beschrieben ihr Leben so, wie sie es zum Zeitpunkt ihres Todes

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