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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Stein, das durch einen Zauber wie ein Mensch erschien. Sollten irgendwelche Feenwesen Coleman gekidnappt haben? Nein, irgendwie ergab das keinen Sinn. Vielleicht sollte ich noch mal drüber schlafen.
    Ich ließ mich zurück auf die Matratze sinken. » Nur ein Stündchen noch«, flüsterte ich, während mir die Augen wieder zufielen.
    Caleb hielt mir den Becher vors Gesicht, sodass mir der köstliche Duft von dunkel gerösteten Bohnen in die Nase stieg.
    » Holly ist schon vor einer Stunde gegangen«, sagte er.
    Holly, meine Hausgenossin, war stellvertretende Bezirksstaatsanwältin. Und sie war der festen Überzeugung, dass Morgenstund tatsächlich Gold im Mund hatte– egal, wie spät es in der Nacht zuvor geworden war.
    » Holly ist ja auch ein Workaholic.«
    » Und unten wartet ein Cop, der behauptet, dass er dich fahren soll.«
    Dass er mich fahren soll? » O verdammt, die Verhandlung! Ich muss so schnell wie möglich ins Gericht!«
    Ich rollte mich aus dem Bett und nahm Caleb in dem Moment, als meine Füße den Boden berührten, den Becher Kaffee aus der Hand. Nicht dass ich Zeit gehabt hätte, den dunklen, vollen Geschmack zu genießen– ich war viel zu sehr damit beschäftigt, durch das Zimmer zu flitzen und all die Sachen zusammenzuklauben, die ich vor Gericht tragen wollte.
    Caleb war wenigstens so nett, nicht zu lachen. Na ja, nur ein bisschen zu lachen.
    Meine Bekanntschaft mit Miss Prozesshilfe begann damit, dass sie mir einen durchdringenden Blick unter ihren schmal gezupften Brauen zuwarf und mich fragte: » Also wirklich, Miss Craft, haben Sie kein Bügeleisen?«
    Zwanzig Minuten später stand ich im Waschraum der Damentoilette, eingenebelt in Faltenfrei-Spray, mein Haar in einen straffen Knoten gezwungen und mit mindestens drei Zentimetern Make-up auf dem Gesicht.
    Meine mir vom OMBM zugewiesene Babysitterin namens Patricia Barid ließ den Rougepinsel sinken und nahm mein Kinn zwischen ihre manikürten Finger.
    » Besser krieg ich’s nicht hin«, sagte sie, kniff dabei aber die Augen leicht zusammen. » Wenn Sie einen Teint-Zauber tragen würden…«
    Ich schüttelte den Kopf. » Ich kann keine fremde Magie an mir haben, während ich einen Schatten beschwöre.« Das fehlte gerade noch, dass meine Gabe im Gerichtssaal verrücktspielte, zumal nach dem, was am vergangenen Tag passiert war.
    » Na gut.« Sie trat zurück, betrachtete mich unbeeindruckt und schien nach etwas zu suchen, worüber sie doch noch meckern konnte.
    Ich tastete vergeblich nach meiner Hosentasche, aber natürlich gab es keine. Gute Hosen haben nie etwas so Praktisches wie Taschen, und diese Hose war einmal gut gewesen, bevor jemand sie an Goodwill gespendet und ich sie in einem von deren Läden erworben hatte. Es war die beste, die ich hatte, und ich fand, dass ich ziemlich scharf darin aussah. Bis ich Patricia Barid traf.
    » Die Leute werden eh nicht auf mich achten.« Ich war in diesem Verfahren doch bloß die Zauberin hinter den Kulissen. Die zentralen Fragen, etwa, was ein Schatten überhaupt war und warum er nicht lügen konnte, waren bereits von einem Experten im Zeugenstand beantwortet worden. Ich musste also nur noch den Schatten beschwören, dann würde ich zurücktreten und den Anwälten die Befragung überlassen.
    Patricia legte den Kopf schief und lachte leise. » Das denken aber auch nur Sie. Wir schreiben heute Geschichte, und Sie, meine Liebe, sind für diesen einen Tag das Gesicht der OMBM .«
    Der Blick, mit dem sie mich bedachte, verriet mir, dass sie ein anderes » Gesicht« vorgezogen hätte. Tja, Pech gehabt. Ich war in diesen Fall verstrickt, seit Amandas Leiche gefunden worden war, und ich war diejenige, die sie beschwören würde, damit sie als Zeugin auftreten konnte.
    Mittlerweile waren siebzig Jahre seit dem Magischen Erwachen vergangen, jenem Tag, an dem das Feenvolk der Welt verkündet hatte, dass all die Wesen aus unseren Mythen und Überlieferungen tatsächlich existierten.
    Im Zeitalter von Wissenschaft und Technologie hatte niemand mehr an Geister und Zwerge geglaubt, und es hatte auch nicht mehr genug Kinder gegeben, die in ihre Hände klatschten und riefen: » Ich glaube an Elfen und Zauberer!«, um das Feenvolk am Leben zu erhalten. Die magischen Wesen waren verblasst und aus den Erinnerungen und der Welt verschwunden. Und genau deshalb waren sie » aus den Feenringen herausgetreten«, wie manche es spöttisch formulierten, jenen kreisförmigen Ansammlungen von Pilzen, um die sich so viel

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