Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
werden. Ich war mehr der Mitläufer und dachte mir, wenn ich schon meine Gabe, Schatten heraufzubeschwören, nicht unterdrücken kann, dann kann ich mich auch dafür bezahlen lassen.
Doch zu dem Zeitpunkt, als auch ich meinen Abschluss machte, verschwand Rianna. Und ich konnte mein frisch erworbenes Wissen über die Arbeit eines Privatdetektivs gleich in die Praxis umsetzen. Ich suchte gründlich, doch ich entdeckte nicht die geringste Spur von ihr.
Nun ja, manchmal verschwanden Leute eben einfach. Was in der Regel bedeutete, dass sie tot waren. Wie Roy. Der einzige offizielle Eintrag, den ich über ihn fand, war eine zwölf Jahre alte Vermisstenanzeige. Verdammt. Also kann alles, was er gesagt hat, doch wahr sein.
Es klopfte an meine Tür, dreimal, und ich blickte vom Bildschirm auf. Wenn das ein Reporter ist …
PC knurrte, sprang gegen die geschlossene Tür und bellte. Aber wer würde sich schon vor einem dreieinhalb Kilo schweren Hund mit hübschen weißen Haarfransen am Kopf und niedlichen Puderquasten an den Pfoten fürchten? PC jedoch war sich dessen nicht bewusst.
Ich lugte durch den Türvorhang und stöhnte. Dann setzte ich ein Lächeln auf und öffnete.
» Kann ich irgendetwas für Sie tun, Detective?«
Falin schob mich einfach beiseite und ging an mir vorbei. Gründlich musterte er meine Einzimmerwohnung.
» Moment, hab ich vielleicht gesagt, dass Sie reinkommen können?«
Er brummte irgendwas und setzte zu einem Rundgang an. Sein Blick glitt über meine Klamotten, die sich vor der Kommode stapelten, mein ungemachtes Bett, das benutzte Geschirr in der Spüle und blieb schließlich an meinem Laptop hängen. Er trat an den Computer und drehte den Bildschirm so, dass er ihn besser betrachten konnte.
» Hey!« Ich klappte den Laptop zu. » Suchen Sie was Bestimmtes?«
Ich hatte Holly gefragt, und wir waren uns ziemlich sicher, dass ich nicht festgenommen werden konnte, nur weil ich versucht hatte, Colemans Schatten heraufzubeschwören. Gut, seine Testamentsvollstrecker mochten mich verklagen, aber was wäre bei mir schon zu holen? Mein kaputter Fernseher? Doch ich glaubte nicht, dass Falin gekommen war, um mich zu verhaften. Zumindest hoffte ich das.
Er presste die Lippen aufeinander und blickte sich erneut um. War das eine illegale Hausdurchsuchung oder was?
PC schnüffelte an Falins Bein, blickte an dem großen Mann hinauf, schnüffelte noch einmal und entschied dann offensichtlich, dass Falin keine Bedrohung darstellte. Also sprang er auf mein Bett, rollte sich auf einem Kissen zusammen und schloss die Augen.
Na prima, dass sich wenigstens mein treuer Hausgenosse keine Sorgen macht!
» Was wollen Sie, Detective Andrews?«
Endlich wandte er sich um und sah mich an. » Halten Sie sich raus aus dem Coleman-Fall!«
» Gern.« Ich hatte bereits genug über den Körper im Leichenschauhaus erfahren. Ganz bestimmt wollte ich nichts mit dem Zauber zu tun haben, den ich gespürt hatte. Und sobald ich mir sicher sein konnte, dass mein Vater nicht das neue Opfer war, würde ich alles, was ich wusste, an die Cops von der Einheit für schwarze Magie weiterleiten oder sogar an das FIB , die Polizeibehörde des Feenvolks.
Mein Telefon summte, und ich drückte die Kurzwahl für die Mailbox, ohne auf das Display zu schauen.
Falin betrachtete mich forschend, als ob er herausfinden wollte, ob ich gelogen hatte. Anscheinend bestand ich den Test. » Verraten Sie mir, wer Ihr Klient ist, oder wollen Sie lieber darauf warten, dass die Presse seinen Namen für mich ausgräbt?«
» Wieso sind Sie derart überzeugt davon, dass mein Klient etwas mit der Schießerei zu tun hat?« Oh, Mist!
Wenn Coleman tatsächlich den Körper meines Vaters gestohlen hatte und von Casey wusste, dass sie mich engagiert hatte, um die von ihm verlassene Leiche zu untersuchen, dann fürchtete er vielleicht, dass ich etwas über ihn herausfinden könnte. Vielleicht hatte der Angriff auf mich tatsächlich gar nichts mit dem Holliday-Fall zu tun sondern mit Coleman– und Falin lag mit seinem Verdacht, im Gegensatz zu all seinen Kollegen, als Einziger richtig.
Ich versuchte, mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen, und setzte ein stures Gesicht auf.
Falin blickte mich finster an, doch dann nickte er und ging langsam zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. » Halten Sie sich bedeckt. Sie haben eine Menge Aufmerksamkeit auf sich gezogen.«
» Klar.« Als ob mir das entgangen wäre, bei all den Reportern, die
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