Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Sie Kaffee für uns zubereiten? Wir trinken ihn in meiner Suite.« Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um. Ihre Absätze klickten leise auf den Marmorstufen.
Das Haus hatte sich in den Jahren, seit ich fortgegangen war, kaum verändert. Als wir in den ersten Stock kamen, ignorierte ich bewusst die Tür zur Linken, die zu den Räumen führte, die ich früher bewohnt hatte. Allerdings hatte ich schon damals nicht viel Zeit hier verbracht. Als deutlich wurde, dass ich meine Schattenmagie nicht unterdrücken konnte, hatte mein Vater mich in ein Internat für übernatürlich Begabte abgeschoben, die Akademie. Danach war ich nur noch in den Sommerferien nach Hause gekommen.
Casey führte mich in ihr Wohnzimmer, und ich blieb staunend stehen. Nichts hier erinnerte mehr an den für Boy Bands schwärmenden Teenager, der sie damals, mit vierzehn, gewesen war, als ich zum letzten Mal diesen Raum betreten hatte. Jetzt spiegelte das Zimmer den anspruchsvollen Geschmack einer jungen Dame der besten Gesellschaft wider, was sie ja auch war.
Dar Raum war minimalistisch eingerichtet und wurde von Glas und den Farben Schwarz und Weiß dominiert. Das einzige Dekorationsstück war eine grob gehauene kleine schwarze Statue, die auf dem gläsernen Couchtisch stand. Sie schien aus versteinertem Holz gefertigt, und in ihre Mitte war ein verschlungenes Symbol geritzt. Ich wollte nach ihr greifen.
Casey räusperte sich. » Alexis, was geht da vor?« Sie setzte sich auf ein kleines Sofa mit weißen Kissen und deutete an, dass ich ihr gegenüber Platz nehmen solle. Sie wartete.
Ich biss mir nervös auf die Lippe und ließ mich in den Sessel sinken. Wie soll ich ihr das nur erklären?
Ich hatte schon während der Fahrt darüber nachgedacht, aber keine befriedigende Lösung gefunden. Schließlich konnte ich ihr ja schlecht sagen, dass ich vermutete, Coleman, das Aushängeschild der Humans-First-Partei– einer Partei, die die Rechte der Hexen und des Feenvolks beschneiden wollte–, sei ein nicht menschliches Wesen voll dunkler Magie. Oder?
Und wenn ich sie dann auch noch fragen würde: » Sag mal, ist dir aufgefallen, ob Daddy sich in letzter Zeit ein wenig merkwürdig verhält? Weil es möglich ist, dass Coleman seinen Körper gestohlen hat«, dann würde sie völlig ausrasten. Nein, mit der Wahrheit kam ich hier ganz offensichtlich nicht weiter.
Ich bemerkte, wie Casey mich anstarrte, und ich hörte auf, an meiner Lippe herumzukauen– eine Angewohnheit, die ich schon als Kind hatte.
Auch wenn wir uns nicht wirklich nahestanden, waren Casey und ich uns auch nicht fremd. Bis ich achtzehn war, hatten wir jeden Sommer zusammen verbracht. Sie, die perfekte Tochter, die nichts falsch machen konnte. Ich, diejenige, die schon als kleines Kind aus Versehen einen Schatten beschwor– den meines Lieblingspapageis. Außer uns beiden gab es übrigens noch Brad, unseren älteren Bruder, aber– nun ja, über ihn wurde nicht geredet. Er verschwand, als ich elf war.
Nachdem ich an der Akademie meinen Abschluss gemacht, meinen Namen geändert und dieses Haus für immer– wie ich glaubte – verlassen hatte, hatten Casey und ich uns zu den Feiertagen unpersönliche E-Mails geschickt und einmal einen Kaffee zusammen getrunken, an meinem Geburtstag vor drei Jahren. Es war nicht so, dass wir uns nicht mochten, wir hatten nur nicht viel gemeinsam.
Ich holte einmal tief Luft, dann sagte ich: » Irgendjemand oder irgendetwas hat sich an Colemans Leichnam zu schaffen gemacht, sodass ich nicht in der Lage war, den Schatten heraufzubeschwören.«
Ihre gezupften Augenbrauen zogen sich zusammen. » Sag bloß! Das weiß ja wohl inzwischen die ganze Welt. Dafür hast du schließlich gesorgt.«
Verdutzt sah ich sie an. Glaubt sie, dass ich die Aufnahme ins Netz gestellt habe? Ich unterdrückte ein Aufstöhnen. Und vermutlich war sie nicht die Einzige. Verdammt, hatte Falin etwa das Band bei mir gesucht?
Es klopfte an der Tür, und mir blieb die Antwort erspart, als Rodger den Kaffee brachte. Er stellte das Tablett zwischen uns auf den Tisch und verschwand, ohne ein Wort zu sagen.
Casey beugte sich vor und gab Zucker in ihren Kaffee. » Sahne?«, fragte sie und hielt ein kleines Kännchen hoch.
Ich rettete meinen Kaffee, bevor sie ihn verdünnen konnte. Ich schnupperte, genoss den verführerischen Duft dunkel gerösteter Bohnen und wäre vor Wonne fast dahingeschmolzen.
Bis mich Caseys dolchscharfer Blick durchbohrte.
» Ich will wissen, was der
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