Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Zauber bewirkt, den du gesehen hast. Wer ist dafür verantwortlich? Ein Feenwesen, natürlich, aber von welcher Art?«
Und so zerstörte sie meinen Moment des Behagens. Die Humans-First-Partei betrachtete das Feenvolk als Staatsfeind Nummer eins: gefährlich, unberechenbar und nicht zu kontrollieren. Letzteres galt als die größte Bedrohung, wie man in den Propagandaschriften der Partei nachlesen konnte– wenn man sie las. Von Hexen zeichneten sie übrigens kein freundlicheres Bild.
Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee, doch der wunderbare Moment der Zufriedenheit war vorbei und ließ sich nicht mehr zurückholen. Also stellte ich die Tasse auf den Tisch. Zeit, das gefährliche Spiel zu beginnen.
» Bitte, Casey, das muss unter uns bleiben, aber ich glaube, dass die Leiche ein Fake ist. Sie ist mit einem Zauber belegt worden, damit sie wie Coleman aussieht.« Okay, das war nicht das, was ich tatsächlich glaubte, aber es kam der Wahrheit einigermaßen nahe.
Casey setzte ihre Tasse so hart ab, dass der Kaffee überschwappte. Sie betrachtete das Malheur, dann stellte sie Tasse und Untertasse auf den Tisch.
» Soll das heißen, dass Teddy vielleicht noch lebt?«
» Ja.« Unglücklicherweise.
Sie sank in sich zusammen, als hätte man die Luft aus ihr herausgelassen, doch um ihre Lippen spielte ein winziges Lächeln. So winzig, dass man hätte glauben können, jemand habe ihr Glück einfach ausgeknipst und nun dauere es eine Weile, bis es zurückkehren könne.
Ich rutschte unruhig in meinem Sessel hin und her, schlug die Beine übereinander, setzte wieder einen Fuß neben den anderen. Ich erwartete weitere Fragen, doch es kamen keine. Ich nahm meine Kaffeetasse und nutzte die Gelegenheit, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
» Wie hat Vater auf Colemans Verschwinden und dessen vermeintlichen Tod reagiert?«
» Er ist betrübt. Wir sind alle sehr… betrübt.« Ihr Blick ging in die Ferne. » Es war so seltsam zu glauben, er wäre tot. Ich hatte ihn noch kurz zuvor gesehen. Wir waren beide auf dem Wohltätigkeitsdinner von Harriet, einer Senatorin. Weißt du, eins von diesen Charity-Events mit Herz und Schmerz und so. Irgendwas zugunsten von Kindern, denen das Feenvolk das Zuhause genommen hat. Ich weiß auch nicht so genau. Na, egal, jedenfalls saß ich ihm während des Essens gegenüber. Da war er noch so lebendig. So brillant.«
Na suuuper! Hörte sich ganz so an, als sei meine kleine Schwester verknallt. » Also, kommt Vater mit dem Stress zurecht, den sein neuer Job mit sich bringt?«
Casey richtete den Blick wieder auf mich. » Wieso redest du dauernd von Daddy?«
» Tue ich doch gar nicht. Ich…« Verdammt. Erwischt. » Darf ich mir denn keine Sorgen um meinen Vater machen?«
Sie stand auf. » Ich finde, du solltest jetzt gehen.«
Casey durchquerte den Raum, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und hielt mir demonstrativ die Tür auf.
Ich trank jedoch erst noch meinen Kaffee aus, bevor ich ihr folgte.
Sie begleitete mich bis nach unten zur Tür. Ich legte die Hand auf den Türknauf, drehte ihn jedoch nicht herum. Eine Frage musste ich Casey noch stellen. Verdammt sollte Falin dafür sein, dass er mir diese Idee in den Kopf gesetzt hatte.
Casey sah mich zögern und stieß einen Seufzer aus. » Ich vergaß, Alexis. Ich hole nur noch schnell meine Handtasche.« Sie trat an den Garderobenschrank, der seitlich von uns stand. Ihre Absätze klackten laut und hart auf dem Marmorboden.
Erst, als sie zurückgekehrt war, fragte ich sie: » Wem hast du davon erzählt, dass ich mir Colemans Leiche ansehen würde?«
» Niemandem. Na ja, Daddy. Aber sonst keinem. Wieso?« Sie wartete meine Antwort nicht ab, sondern zog ein paar Geldscheine aus ihrem Portemonnaie und drückte sie mir in die Hand. » Mehr hab ich jetzt nicht, aber da es dir ja eh nicht gelungen ist, seinen Schatten heraufzubeschwören, wirst du auch nicht viel Zeit dafür aufgewendet haben. Und jetzt verschwinde.«
Ich stopfte das Geld in meine Tasche und ging. Als ich auf der untersten Stufe der Treppe zur Tür stand, hörte ich, dass sich ein Auto näherte. Ich blickte auf. Ein silberfarbener Porsche kurvte die Einfahrt herauf.
Shit, unser allerliebster Daddy kommt nach Hause.
Ich sprintete das Stück bis zu meinem Wagen, sprang hinein und zog die Tür hinter mir zu. Steckte den Zündschlüssel ins Schloss.
Der Motor stotterte.
Nun mach schon!
Er stotterte noch einmal, dann startete er und lief
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