Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
selbst den Zauber auf deinen Diamanten gelegt?«
Sie fasste unwillkürlich an die Kette, die sie trug. » Ja.«
» Casey, das ist graue Magie. Wer auch immer dein Lehrer ist, er hätte dich vor dem Schaden warnen sollen, den graue Magie anrichten…«
» Niemand hat dich gefragt, Alexis. Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus.« Sie sah mich missmutig an, genauso, wie sie es schon als Kind getan hatte. Und in dem gleichen gereizten Ton wie früher fügte sie hinzu: » Und jetzt verschwinde aus meinem Zimmer.«
» Casey, ich…«
» Wenn du nicht gehst, rufe ich die Security-Leute.«
Ich spielte einen Moment mit dem Gedanken, » tatsächlich nicht zu gehen«. Einfach nur, um sie zu ärgern. Doch wenn sie jetzt nach Daddy schrie, dann würden mich die Wachen packen und umgehend zum Tor eskortieren. Ich wandte mich um und verließ ihre Suite.
Doch ich kam nicht weit.
Kaum stand ich im Flur, legte sich eine wuchtige Hand auf meine Schulter.
Ich erstarrte. Schon wieder erwischt!
Der Mann mit dem kantigen Gesicht war mir unbekannt, doch offensichtlich wusste er, wer ich war. Er schob mich vor sich her, und widerwillig gestattete ich ihm, mich ins Büro meines Vaters zu bringen. Immerhin hatte ich ja eh dorthin gehen wollen. Nur eben unter anderen Voraussetzungen.
Mein Vater saß hinter seinem riesigen Mahagonischreibtisch, die Fingerspitzen aneinandergelegt. Kaum hatte ich den Raum betreten, richtete er seine dunklen Augen auf mich, doch er sagte kein einziges Wort.
Der muskelbepackte Security-Typ– oder Vaters Assistent oder wie auch immer er ihn nennen mochte– drückte mich in den Ledersessel, der vor dem Schreibtisch stand. Ich lehnte mich zurück und versuchte so zu tun, als wäre ich ganz entspannt.
Immer noch schwieg mein Vater.
Und, was für ein Spielchen spielen wir jetzt? Wer am längsten schweigen kann? Ich versuchte eine Augenbraue hochzuziehen, doch die Wunde war immer noch vorhanden, auch wenn man sie dank des Zaubers nicht sah. Stattdessen machte ich ein finsteres Gesicht.
Mein Vater beobachtete mich einfach nur mit völlig unbewegter Miene.
Mein Kleid raschelte, als ich mein Gewicht verlagerte. Okay, wenn wir nicht reden, dann tue ich eben etwas anderes. Ich öffnete meine Sinne und fand– nichts. Nicht mal einen Zauber, der dafür sorgen sollte, dass sein Anzug auch dann noch tadellos aussah, wenn er sich beim Essen bekleckerte. Dann überprüfte ich seine beiden Gorillas; sicherlich waren auch sie vorhin in seiner Nähe gewesen, als ich die dunkle Energie gespürt hatte. Einer von ihnen trug einen Zauber, den ich auf die Schnelle nicht identifizieren konnte, der sich jedoch harmlos anfühlte; der andere hatte überhaupt keine Magie an sich.
Immer noch sagte niemand ein Wort.
Ich rutschte hin und her und wischte meine Handflächen an meinem Kleid ab.
» Nun?«, sagte ich schließlich.
Mein Vater schüttelte den Kopf. » Immer so ungeduldig.« Er senkte die Hände und griff nach einem Stift. Dann begann er, ein Dokument zu lesen, das vor ihm lag. Als ob ich entlassen wäre.
Ich ließ mich nicht zum Narren halten.
Ohne aufzublicken, meinte er: » Das ist das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen, dass du in mein Haus eindringst. Was bezweckst du damit, Alexis?«
Ich starrte auf seine Stirn, erwiderte nichts. Es war ein scharfes Schweigen, das die Luft zwischen uns zerschnitt. Schließlich legte er den Stift weg und blickte auf. Ungeduldig oder nicht, ich konnte genauso stur sein wie er, und so hielt ich meinen Mund.
Minuten vergingen, und er presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. » Alexis, ich habe einen Grund für das, was ich tue. Einen Plan. Kannst du das Gleiche auch von dir behaupten?« Dann sah er die beiden Typen an und fügte hinzu: » Bringt sie raus. Und sorgt dafür, dass die Wachleute sie nicht noch einmal hereinlassen.«
Jetzt war ich entlassen. Der Gorilla hinter mir quetschte meine Schulter, und ich brauchte keine weitere Aufforderung, um aufzustehen. Doch als ich die Tür erreicht hatte, wandte ich mich noch einmal um.
» Übrigens, George, die Party war großartig. Aber eins erstaunt mich: Wie kommt es, dass ihr von der Humans-First-Partei Hexen so sehr hasst, aber euch mit Illusionszaubern zuklebt, die ein glatteres Gesicht oder einen größeren Busen vorgaukeln?«
Dann wandte ich mich um und stürmte nach draußen, ohne darauf zu achten, ob der Gorilla mir folgte.
Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal, als ich nach unten lief. Und schüttelte
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