Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
jedoch dafür die Klärungssprache und die Technik des klärenden Sprechens. Überlegen Sie sich dazu im Vorfeld sehr genau, was der Punkt ist, den Sie ansprechen möchten.
Halten Sie sich so nah als möglich an den vorgegebenen Ablauf. Versuchen Sie die Anleitung 1 : 1 umzusetzen. Dieser Ablauf ist ein sehr stabiles Instrument, das bei genauer Anwendung verlässlich funktioniert.
Die Sichtweise des anderen verstehen
Eine konstruktive Konfliktlösung ist ein Prozess, der den anderen gleichberechtigt einschließt. Nach Darlegung der eigenen Sichtweise bekommt der Konfliktpartner die Gelegenheit, seine Sicht darzustellen. Dabei müssen wir ihn vermutlich unterstützen, wenn er in der Selbstreflexion und Darlegung seiner Sichtweise nicht geschult ist.
Mithilfe des klärenden Sprechens haben wir unserem Konfliktpartner unsere Sicht- und Erlebensweise gezeigt. Nun wäre es natürlich schön, wenn der andere unserem guten Beispiel folgen und es uns nachmachen würde. Doch in aller Regel können wir davon leider nicht ausgehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat unser Gegenüber keine Schulung im konstruktiven Umgang mit Konflikten erhalten. Er zeigt dann ein ursprüngliches Konfliktverhalten.
Merkmale eines ursprünglichen Konfliktverhaltens:
Der Konfliktpartner wird als Feind empfunden.
Einsatz der Kampfsprache.
Der Wunsch zu siegen.
Die eigene Position wird dominant zum Ausdruck gebracht.
Dem anderen wird kaum zugehört.
Die Schwachstellen seiner Argumentation werden gesucht und zerpflückt.
Die Aussagen des Konfliktpartners werden entwertet.
Die eigene Position wird als richtig empfunden, die des anderen als falsch.
Das Bestreben, zu überzeugen und sich durchzusetzen.
Der andere soll nachgeben und einsehen, dass man selber im Recht ist.
Unser Gegenüber fordert mit seinem ungeschulten Verhalten unseren Überlebensimpuls heraus: sich verteidigen, rechtfertigen oder zum Gegenangriff übergehen. Doch dem geben wir nicht nach. Stattdessen versuchen wir, die Position des anderen herauszufinden.
Die Technik des annehmenden Zuhörens
Hier nehmen wir die innere Haltung ein, dass wir dem anderen jetzt bewusst zuhören. Wir verlassen dafür unsere Position und versuchen seine zu verstehen.
Je besser wir unsere eigene Position mithilfe unserer Selbstklärung herausgearbeitet haben, desto einfacher ist es nun für uns, uns auf die Sicht des anderen einzulassen. Denn wir haben eine klare Position und verlieren sie auch nicht, während wir die Position des anderen besprechen. So können wir ihm mit aller Gelassenheit und Aufmerksamkeit zuhören im Wissen, dass das unsere Position nicht schwächt.
Um den Anforderungen der Technik des annehmenden Zuhörens gerecht zu werden, brauchen wir die Fähigkeiten:
die Angriffe des Gegners unbeschadet an uns vorbeiziehen zu lassen.
auf die Angriffe nicht weiter einzugehen.
uns dem Impuls, zurückzuschlagen, zu widersetzen.
steuernd in das Geschehen einzugreifen.
herauszuhören, worum es dem anderen eigentlich geht.
Wichtig: Für ein konstruktives Konfliktverhalten reicht es nicht aus, wenn wir unsere Position darstellen, ohne den anderen anzuklagen. Wir müssen unseren Gegner auch noch dabei unterstützen, seine Sichtweise verständlich darzulegen.
Merkmale eines konstruktiven Konfliktverhaltens:
Der Konfliktpartner wird als Mensch mit anderen Ansichten empfunden.
Einsatz der Klärungssprache.
Wir wollen klären.
Wir vertreten unsere Position klar und deutlich.
Wir versuchen, die Position des anderen zu verstehen.
Wir hören aufmerksam zu.
Wir respektieren die Sichtweise des anderen.
Wir sorgen gut für uns.
Wir suchen nach einer guten Lösung.
Trainingsprogramm: das annehmende Zuhören
Hier finden Sie nun eine Anleitung zum Einsatz der Technik des annehmenden Zuhörens.
Versuchen Sie zuerst, die sachlichen Aussagen zu verstehen, und konzentrieren Sie sich dann zunehmend auf die emotionalen. Nutzen Sie hierfür die gleichen Fragen wie für Ihre eigene Selbstklärung.
Was genau ist es, was Ihren Streitpartner stört?
Welche Gedanken und Gefühle entstehen dazu bei ihm?
Welches seiner Bedürfnisse ist unerfüllt?
Warum ist ihm das Thema so wichtig?
Was konkret würde er sich wünschen?
Was kann er realistischerweise erreichen?
Sie können auch bereits in Ihrer Vorbereitung auf das Gespräch versuchen, die Fragen aus seiner Perspektive selbst zu beantworten. Bitten Sie dazu eine vertraute Person, sich in die Situation Ihres Konfliktpartners
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