Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
Äußerung.«
Ansprechen, dass Verletzung nicht das Ziel war:
»Ich hoffe, ich habe Sie damit nicht gekränkt.«
Eventuelle Schuld auf sich nehmen:
»Oh je, das klingt, als hätte ich mich nicht so glücklich ausgedrückt.«
Die Rechte des anderen noch einmal klar benennen:
»Nein, ich möchte Ihnen ganz sicher nichts verbieten. Das steht mir gar nicht zu.«
Noch einmal darstellen, um was es »nur« ging:
»Ich wollte es einfach ansprechen.«
Das Gespräch wertschätzend beenden:
»Auf Wiedersehen, Herr Holzer.«
Mit einer großen Wahrscheinlichkeit wird Familie Holzer nun den Müll nicht mehr vor der Tür abstellen. Je besser und stabiler die Beziehungsebene zwischen den Nachbarn ist, desto größer ist diese Wahrscheinlichkeit. Wenn wir jemanden sehr schätzen, sind wir eher bereit, etwas für ihn zu tun bzw. zu unterlassen. Sollte der Müll dennoch weiterhin vor der Tür stehen, hat es keinen Sinn, weiter darüber ins Gespräch zu gehen. Um noch mehr Einfluss auf die Entscheidung der Familie Holzer zu nehmen, bräuchte Claudia Kopp nun mehr Macht. Das würde in diesem Fall bedeuten, dass sie sich beispielsweise bei der Hausverwaltung darüber beschweren müsste. Bevor sie das tut, sollte sie sich allerdings sehr gut überlegen, ob ihr das Thema wirklich so enorm wichtig ist. Es handelt sich um eine deutliche Konflikteskalation, und der Preis dafür wird auf alle Fälle eine gestörte Beziehung zum Nachbarn sein.
Übung
Wenn Ihnen Menschen ihre Erlebnisse erzählen, üben Sie die Technik des annehmenden Verstehens. Beobachten Sie genau die Wirkung, die Sie damit erzeugen.
Halten wir fest: Unser Konfliktpartner ist ungeschult und reagiert mit seinem ursprünglichen Konfliktverhalten, d. h., er bekämpft uns mit dem Ziel zu siegen. Mit der Technik des annehmenden Zuhörens unterstützen wir seine Selbstklärung und helfen ihm dabei, seine Sichtweise verständlich darzulegen.
Tipps:
Seien Sie neugierig auf die Sicht- und Erlebensweise Ihrer Gesprächspartner. Versuchen Sie einfach zu verstehen, wie der andere denkt und fühlt. Lassen Sie sich dabei auf seine Welt ein, ohne diese zu bewerten. Ignorieren Sie ebenso jede seiner Bewertungen in Bezug auf Ihre Sichtweise.
Zeigen Sie dem anderen deutlich, dass Sie ihn verstehen möchten. Sie können diese Technik nicht nur im Konfliktgespräch üben, sondern in nahezu jeder Gesprächssituation.
Üben Sie die Technik und experimentieren Sie damit. Beobachten Sie deren Wirkung aufmerksam.
Gemeinsam Lösungen finden
Zwei gleichberechtigte Sichtweisen stehen nun nebeneinander, und wir machen uns auf die Suche nach einer stabilen Lösung. Die Lösung muss für alle Beteiligten gut sein, sonst ist sie nicht stabil.
Nachdem Sie Ihre Position klar dargestellt und die Position Ihres Konfliktpartners verstanden haben, stehen nun zwei unterschiedliche Haltungen gleichberechtigt nebeneinander. Wenn es Ihnen gelungenist, die bisherige Auseinandersetzung in der Klärungssprache zu führen, sollte bis zu diesem Zeitpunkt eine erste Entspannung auf der Beziehungsebene spürbar geworden sein. Denn Sie haben Ihren Gesprächspartner ernst genommen, wertgeschätzt und ihn respektvoll behandelt. Der Kern Ihres Konfliktes ist natürlich weiterhin vorhanden. Selbst wenn Ihnen die Auseinandersetzung nur teilweise in der Klärungssprache gelungen ist, ist das bereits ein großer Erfolg. Das ist ähnlich wie im Sport. Wenn Sie eine neue Technik kennenlernen, werden Sie diese auch nicht gleich beim nächsten Match perfekt einsetzen können. Aber schon erste Teilanwendungen werden Ihre Leistung deutlich verbessern. Übung macht den Meister, und so ist es auch bei unserem Thema.
Zwei unterschiedliche Sichtweisen stehen nun gleichberechtigt nebeneinander
Die Frage ist, wie es nun weitergeht.
Die Bedenkpause – innehalten und wirken lassen
In aller Regel hat die Auseinandersetzung beide Parteien eine Menge Kraft, Zeit und Nerven gekostet und es ist eine gewisse Erschöpfung eingetreten. Es ist oft sinnvoll, an dieser Stelle des Gesprächs eine Bedenkpause einzulegen und die Lösungssuche zu vertagen. Machen Sie dem anderen einen Vorschlag:
»Ich schlage vor, dass wir das Gespräch an dieser Stelle für heute beenden. Ich finde, es war ein sehr wichtiges Gespräch und jeder hat eine Menge Informationen vom anderen erhalten. Ich bin ziemlich erschöpft und habe das Bedürfnis, das Ganze erst mal auf mich wirken zu lassen und mir meine Gedanken zu
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