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Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Titel: Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Müll sofort entfernt.
in diesem Punkt extrem empfindlich ist.
es ansprechen möchte.
keinen Streit provozieren möchte.
 
    Schritt 2: Wie kann Claudia Kopp Michael Holzer dazu bewegen, dass er in Zukunft seinen Müll nicht mehr vor die Haustür stellt, ohne dass dabei ihre gute nachbarschaftliche Beziehung Schaden nimmt? Das ist keine leichte Aufgabe. Wie könnte das gehen?
     

    Sie klingelt bei ihren Nachbarn. Michael Holzer öffnet die Tür, sieht sie, lächelt freundlich wie immer. Claudia Kopp lächelt freundlich zurück und sagt: »Guten Morgen, Herr Holzer. Ich habe gerade ein kleines Problem. Haben Sie schnell einen kurzen Moment für mich Zeit? Und zwar ist mir der Müll gerade so unangenehm in die Nase gestiegen, dass mir direkt übel geworden ist. Ich bin da unheimlich empfindlich. Jetzt wollte ich einfach schnell klingeln und Sie informieren, dass der Müll echt unangenehm muffelt.« Sie hält inne und blickt ihn mit einem leicht bedauernden Blick an. Michael Holzer antwortet: »Ich trage ihn eh gleich weg«, und schaut dabei etwas grimmig. »Ah, prima, das ist nett. Tut mir leid, dass ich Sie deswegen extra anspreche, aber ich bin da einfach total empfindlich, was Müll und Gerüche angeht. Da bin ich ganz
eigen. Okay, dann wünsche ich Ihnen noch ein schönes Wochenende, Wiedersehen«, sagt sie, lächelt ihn freundlich an und winkt ihm zum Abschied kurz zu.
     
    Vielleicht überlegen Sie jetzt, ob Sie wegen so einer kleinen Kritik tatsächlich so übervorsichtig formulieren müssen. Bedenken Sie noch einmal Ihre Ziele. Das Erreichen Ihrer Ziele steht im Vordergrund, und die sind schon sehr herausfordernd. Wenn Sie beim Kegeln von den neun Kegeln nur den einen ganz rechts außen umwerfen wollen, dann werden Sie auch nicht einfach draufloskegeln. Sie werden mit sehr viel Feingefühl und Technik an diese Aufgabe herangehen.
    Kurz gefasst: Was war wichtig bei diesem Vorgehen?
Mit einer freundlichen Grundhaltung in das Gespräch gehen:
Claudia Kopp lächelt freundlich zurück und sagt: »Guten Morgen, Herr Holzer.«

 
Beschreiben, was sie gerade erlebt hat und wie es ihr dabei erging:
 
»Und zwar ist mir der Müll gerade so unangenehm in die Nase gestiegen, dass mir direkt übel geworden ist.«

 
Dem anderen keine Vorschriften machen, was er tun soll:
»Jetzt wollte ich einfach schnell klingeln und Sie informieren,   … «

 
Den Müll und nicht den Nachbarn kritisieren:
»   … dass der Müll echt unangenehm muffelt.«

 
Eine eventuelle Schuld einfach auf sich nehmen:
»Ich bin da unheimlich empfindlich.«

 
Weiterhin die positive Beziehung pflegen:
»Ah, prima, das ist nett.«

 
Einen wertschätzenden Gesprächsabschluss finden:
»Okay, dann wünsche ich Ihnen noch ein schönes Wochenende, Wiedersehen«, sagt sie, lächelt ihn freundlich an und winkt ihm zum Abschied kurz zu.
     
    Wir wissen bereits: Falls es nicht funktioniert und Herr Holzer trotzdem gekränkt ist, hat Claudia Kopp wenig später im Mülltonnenhaus die Gelegenheit nachzubessern. Dafür reicht es aber nicht aus, dass sie ihre Sicht darstellen kann, sie benötigt auch die Fähigkeit, die Sicht des anderen aufnehmen zu können. Wie das geht, erarbeiten wir uns im nächsten Schritt.
    Übung
Beobachten Sie in den nächsten Tagen aufmerksam Auseinandersetzungen in Ihrem Umfeld. Hören Sie sich die »Kampfsprache« an und achten Sie darauf, welche Reaktionen sie beim Empfänger hervorruft.
Experimentieren Sie gezielt mit der Klärungssprache. Üben Sie in kleinen, einfachen Alltagssituationen, über sich zu sprechen und etwas von Ihrer kleinen Welt zu zeigen, statt andere zu bewerten und anzugreifen. Welche Reaktionen rufen Sie damit hervor?
Reflektieren Sie eine konkrete Situation, bei der Sie mit dem Verhalten eines anderen nicht einverstanden waren. Bereiten Sie sich ausgiebig vor und sprechen Sie diese vorsichtig mithilfe des Modells an. Halten Sie sich dabei möglichst genau an den Ablauf. Werten Sie Ihre Erfahrungen damit aus.
    Halten wir fest: Wenn uns das Verhalten eines anderen stört, neigen wir dazu, es mit erhobenem Zeigefinger zu kritisieren. Unser Gegenüber empfängt das als Angriff auf seine kleine Welt und verteidigt sich. Wenn wir dem anderen einen Einblick in unsere kleine Welt gewähren, statt sein Verhalten zu verurteilen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass er uns verstehen kann.
     
    Tipps:
Sagen Sie offen und ehrlich, was Sie denken. Stellen Sie klar, was klargestellt werden muss. Nutzen Sie

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