Vom Umtausch ausgeschlossen
einen Palast. Aber sie hat nicht nachgegeben. Im Gegenteil, sie hat sogar behauptet, großzügig gewesen zu sein.
Hmpf. Aber gut, sieben Euro sind immer noch besser als gar nichts. Vielleicht haben die bei Miu Miu ja eine Super-Sonder-Rabattaktion mit 99,9 Prozent Nachlass oder so.
Ich mache mich auf den Weg die Straße hinunter, wobei ich mich ganz genau an den Stadtplan halte, den der Concierge mir gegeben hat. Der war vielleicht hilfsbereit! Ich habe ihm erklärt, dass ich gerne die kulturell wichtigen Sehenswürdigkeiten von Mailand besichtigen würde, und da fing er dann an, von einem Gemälde von Leonardo da Vinci zu reden. Also erklärte ich ihm sehr höflich, dass ich mich mehr für die zeitgenössische italienische Kultur interessiere, was ihn dazu veranlasste, mir von einem Künstler zu erzählen, der Kurzfilme zum Thema Tod macht.
Als ich ihm schließlich weiter erläuterte, dass ich mit »zeitgenössischer italienischer Kultur« eigentlich eher Kultur-Ikonen wie Prada und Gucci meinte, strahlte er förmlich vor Glück, dass er mich endlich verstanden hatte. Er nahm den Stadtplan und markierte darauf eine Straße in einem Viertel, das das »goldene Viereck« genannt wird und ihm zufolge »voller Kultur« ist, die mir »sicher sehr gefallen« würde.
Die Sonne scheint, und es weht eine leichte Brise. Fenster und Autos glitzern in der Sonne und ständig flitzen irgendwelche schneidigen Vespas an mir vorbei. Mann, Mailand ist einfach klasse. Jeder, aber auch jeder, an dem ich vorbeikomme, trägt eine Designersonnenbrille und eine Designerhandtasche - sogar die Männer!
Einen Moment lang denke ich darüber nach, Luke eventuell eine Herrenhandtasche zu kaufen statt eines Gürtels. Ich versuche mir vorzustellen, wie er mit einer schicken kleinen Tasche am Handgelenk ins Büro geht...
Hmmm. Vielleicht doch besser den Gürtel.
Auf einmal fällt mir eine junge Frau vor mir auf, die einen cremefarbenen Hosenanzug trägt, dazu hohe Riemchenschuhe und einen pinkfarbenen Mopedhelm mit Zierleisten in Leopardenmuster.
Sehnsüchtig fixiere ich sie. Ich will auch so einen Helm haben! Ich weiß, ich weiß, ich habe keine Vespa - aber den Helm könnte ich doch trotzdem tragen, oder? Könnte mein ganz spezielles Markenzeichen werden. Dann würden mich die Leute »Die Frau mit dem Vespa-Helm« nennen. Außerdem könnte mir dann so leicht kein Straßenräuber eins über die Rübe ziehen, also, so gesehen wäre das eine Investition in meine Sicherheit.. .
Ich glaube, ich frage sie, wo sie das Ding her hat.
»Excuse moi, mademoiselle!«, rufe ich und bin selbst bass erstaunt, dass ich plötzlich so fließend spreche. »J‘adore votre chapeau!«
Die Frau sieht mich verständnislos an und verschwindet dann um die nächste Ecke. Was ich offen gestanden ein klein wenig unhöflich finde. Ich meine, da gebe ich mir so eine Mühe, ihre Sprache zu spre- Oh. Ach so.
Ups. Bisschen peinlich.
Egal, vergessen. Ich bin ja schließlich nicht hier, um Vespa-Helme zu kaufen. Ich bin hier, um ein Geschenk für Luke zu erstehen. Genau darum geht es ja in einer Ehe: Immer zuerst an den Partner zu denken. Die Bedürfnisse des anderen stets als Erstes zu berücksichtigen.
Und außerdem fällt mir gerade ein, dass ich ja wohl jederzeit mal eben für einen Tag nach Mailand rüberjetten kann. Dauert doch bestimmt nicht lange von London aus, oder? Und dann könnte ich auch Suze mitnehmen, fällt mir zu meiner großen Freude ein. Au ja, das wäre ein Spaß. Ich sehe Suze und mich schon vor mir, wie wir Arm in Arm die Straße hinunterschlendern, mit unseren Taschen herumschlenkern und zusammen lachen. Ein Girlie-Ausflug nach Mailand! Das müssen wir unbedingt mal machen!
Ich komme an die nächste Straßenecke und sehe auf dem Stadtplan nach. Kann nicht mehr weit sein. Er hat gesagt, es ist ganz in der Nähe ...
In dem Moment geht eine Frau mit einer Tragetasche von Versace an mir vorüber. Ja! Ja! Ist das aufregend! Ich komme ganz offensichtlich immer näher an die Quelle... Genau wie vor ein paar Wochen (oder Monaten?) , als wir diesen Vulkan in Peru besichtigten und der Führer uns ständig auf irgendwelche Zeichen hinwies, die uns verrieten, dass wir uns dem Krater näherten. Ich muss nur die Augen aufmachen und nach weiteren Versace-Tüten Ausschau halten...
Ich gehe ein Stückchen weiter - und da ist die nächste! Die Frau da mit der übergroßen Sonnenbrille, die einen Cappuccino trinkt, die hat eine! Und außerdem ungefähr
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