Vom Umtausch ausgeschlossen
Herz stehen. Meine Haut prickelt am ganzen Körper.
Das kann nicht sein.
Aber es ist so. Was die Frau da in der Hand hat, ist eine Engel-Tasche.
3
Eine Engel-Tasche. Hier, mit mir in einem Raum.
Ich dachte, die wären überall hoffnungslos ausverkauft. Ich dachte, es sei absolut unmöglich, eine zu bekommen.
Die Frau stellt sie feierlich auf einem mit cremefarbenem Wildleder bezogenen Podest ab und tritt einen Schritt zurück, um sie zu bewundern. Im gesamten Laden herrscht absolute Stille. Als wäre ein Mitglied der Königsfamilie aufgetaucht. Oder ein Filmstar.
Ich kann nicht atmen. Ich bin wie gelähmt.
Sie ist schön. Sie ist so wunderschön. Das Kalbsleder sieht aus, als wäre es weich wie Butter. Der handgemalte Engel ist in verschiedenen Aquamarinschattierungen gehalten. Und darunter glitzert in Strass der Schriftzug »Dante«.
Ich schlucke. Ich versuche, mich unter Kontrolle zu bringen, aber meine Beine sind ganz wackelig und meine Hände schweißnass. Das hier ist besser als die weißen Tiger in Bengalen. Ich meine, sehen wir doch mal den Tatsachen ins Auge: Engel-Taschen sind wahrscheinlich noch seltener als weiße Tiger.
Und da steht jetzt eine, direkt vor meiner Nase.
Ich könnte sie einfach kaufen, durchzuckt es mich. Ich könnte sie kaufen!
»Miss? Signorina? Hören Sie mich?« Eine Stimme dringt zu mir durch, und erst da fällt mir auf, dass Silvia versucht, meine Aufmerksamkeit zu erlangen.
»Oh« , stammele ich, völlig durcheinander. »Ja. « Ich nehme den Kugelschreiber und kritzele irgendeine alte Unter schritt auf den Zettel. »Ist das... Ist das da eine echte Engel-Tasche?«
»Ja, die ist echt«, informiert sie mich und schlägt dabei den gleichen herablassenden, gelangweilten Ton an wie ein Türsteher, der die Band persönlich kennt und daran gewöhnt ist, durchgeknallte Groupies abzuwimmeln.
»Wie viel...«Ich schlucke. »Wie viel kostet die?«
»Zweitausend Euro.«
»Aha.« Ich nicke.
Zweitausend Euro. Für eine Tasche.
Aber wenn ich eine Engel-Tasche hätte, brauchte ich mir keine neuen Klamotten mehr zu kaufen. Nie wieder. Wer braucht denn schon einen neuen Rock, wenn man die hippeste Tasche der Welt hat?
Ist mir egal, wie viel die kostet. Ich muss sie haben.
»Ich möchte sie bitte kaufen«, beeile ich mich zu sagen.
Zunächst herrscht erstauntes Schweigen im Laden - und dann fangen alle Verkäuferinnen herzlich an zu lachen.
»Sie können die Tasche nicht kaufen«, klärt Silvia mich mitleidig auf. »Für diese Tasche existiert eine Warteliste.«
Oh. Eine Warteliste. Ja, natürlich gibt es eine Warteliste. Bin ich blöd.
»Möchten Sie sich in die Liste eintragen?« Sie gibt mir meine Karte zurück.
Okay, jetzt will ich mal ganz vernünftig sein. Ich werde mich wohl kaum in eine Warteliste in Mailand eintragen. Ich meine, wie würde ich denn dann an die Tasche herankommen? Der Laden müsste sie per FedEx oder so schicken. Oder ich müsste extra einfliegen, oder »Ja«, höre ich mich sagen. »Gerne.«
Das Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich meine Adresse und alles aufschreibe. Ich trage mich in die Liste ein. Ich trage mich in die Engel-Tasche-Liste ein!
»Bitte sehr.« Ich schiebe das Formular zurück.
»Sehr schön.« Silvia lässt das Formular in einer Schublade verschwinden. »Wir rufen Sie an, wenn eine zur Verfügung steht.«
»Und... wann wäre das so ungefähr?«, erkundige ich mich und hoffe, dabei nicht zu aufgeregt zu klingen.
»Kann ich nicht sagen.« Sie zuckt mit den Schultern.
»Und wie viele andere sind vor mir auf der Liste?«
»Kann ich nicht sagen.«
»Verstehe.«
Jetzt bin ich ja doch ein bisschen frustriert. Ich meine, da ist sie. Da ist die Tasche, nur wenige Meter von mir entfernt ... aber ich kann sie nicht haben.
Na, egal. Ich bin ja jetzt auf der Warteliste.
Ich nehme die Tüte mit Lukes Gürtel an mich und schreite im Zeitlupentempo aus dem Laden hinaus. Bei der Engel-Tasche bleibe ich stehen. Sie ist wirklich atemberaubend. Die tollste, schönste Tasche der Welt. Während ich sie bewundere, steigt Groll in mir auf. Ich meine, ist ja schließlich nicht meine Schuld, dass ich mich nicht schon eher in die Liste eingetragen habe! Ich war auf Weltreise! Was hätte ich denn tun sollen, meine Hochzeitsreise abblasen, oder was?
Wie dem auch sei. Beruhige dich, Becky. Macht doch alles gar nichts, denn das Wichtigste ist doch: Ich werde eine bekommen. Ganz bestimmt. Sobald Und da kommt mir schlagartig der erlösende Gedanke!
Ich
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