Vom Umtausch ausgeschlossen
sie übers Wochenende zu uns eingeladen hast!«
»Ich auch!« Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Wir haben es ja alle so richtig nett miteinander!«
Ich schlurfe in die Küche, wo Jess in Jeans und T-Shirt und mit einem Glas Wasser in der Hand am Tresen sitzt.
Klugscheißer.
Vermutlich wird sie heute Morgen das Atom spalten. Zwischen zwei Situps.
»Morgen«, sagt sie.
»Morgen!«, erwidere ich in dem gepflegten, zuvorkommenden Ton einer perfekten Gastgeberin.
Ich habe nämlich gestern Abend noch mal ein bisschen in Die perfekte Gastgeberin gelesen, und da steht, dass man selbst wenn der Gast einen bis aufs Blut nervt, ihm stets mit Charme und Anstand begegnen muss.
Kein Problem. Ich kann charmant sein. Ich kann anständig sein.
»Hast du gut geschlafen? Was kann ich dir zum Frühstück anbieten?«
Ich öffne den Kühlschrank und hole die frisch gepressten Orangen-, Grapefruit- und Cranberrysäfte heraus. Aus dem Brotkasten hole ich Vollkornbrot vom Bäcker, Croissants und Muffins. Dann suche ich in den Küchenschränken nach Marmelade. Ich finde drei Sorten Luxus-Orangenmarmelade, ein Glas Erdbeermarmelade mit Sekt, Wildblütenhonig... und belgischen Schokoladenbrotaufstrich. Dann reihe ich noch diverse Luxus-Kaffee- und Teesorten auf der Arbeitsplatte auf. So. Damit mir keiner nachsagen kann, ich würde meinen Gästen kein anständiges Frühstück bieten.
Ich merke, wie Jess jede einzelne meiner Bewegungen beobachtet, und als ich mich zu ihr umdrehe, sieht sie mich irgendwie seltsam an.
»Was?«, frage ich. »Stimmt was nicht?«
»Schon gut«, sagt Jess betreten. Sie trinkt einen Schluck Wasser - und sieht mich dann wieder an. »Luke hat es mir gestern Abend erzählt. Das mit deinem... Problem.«
»Meinem was?«
»Deine Einkauferei.«
Entsetzt sehe ich sie an. Das hat er nicht!
»Ich habe kein Problem«, sage ich und lächele sie an. »Luke hat da wohl etwas übertrieben.«
»Er hat erzählt, dass ihr ein Budget aufgestellt habt.« Jess sieht besorgt aus. »Klingt, als wäre das Geld zurzeit ein bisschen knapp.«
»Stimmt«, antworte ich freundlich.
Und das geht dich einen Scheißdreck an, füge ich im Geiste hinzu. Ich fasse es nicht, dass Luke ihr das alles erzählt hat!
»Aber... wie kann es dann sein, dass ihr euch Luxuskaffee und Erdbeermarmelade mit Sekt leisten könnt?« Sie zeigt auf die vielen Leckereien auf der Arbeitsfläche.
»Sparsames Haushalten«, antworte ich geschmeidig. »Prioritäten setzen. Wenn man an der einen Ecke spart, kann man an der anderen Ecke mehr ausgeben. Eine der Grundregeln soliden Finanzmanagements. Habe ich auf der Finanzjournalismusschule gelernt«, fuge ich spitz hinzu.
Gut, das war eine kleine Lüge. Ich war nie auf einer Finanzjournalismusschule. Aber mal im Ernst. Was glaubt sie denn, wer sie ist? Wer gibt ihr das Recht, mich so auszufragen?
»Und - an welchen Ecken genau sparst du?« Jess runzelt die Stirn. »Hier in der Küche sehe ich jedenfalls nichts, was nicht von Fortnum oder Harrods wäre.«
Ich will gerade mit einer unfreundlichen Retourkutsche parieren, als mir auffällt, dass sie in der Tat Recht haben könnte. Als ich anfing, über e-Bay so viel Geld zu verdienen, habe ich mir irgendwie angewöhnt, in Harrods Delikatessenabteilung einzukaufen. Na und? Ist doch wohl immer noch legitim, bei Harrods Lebensmittel einzukaufen!
»Mein Mann legt Wert auf einen gepflegten Lebensstandard«, entgegne ich steif und mit einem kühlen Lächeln. »Und ich versuche, ihm genau das zu bieten.«
»Aber dafür müsstest du nicht zwingend so viel Geld ausgeben.« Jess lehnt sich mit glänzenden Augen über den Tresen. »Du könntest an fast allem sparen! Ich könnte dir ein paar Tipps geben!«
Tipps? Tipps von Jess?
In dem Moment klingelt die Ofenuhr und lässt mich aufgeregt aufsehen. Es ist so weit!
»Hast du etwas im Ofen?« Jess sieht mich verwundert an.
»Äh... so was Ähnliches. Bedien dich doch... bin gleich wieder da...«
Ich eile ins Arbeitszimmer und schalte den Computer ein. Die Auktion des orangefarbenen Vintage-Mantels endet in fünf Minuten, und ich will mir das Ding verdammt noch mal nicht wegschnappen lassen! Ich trommele ungeduldig mit den Fingern auf dem Schreibtisch, und sobald der Bildschirm so weit ist, gehe ich auf die gespeicherte e-Bay-Seite.
Ich wusste es. »kittybee111« hat wieder geboten. Zweihundert Pfund.
Die hält sich wohl für sehr clever. Aber jetzt pass mal auf, »kittybee111«!
Ich hole Lukes Stoppuhr aus der
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