Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren
versorgten den Mond mit Öl, putzten den Docht und erhielten wöchentlich ihren Taler. Aber sie wurden Greise, und als der eine erkrankte und seinen Tod voraussah, verordnete er, dass der vierte Teil des Mondes als sein Eigentum ihm mit in das Grab sollte gegeben werden. Als er gestorben war, stieg der Schultheiß auf den Baum und schnitt mit der Heckenschere ein Viertel ab, das in den Sarg gelegt ward. Das Licht des Mondes nahm ab, aber noch nicht merklich. Als der zweite starb, ward ihm das zweite Viertel mitgegeben, und das Licht minderte sich. Noch schwächer ward es nach dem Tod des dritten, der gleichfalls seinen Teil mitnahm, und als der vierte ins Grab kam, trat die alte Finsternis wieder ein. Wenn die Leute abends ohne Laterne ausgingen, stießen sie mit den Köpfen zusammen.
Als aber die Teile des Mondes in der Unterwelt sich wieder vereinigten, so wurden dort, wo immer Dunkelheit geherrscht hatte, die Toten unruhig und erwachten aus ihrem Schlaf. Sie erstaunten, als sie wieder sehen konnten. Das Mondlicht war ihnen genug, denn ihre Augen waren so schwach geworden, dass sie den Glanz der Sonne nicht ertragen hätten. Sie erhoben sich, wurden lustig und nahmen ihre alte Lebensweise wieder an. Ein Teil ging zum Spiel und Tanz, andere liefen in die Wirtshäuser, wo sie Wein forderten, sich betranken, tobten und zankten und ihre Knüttel aufhoben und sich prügelten. Der Lärm ward immer ärger und drang endlich bis in den Himmel hinauf.
Der heilige Petrus, der das Himmelstor bewacht, glaubte, die Unterwelt wäre in Aufruhr geraten, und rief die himmlischen Heerscharen
zusammen. Da sie aber nicht kamen, so setzte er sich auf sein Pferd und ritt durch das Himmelstor hinab in die Unterwelt. Da brachte er die Toten zur Ruhe, hieß sie sich wieder in ihre Gräber legen und nahm den Mond mit fort, den er oben am Himmel aufhing.
VORFREUDE – SCHÖNSTE FREUDE?
Wie wollen Sie die Rauhnächte begehen? Genüsslich und gemütlich, mit vielen Freunden und der Familie und zugleich vielleicht ab und zu in Momenten der Stille als Vorbereitung auf das Neue? Dafür hier ein paar erinnernde Stichworte:
Welche Bräuche – althergebracht oder neu umgedeutet – wollen Sie selbst diesmal leben? Und wenn Sie sich Rituale überlegt haben, sind die nötigen Utensilien da?
Haben Sie schon Kontakt zu möglichen Helfern aus der geistigen Welt aufgenommen?
Liegen Orakel bereit, ebenso wie das Räucherwerk?
Ist an ein Tagebuch gedacht und vielleicht zusätzlich an einen Malblock und verschiedenfarbige Stifte? Oder eine Leinwand und Farben?
Haben Sie eventuelle Fragen formuliert, die Sie im Hinblick auf das neue Jahr gern geklärt hätten?
Wissen Sie, inwieweit Sie die Rauhnächte auch für kleine oder größere Auszeiten nutzen wollen? Haben Sie Zeiträume für Rückzug, Besinnung, Orakel und Ähnliches im Auge? Jeden Tag eine bestimmte Stunde oder vielleicht ein paar Minuten frühmorgens und noch ein paar vor dem Schlafengehen?
WEGBEGLEITER DURCH DIE ZWÖLF HEILIGEN NÄCHTE
J ede dieser rauhen Nächte hat eine ganz eigene Energie. Und natürlich können sie auch individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen werden – schließlich sind sie ja ein Anzeiger für alles, was das kommende Jahr uns allen, aber auch jedem Einzelnen bringen könnte.
Während der zwölf Rauhnächte wandern wir einmal durch ein komplettes Jahr. Es ist daher naheliegend, davon auszugehen, dass die Themen und Stimmungen, die wir an diesen Tagen wahrnehmen, etwas mit der Grundenergie der entsprechend zugeordneten Monate zu tun haben. Was aber macht diese Grundschwingung aus? Wir alle erleben das gleiche Jahr höchst unterschiedlich, und schauen wir zurück, waren die einzelnen Jahre von den vielfältigsten Ereignissen, Gefühlen und Grundzuständen geprägt.
JAHRESKREISLÄUFE
Es gibt eine verbindende Kraft, und das ist der Kreislauf der Natur, der Jahreszeiten und der damit verbundenen Zyklen von Wachstum, Fülle, Ernte, Zerfall und Pause vor dem Neubeginn. Von ihm haben wir uns inspirieren lassen und grundlegende Themen für die einzelnen rauhen Nächte erfasst. Von ihnen können Sie sich, vielleicht zusätzlich zu anderen von Ihnen erspürten individuellen Qualitäten, in Vorbereitung auf das neue Jahr durch die zwölf heiligen Nächte begleiten lassen. Dass die Jahreszeiten aufeinander folgen, ist kein Geheimnis. Sich diesen Kreislauf im Einzelnen bewusst zu machen, kann dennoch sehr interessant sein. Denn was wir in der Natur erspüren, trifft auch
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