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Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Titel: Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patmos
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Die anderen Tiere hing er an Haken inden Schuppen hinter seiner Hütte. „So habe ich immer genug zu essen“, dachte er sich. Aber als das Kaninchen über dem Feuer zu duften begann und er es aus dem Kessel nahm, war ihm aller Appetit vergangen. „Ich kann nichts essen. Das Herz tut mir so weh, wie sollte ich da einen Bissen hinunterschlucken?“, dachte er sich. Also tat er das Kaninchen wieder zurück in den Kessel. „Dann esse ich es eben morgen“, beschloss Hubertus.
    Doch auch am nächsten Tag hatte er keinen Hunger. Aber die Wut tobte immer noch in seinem Bauch. Und traurig war er auch. Daher sattelte er wieder sein Pferd und ging auf die Jagd. Dieses Mal erlegte er ein Reh und zwei Hasen, außerdem einen Fasanund eine Ente. Wieder nahm er die Beute mit nach Hause und hing sie in den Schuppen hinter seiner Hütte. Und wieder bekam er keinen Bissen hinunter, der Hals war ihm wie zugeschnürt.
    Auch am nächsten und am übernächsten Tag ging er auf die Jagd, doch dieses Mal ließ er die toten Tiere gleich im Wald liegen. Er würde sie sowieso nicht essen. Und so ging es auch die kommenden Wochen, bis Hubertus beinahe kein einziges Tier mehr im Wald fand, weil er sie alle getötet hatte. Doch die Wut in seinem Bauch und der Schmerz in seinem Herzen wurden einfach nicht kleiner.
    Eines Abends, als er müde auf seinem Pferd Richtung Hütte trabte, trat ein riesiger Hirsch auf den Weg. Er hatte zwölf Enden an seinem Geweih und war das schönste Tier, das Hubertus je gesehen hatte. Er glaubte fast, ein Leuchten um den Kopf des Hirsches zu sehen. Sofort nahm er mit einer Hand den Bogen von der Schulter, während er mit der anderen einen Pfeil aus dem Köcher zog und in den Bogen legte. Er zielte genau zwischen die Hörner, ließ die Sehne schnellen – und hatte danebengeschossen. Noch ehe er das begriff, war der Hirsch im Unterholz verschwunden. „So ein Mist! Dieses Geweih hätte ich mir gerne an den Giebel meiner Hütte gehängt“, dachte Hubertus. „Ein so prächtiges Tier ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen.“ Hubertus nahm die Zügel in die Hand und jagte dem Hirsch ins Unterholz hinterher. Doch er fand keine Spur, die er hätte verfolgen können. „Wir sehen uns wieder“, rief er dem Hirsch hinterher, „und für dich persönlich wird es das Letzte sein, was du siehst!“ Dann machte er sich auf den Heimweg.
    Am nächsten Tag suchte er nach dem Hirsch, aber er blieb verschwunden. Nicht einmal eine Fährte konnte er von ihm finden. Als er abends auf dem Heimweg war, trat der Hirsch an der gleichen Stelle wieder aus dem Wald. Und wieder war da das Schimmern, das ihn umgab. Hubertus war ganz aufgeregt und griff nachBogen und Pfeilen, aber dieses Leuchten um den Hirsch ließ ihn einen Augenblick zu lange zögern. Als er seinen Pfeil abschoss, war der Hirsch im Unterholz verschwunden. Hubertus setzte ihm nach. „Los, lauf, wie du in deinem ganzen Leben noch nicht gelaufen bist!“, trieb er sein Pferd an. Ein paarmal leuchtete es zwischen den Zweigen auf, doch immer, wenn Hubertus seinen Pfeil abschoss, ging er ins Leere. Vor lauter Jagdfieber war er so tief in den Wald geritten wie noch nie zuvor. Hier kannte er sich überhaupt nicht aus!
    Inzwischen war die Dämmerung gefallen und die Tannen standen so dicht, dass er fast seine eigene Hand nicht mehr vor Augen sah. Dann blitze wieder das Leuchten zwischen den Bäumen auf. Hubertus riss noch einmal sein Pferd herum und preschte darauf zu. Dann stand er plötzlich auf einer Lichtung und mittendrauf im weichen Moos der Hirsch, der ihn unverwandt ansah.
    „Jetzt gibt es kein Entkommen mehr!“, flüsterte Hubertus und legte seinen letzten Pfeil auf die Sehne. Er spannte den Bogen, kniff ein Auge zu und zielte wiederum mitten zwischen die Augen des wunderschönen Tieres. Da kam das Leuchten wieder um den Hirsch, und plötzlich erkannte er zwischen den Ästen seines Geweihs ein Kreuz, wie er es in der Kirche in seinem kleinen Dorf gesehen hatte. Hubertus zwinkerte mit den Augen – das konnte nicht sein, das musste er sich einbilden! Wieder zielte er zwischen die Augen. Doch bevor er die Sehne loslassen konnte, hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: „Hubertus, töte mich nicht. Und hör auch auf, die anderen Tiere zu töten. Sie können nichts dafür, dass deine Frau gestorben ist. Und wenn die Tiere sterben, wird sie davon auch nicht mehr lebendig.“ Hubertus ließ den Bogen sinken und starrte auf den Hirsch. Noch immer umgab ihn

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