Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
hättest einen schlimmen Abend gehabt?«
»Ja. Glenda ist gestorben.«
»Was?«
»Wir haben sie wieder zurückgeholt. Aber lustig war das nicht.«
Jetzt war Cindy voll konzentriert. »Ist sie wieder okay?«
»Sie war noch ziemlich zittrig, als ich sie zum letzten Mal sah, aber ich glaube, sie erholt sich wieder. Kriege ich ein Frühstück, oder müssen wir erst der Regierung etwas antun?«
Die Frau richtete sich auf ihrem Hocker auf, wahrscheinlich, um wirkungsvollere Drohungen ausstoßen zu können. »Ich werde beim Gesundheitsministerium eine schriftliche Beschwerde wegen dieses Vogels einreichen.«
Frankie krächzte sie böse an, was auch nicht gerade hilfreich war, und Cindy starrte wieder an die Decke.
»Also jetzt machst du mir wirklich Angst«, meinte Mab. »Und das ist nach all dem, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, gar nicht so leicht. Was ist denn nur los mit dir?«
»Ich habe mich schon beim Aufwachen so komisch gefühlt«, sagte Cindy zwischen den Zähnen hindurch.
»Wie, komisch?«, erkundigte sich Mab.
»Es passieren so komische Sachen.«
»Was für Sachen?«
»Hören Sie mir überhaupt zu?«, fragte die Frau scharf. Sie wandte sich dem Kerl mit der dicken Brille zu. »Hören Sie auf, dieses verdammte Waffeleis zu essen, und tun Sie etwas gegen diesen Keimträger.«
Der Mann hob den Kopf und erwiderte: »Der Vogel ist ganz in Ordnung.« Dann wurden seine Brillengläser zu runden, blitzenden Augen, und sein Körper begann, länger zu werden, die Frau neben ihm zu überragen, und mit einem raschelnden Geräusch verwandelte sich der Nadelstreifenanzug in ein Schuppenkleid, und die Rockschöße schossen in die Länge und wurden zu einem langen, kraftvollen, schillernden …
»Drachen«, stieß Mab fasziniert hervor.
… Schweif, besetzt mit grünen Filzhüten, und als er den Mund öffnete, waren Reihen von scharfen Zähnen zu sehen.
»Sie andererseits«, sagte der Drache gefährlich ruhig, »Sie sind eine Nervensäge.«
Die Frau erstarrte, glotzte ihn an und sackte dann ohnmächtig von dem Barhocker herab auf den gekachelten Boden.
»Ich kann das nicht mehr abstellen«, flüsterte Cindy Mab zu.
»Aha«, sagte Mab und starrte immer noch voll Bewunderung den Drachen an, die wunderschön schillernden Schuppen, unter denen sich seine Muskeln bewegten, die graziöse Art, wie er den Kopf auf dem langen, starken Hals drehte, um sie anzusehen, die Hitze in den scharfen grauen Augen.
Dann war er verschwunden, und der Kerl mit den flaschenglasdicken Brillengläsern saß wieder da. Er wandte den Blick von Mab ab und der Frau auf dem Boden zu.
»Was ist jetzt wieder los?«, fragte er, ihrem bewusstlosen Körper zugewandt.
»Ich glaube, ich verliere den Verstand«, wisperte Cindy Mab zu. »Da drüben die beiden Knirpse haben vorhin herumgeplärrt, während ihre Mutter sich am Handy unterhielt. Und plötzlich verwandelten sich die Marshmallows in ihrem Kakao in kleine Drachen, die sangen: ›Ich bin euer Freund‹. Aber ziemlich falsch. Anscheinend sind Marshmallows unmusikalisch.«
»Und wer konnte das sehen?«, fragte Mab, bemüht, den Brillen-Kerl nicht länger anzustarren. Er war ein schöner Drache gewesen.
»Tja, eben. Die Mutter nicht. Nur die Knirpse und ich. Ich glaube, diese Drachen können nur von mir und von denen, über die ich mich ärgere, gesehen werden.«
»Ich habe ihn auch gesehen«, entgegnete Mab, die sich wünschte, dass der Drache wieder erschiene.
»Na ja, du bist eben eine Seherin «, meinte Cindy.
»Richtig.« Mab gab die Hoffnung auf den Drachen auf und wandte sich Cindy zu.
In Cindys Augen stand wieder Panik. »Mab, was geschieht mit mir?«
»Du schaffst Illusionen für die Leute«, stellte Mab fest, nachdem es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen war. »Genau wie Young Fred. Nein, warte, das stimmt nicht, du verwandelst dich nicht in jemand anderen, sondern …« Sie dachte eine Minute lang nach. »Es ist wie mit deiner Eiscreme. Die Eiscreme ist wirklich gut, aber wenn die Leute sie hier in Dreamland in deiner Nähe essen, ist das für sie wie ein Marienwunder. Du schaffst die Illusion, diese Eiscreme sei etwas Überirdisches.«
Cindy sah sie nur verwirrt blinzelnd an, und Mab versuchte es anders.
»Du bewirkst, dass die Leute glauben, was sie glauben sollen. Wie Glenda.« Mab hielt die Luft an. »Ja, ja, das ist es. Du hast gestern um Mitternacht, als Glenda kurz tot war, einen Sprung die Zaubererleiter hinauf getan.« Mab warf einen
Weitere Kostenlose Bücher