Von den Sternen gekuesst
schmollendes Kind.
»Wahrscheinlich aus einem ähnlichen Grund wie du?«, sage ich und nicke zu den rund vierzig Numa, die auf den Steinstufen sitzen. »Allerdings verstecke ich nicht die Hälfte hinter der Wand da, was auch irgendwie ein bisschen unsportlich ist, findest du nicht?«
»Wäre es, wenn es hier nur im Entferntesten um Sport ginge«, erwidert Violette mit übertriebener Besonnenheit. Ich muss sie überrascht haben.
»Aber die sind eigentlich hauptsächlich hier, um für meine Sicherheit zu sorgen«, verdeutlicht sie. »Ich kann auch nichts dafür, wenn ich mehr loyale Anhänger habe als Vincent.«
Sie zögert und sagt dann, wohl weil sie sich nicht zurückhalten kann: »Du kannst meine Männer aus der Ferne erkennen?«
Ich nicke.
»Lichtsäulen?«, will sie neugierig wissen.
Ich nicke wieder und kann mir nun sicher sein, dass sie nichts Genaues über meine Meisterkräfte weiß.
Zufrieden deutet sie mit dem Kopf zum Leichensack. »Da ist deine Leiche. Gib mir meinen Gefährten.«
»Ich will die Leiche nicht. Und deinen Gefährten übergebe ich dir auch nicht. Er hat sich entschieden, auf unsere Seite zu wechseln.«
»Wie bitte?«, fragt Violette mit gespieltem Erstaunen. »Weshalb solltest du denn dann heute hergekommen sein?«
»Um mit dir zu kämpfen.«
Ein breites Grinsen zeigt sich auf ihrem Gesicht. »Ach, ich habe gehofft, dass du das sagst. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine zweite Chance, doch noch an deine Kräfte zu kommen.« Sie nimmt ihren Umhang ab und legt ihn behutsam auf den Boden.
»Deshalb das Feuer, schätze ich?«, frage ich. »Außer natürlich das Ganze ist ein abgekartetes Spiel und du willst eigentlich doch nur Marshmellows mit uns allen rösten.«
»Ach, du bist so ein kluges Ding«, erwidert Violette. »Das muss ich dir ja schon lassen.« Ihr Blick wandert zu dem jungen Numa neben mir. »Louis, du bist so ein guter Junge. Jetzt ist es Zeit, mit dem Quatsch aufzuhören. Mach dich mal nützlich.« Ihr Blick fliegt zu mir und direkt wieder zu ihm.
Louis zögert, weiß nicht, was er machen soll. Mitdenken! , fordere ich. Pack mich und tu so, als würdest du mich für sie festhalten. Sofort!
Er stürzt sich auf mich und greift nach meinen Armen. Ich wehre mich wie wild, versuche, mich zu befreien. Damit es echt aussieht. Doch er hält so sehr dagegen, dass ich nach dem bisschen Gerangel wirklich wehrlos bin, weil er mich in einer Art Polizeigriff hält. Au! , denke ich und höre ihn darauf flüstern: »Entschuldigung!« Er lockert den Griff.
»Louis, wie kannst du nur? Du hast versprochen, jetzt einer von uns zu sein!«, schimpfe ich laut. Er sagt nichts, konzentriert sich aufs Festhalten und sein Griff wird wieder fester.
Für den Bruchteil einer Sekunde kommen mir echte Zweifel und ich frage mich, ob er vielleicht doch ein falsches Spiel gespielt hat und Violette das von langer Hand geplant hatte. Du bist noch auf meiner Seite, oder? , frage ich beunruhigt. Er antwortet, indem er einen meiner Arme leicht drückt. Zu meiner großen Erleichterung.
Ich höre aufkommendes Geschrei von der Tribüne zu meiner Linken und sehe, wie Vincent und meine Anverwandten die Stufen hinunterspringen und nacheinander die Arena betreten. Sie wissen ja nicht, was wir hier für eine Nummer abziehen, und glauben, Louis hat uns betrogen. Alles in Ordnung , denke ich und schaue zu Vincent. Er nickt, wirkt verwirrt, reckt aber trotzdem eine Hand in die Luft, um unsere Leute zu stoppen.
»Stehen bleiben!«, kreischt Violette und ist bei Louis und mir, bevor ich die Waffe ziehen kann. Die Spitze ihres Schwerts streift meinen Hals. Ich spüre, wie die scharfe Klinge in meine Haut schneidet und Blut aus der frischen Wunde strömt. »Wenn sich einer von euch bewegt, ist eure Meisterin tot!« Louis lockert den Griff, er ist kurz davor, mich loszulassen. Festhalten , befehle ich ihm und schon fasst er nach und zieht mich näher zu sich. Ich spüre seinen Herzschlag an meinem Rücken, er muss fürchterliche Angst haben. Warte einfach ab , mahne ich.
Violette schaut zu Vincent und den anderen, die wie angewurzelt stehen geblieben sind. Dann richtet sie ihren Blick wieder auf mich. »Ach, du dummes kleines Naivchen. Louis kann sich euch zwar anschließen, aber er kann niemals einer von euch werden. Numa sind verdammt! Sie können sich nicht zu Bardia wandeln. Das weiß doch jeder.«
»So ist es mir zumindest erklärt worden«, erwidere ich. »Aber ich glaube das nicht. Die Flammenfinger
Weitere Kostenlose Bücher