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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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mir eine Tätowierung innen am Handgelenk, so frisch, dass die Haut noch ganz gerötet war. Ein Dreieck, das von Flammen umgeben und von einem Kreis eingefasst war.
    »Das signum bardia «, flüsterte ich. Ich zog den Anhänger, den Vincent mir geschenkt hatte, unter meinem Oberteil hervor und hielt ihn vor Bran in die Luft.
    »Wir haben etwas gemein, mein Kind. Wir sind beide Vertraute der Revenants. Und wohin hat es uns geführt?« Er lächelte matt. Dann ließ er sich wieder in die Kissen sinken und schloss die Augen. Die Unterhaltung war wohl vorbei.
    »Bran, ich wollte dich noch etwas fragen.« Er öffnete sein gesundes Auge und blinzelte mich an. Er sah völlig erschöpft aus. Dies war definitiv nicht der richtige Moment, ihn auszuhorchen, aber ich wusste einfach nicht, wann ich das nächste Mal die Möglichkeit dazu haben würde. »Deine Mutter hat dir ihre Gabe vererbt, heißt das, du hast jetzt auch all ihr Wissen?«
    »Seit ich denken kann, hat sie mir Geschichten erzählt, die mit unserer Familientradition zusammenhängen«, antwortete er müde.
    Obwohl mich Schuldgefühle plagten, weil ich damit sicher zu weit ging, fuhr ich fort. »Vor ein paar Wochen sprach sie davon, dass eure Familie in viele Geheimnisse der Revenants eingeweiht ist. Mich interessiert ganz speziell, ob du etwas über ein Phänomen weißt, das die Bardia wandernde Seele nennen. In diesem Zustand befindet sich Vincent nämlich, seit Violette seinen Körper vernichtet hat. Ich würde einfach gern wissen, ob es irgendeinen Weg gibt, wie …«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach mich. Gaspard steckte seinen Kopf ins Zimmer. »Entschuldigt die Störung. Aber, Kate, du hast Besuch.«
    »Besuch?«, fragte ich verwirrt.
    Mit Wucht wurde die Tür aufgestoßen. Gaspard machte sich schmal und eine ältere Dame in einem rosafarbenen Chanel-Kostüm, mit zehn Zentimeter hohen Absätzen und einem Gesichtsausdruck, der von rasender Wut zeugte, stob an ihm vorbei. Himmel hilf, was wollte Mamie in La Maison?

W ährend meine Großmutter stramm durch Vincents Zimmer schritt, bekam ich einmal mehr zu spüren, wie meine beiden Welten zusammenprallten. Dass Georgia schon seit Monaten Bescheid wusste – und bereits mehrmals in La Maison gewesen war –, minderte nicht den Schock, einem weiteren geliebten Menschen dabei zuzusehen, wie er in das gefährliche Umfeld der Revenants geriet. Meinetwegen. Doch nun war Mamie hier und ich fühlte mich für ihre Sicherheit verantwortlich – was von nun an ein Ding der Unmöglichkeit war, denn Sicherheit und Revenants schlossen sich gegenseitig aus.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich, in meiner Stimme lag Panik, sowohl aus Angst um sie als auch vor ihr.
    Mamies Blick wanderte durch das Zimmer, und als er Brans geschundenes Wesen auf dem Bett streifte, weiteten sich ihre Augen, bevor sie mich fixierte. »Als ich euch schulfrei gegeben habe, wollte ich, dass ihr euch ausruht, und nicht, dass ihr euch sofort wieder mitten in die Gefahrenzone begebt, aus der ihr gestern nur knapp entkommen seid. Ihr habt mir einen Zettel hingelegt, auf dem steht, ihr seid ›nur kurz unterwegs und schnell wieder zurück‹. Was immer in den langen Stunden passiert ist, die ihr weg wart«, sie nickte ernst in Brans Richtung, »werte ich als unmittelbaren Vertrauensbruch.«
    Über Mamies Schulter hinweg sah ich, wie Jean-Baptiste das Zimmer betrat. Gaspard schloss die Tür hinter ihm. JB schaute zu mir und machte eine Geste vor dem Mund. Dazu schüttelte er warnend den Kopf. Ganz offensichtlich sollte ich ihm das Reden überlassen.
    »Ma chère madame« , setzte er an, Mamie fuhr zu ihm herum. Er verbeugte sich äußerst vornehm und achtzehntesjahrhundertmäßig vor ihr und sie nickte anerkennend, wenn auch streng. Trotz steifer Frisur und teurem Kostüm hatte meine Großmutter eine Persönlichkeit, mit der man rechnen musste.
    Doch als ich Mamie genauer betrachtete, erkannte ich, dass die Wut nur ihre grenzenlose Furcht überlagerte. Und dann fiel mir wieder ein, wie groß meine Angst gewesen war, als ich herausgefunden hatte, was Vincent ist. Plötzlich tat sie mir unendlich leid. Meine Großmutter hatte die Höhle des Löwen betreten. Meinetwegen.
    » Bonjour , Monsieur Grimod«, sagte sie mit fester Stimme. »Entschuldigen Sie, dass ich einfach so unangemeldet hereinplatzte. Ich bin hier, um meine Enkelinnen abzuholen.«
    »Das verstehe ich natürlich, madame . Unter den gegebenen Umständen hatte ich jedoch angenommen, dass es

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