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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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obwohl mich aus den sanften Augen Vincent anblickte, war da eben auch Jules. Ich zwang mich, von ihm abzurücken, unterdrückte das starke Bedürfnis, alle Fakten zu ignorieren und mich kopfüber tiefer in diese Vorstellung zu stürzen. Ich fuhr ihm ein letztes Mal mit den Fingern durch die Haare und löste mich dann vollkommen von ihm. Ein Beben ging durch Jules’ Körper, danach schaute mich nur noch ein Junge aus braunen Augen an. Und darin lag keine Zuwendung, darin lag Schmerz.
    Ich nahm seine Hände und stammelte: »Jules, es tut mir so leid. Ich wollte nicht … Ich habe völlig vergessen, wer …«
    Jules zog seine Hände weg und presste die Handflächen gegen seine Augen. Er holte tief Luft, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich etwas zu mir. »Lass das einfach so stehen, dann kann ich’s noch als Kompliment sehen.« Er gab sich große Mühe, mich unbekümmert anzulächeln.
    »Nee, mal im Ernst, Vince. Ich stelle mich gern jederzeit wieder als Sexpuppe für dich zur Verfügung, solange Kate an der Nummer beteiligt ist«, scherzte er. Schamesröte brannte auf meinen Wangen. Mir war nach Heulen zumute und doch konnte ich nichts anderes tun, als in meiner Schockstarre zu verharren und Jules dabei zuzusehen, wie er aufstand. Er rammte sich die Hände in die Hosentaschen und wandte sich von mir ab, wohl um seine Bestürzung besser vor mir verbergen zu können. »Schon gut, Mann … Jetzt hör auf, dich zu entschuldigen«, sagte er. Er durchquerte das Zimmer, stützte sich aufs Fensterbrett und starrte durch die Scheibe nach draußen.
    Ich fühlte mich, als hätte ich mich per Fallschirm aus einem brennenden Flugzeug gerettet und wäre in einer völlig fremden Umgebung gelandet: Es gab keinerlei Orientierungspunkte, nicht den geringsten Hinweis darauf, in welcher Richtung sich die nächste Menschensiedlung befinden würde.
    Nachdem wir uns eine Weile angeschwiegen hatten, kam Jules zu mir, sein Gesichtsausdruck hatte sich wieder normalisiert. Er zeichnete mit dem Finger meinen Kiefer nach, angefangen bei meinem Ohr bis hin zu meinem Kinn, was mich erschaudern ließ. »Ich muss jetzt gehen«, sagte er leise. »Aber ich möchte, dass du dir wegen dieser Sache nicht den Kopf zerbrichst. Für mich ist das Ganze bereits vergessen, abgehakt. Ich bin froh, dass ich euch beiden helfen konnte, wieder zueinanderzufinden. Ihr beide bedeutet mir die Welt.«
    Er wandte sich ab, doch noch während er im Zimmer war, wurde seine Stimme schroff. »Was glaubst denn du?«, antwortete er Vincent. »Wenn nicht zu Giuliana, dann zu Francesca. Oder Brooke. Was geht dich das überhaupt an? Bleib du einfach hier und kümmre dich um Kate.« Dann fiel die Tür ins Schloss und fort war er.

V incent?«, rief ich, weil ich mir nicht sicher war, ob er Jules gefolgt war.
    Ich bin hier , Kate , war seine Antwort.
    Ich ließ den Kopf in meine Hände sinken. »Himmel, das war schrecklich.«
    Fandest du?
    »Nicht der Teil, in dem es sich angefühlt hat, als würde ich dich umarmen. Aber … Ich konnte mich nicht zurückhalten. Das war so echt. So, als wärst das wirklich du.«
    Das war ja auch ich. Leider aber nicht ich allein, Jules war auch noch da.
    »Ich wollte ihn doch gar nicht küssen.« Ich rollte mich auf der Couch zusammen, schlang mir die Arme um die Beine. Am liebsten hätte ich die letzten fünfzehn Minuten zurückgespult, um die ganze Szene anders laufen zu lassen.
    Nein, du wolltest mich küssen.
    »Ja. Genau. Dich. Nicht Jules. Mein Gott, ich hab ihn ja praktisch vergewaltigt.«
    Er wirkte nicht gerade so, als hätte es ihm viel ausgemacht. Außerdem ist es ja gar nicht so weit gekommen.
    Ich hielt mir die Hände gegen die glühenden Wangen.
    » Das mache ich bestimmt nicht noch mal.«
    Vielleicht keine schlechte Idee.
    »Aber wie können wir beide dann …«
    Mach dir keine Sorgen ,mon ange. Auch wenn das nicht gerade ein voller Erfolg war …
    »Stimmt. ›Riesengroße Katastrophe‹ trifft die Sache wohl besser.«
    Es gibt andere Möglichkeiten, wie wir zueinanderfinden können.
    »Ohne je wirklich zueinanderzufinden.« Ich verstummte, mein Gesicht brannte plötzlich, als hätte ich einen Sonnenbrand. »Ich meine …«, stammelte ich, »also, jetzt nicht im körperlichen Sinn. Obwohl, vielleicht meinte ich auch das.« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist definitiv eine der merkwürdigsten Unterhaltungen, die wir je geführt haben.«
    Vielleicht sollten wir uns über so was nicht unterhalten und das Ganze nicht

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