Von den Sternen gekuesst
denn das?«
»Er hat gesagt, er hat nur eine Minute«, erklärte ich, »bis Violette ihn wieder zurückholen würde.«
»Wer war dieser Geist, mit dem du gesprochen hast?«, fragte Bran verwirrt.
»Das war Vincent.«
»Ich konnte ihn sehen«, sagte Bran langsam.
»Du konntest ihn sehen ?«, platzte es aus mir heraus.
»Ja, seine Aura. Er schwebte über deiner Schulter«, sagte er und nickte zu dem Punkt, zu dem er gesprochen hatte. »Bemerkenswert! Ich habe einen Geist gesehen, einen volanten Revenant!«
Wir waren alle wie gebannt, völlig ergriffen von diesem kleinen Wunder. Und dann, ganz plötzlich, tauchte Vincent wieder auf. Mon ange, ich bin zurück , waren seine Worte.
Brans Blick richtete sich wieder auf den Punkt neben meinem Kopf. »Er ist zurückgekehrt.«
Ich nickte. »Er sagt, Violette gibt dir drei Tage, um herauszufinden, wie sie die Kräfte auf sich übertragen kann. Vincent darf so lange bei uns bleiben, aber sie wird ihn in dieser Zeit zu sich zurückholen, sooft und wann immer sie das wünscht.«
»Und er ist derjenige, dessen Kräfte Violette auf sich übertragen will?«, fragte Bran.
»Ja«, bestätigte Gaspard. »Wir haben es Ihnen ja bereits dargelegt. Nachdem Violette Ihre Mutter getötet hatte, entführte sie Vincents Leichnam und verbrannte ihn anschließend, um an die Meisterkräfte zu gelangen.«
Bran lehnte sich in die Kissen zurück. »Das erklärt zumindest, wieso sie mit dem Ritual keinen Erfolg hatte«, sagte er leise.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Jean-Baptiste.
»Ganz einfach. Der junge Mann ist nicht der Meister.«
Jean-Baptiste, Gaspard und ich starrten uns nacheinander sprachlos an. Bran fuhr fort: »Ganz wie meine Mutter und ich angenommen hatten, bin ich wirklich der Seher. Der angekündigte guérisseur aus meinem Stammbaum, der den Auserkorenen erkennen kann. Den Auserkorenen, den Sie den Meister nennen.«
»Aber wieso bist du dir dessen jetzt so sicher?«, fragte ich ungläubig. »Vergangene Woche hast du doch noch daran gezweifelt, der Seher zu sein.«
»Weil ich diese Gabe erst ganz frisch habe«, sagte Bran, lächelte schwach und schaute dann zu JB. »Seit sich gestern unsere Hände berührt haben, also seit es zu einem direkten Kontakt zwischen dem Oberhaupt der Revenants und einem Nachkommen meiner guérisseur -Familie gekommen ist, nehme ich Ihre Aura anders wahr. Die Aura von jedem hier.«
» Das ist also gestern passiert«, sagte JB.
Bran nickte. »Ja, ich habe gespürt, wie diese Gabe Besitz von mir ergriffen hat, und …« Er wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. »… ich weiß jetzt mit Sicherheit, dass ich derjenige bin, der Ihren Erlöser identifizieren wird. Und dieser volante Revenant, der gerade bei uns weilt, ist es definitiv nicht.«
»Aber wie …«, setzte Gaspard an, doch Bran unterbrach ihn.
»Fragen Sie bitte nicht nach dem Wie, mein Freund. Ich habe versprochen, Ihnen zu helfen, wo ich kann. Dennoch gibt es Geheimnisse, die ich zwingend für mich behalten muss.«
In meinem Kopf herrschte Funkstille, denn Vincent sprach nun offenbar mit Gaspard. »Ja, das sehe ich auch so.« Gaspard nickte und wandte sich an Jean-Baptiste. »Vincent meint: Wenn das, was der guérisseur sagt, stimmt, dann müssen wir verhindern, dass Violette den Fehler selbst findet. Je mehr Zeit sie mit der Suche nach dem richtigen Ritual vergeudet, desto mehr Zeit gewinnen wir, den drohenden Krieg abzuwenden.«
»Aber bringt dich das nicht zusätzlich in Gefahr?«, fragte ich an Vincent gerichtet. Mit jeder weiteren Aktion wurde mir Violette bedrohlicher und bedrohlicher.
Violette kann mir nicht mehr gefährlich werden , versicherte Vincent, doch die Betonung auf mir machte deutlich, dass nicht nur Vincent in Gefahr schwebte.
»Sofern Violette uns nicht auf die Schliche kommt, bleiben uns drei Tage, um den wahren Meister zu finden. Schließlich haben wir den Mann hier, der ihn sicher erkennen und benennen kann«, sinnierte JB und nickte zu Bran. »Wir werden alle Pariser Revenants herbitten, damit Sie uns sagen können, ob es einer von ihnen ist.«
»Ich werde tun, was in meiner Macht steht«, sagte Bran.
»Ich verständige Ambrose. Er soll dafür sorgen, dass alle Pariser Bardia hier schnellstmöglich zusammenkommen«, sagte Gaspard und verschwand aus dem Zimmer.
»Vincent, wie weit reicht Violettes Macht über dich? Kann sie dich dazu zwingen, ihr zu erzählen, was wir hier besprochen haben?«, fragte Jean-Baptiste. Er lauschte konzentriert,
Weitere Kostenlose Bücher