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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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wartete ab, ob Vincent als Erster wieder sprechen würde, doch ihm schien das gemeinsame Schweigen zu genügen. »Bist du noch da?«, fragte ich irgendwann.
    So nah, wie ich kann.
    Ich nahm eins der Sofakissen fest in die Arme und wünschte mir, das Kissen wäre er.
    Vincent blieb wieder stumm. Ich genoss die Stille in dem Wissen, dass er ganz in der Nähe war. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich mir seinen muskulösen Körper neben mir vorstellen. Nach einer Weile war die Vorstellung so real, dass ich fast spürte, wie sein Arm mich umfasste und sein Kopf sich an meinen schmiegte. Er war wie einer dieser nicht greifbaren Liebhaber aus den tragischen Geschichten der viktorianischen Epoche. Doch anders als die ständig gegen ihre Ohnmacht kämpfenden Heldinnen dieser Geschichten fühlte ich mich durch den Entschluss, mich unserem tragischen Schicksal nicht hinzugeben, sogar gestärkt.

M on amour, Gaspard ist auf dem Weg zu uns . Sie brauchen mich.
    Die Stunde, die wir in Jules’ Zimmer verbracht hatten, war nur so verflogen und fühlte sich nicht länger an als ein paar Minuten. Nach der Ungewissheit, ob ich überhaupt jemals wieder von ihm hören würde, wollte ich einfach mehr Zeit mit ihm. Mein Verlangen nach Nähe war kaum gestillt. Das war so, als würde man einem Hungernden ein Stückchen Schokolade geben.
    Vincent schien meine Gedanken gelesen zu haben. Ich komme heute Nacht zu dir, versprochen.
    »Das Versprechen hältst du besser«, sagte ich und wunderte mich über meine Undankbarkeit, denn schließlich grenzte es an ein Wunder, dass er überhaupt bei mir sein konnte.
    Weil du weißt, dass es nur vorübergehend ist, du willst dich selbst schützen , meldete sich der rationale, ehrliche Teil meines Verstandes zu Wort, der mir nie etwas durchgehen ließ. Dieser Teil klang immer wie eine Mutter, die stets bereitwillig Ratschläge gab, ganz egal, ob man sie darum gebeten hatte oder nicht. Mir war klar, dass ich darauf hören sollte, aber im Moment wollte ich einfach nur, dass er Ruhe gab.
    Ich ging Gaspard entgegen, wir trafen uns auf der Treppe und liefen gemeinsam zu Vincents Zimmer. Dort verscheuchte Jeanne gerade Jean-Baptiste, damit Bran in Ruhe essen konnte.
    Als wir eintraten, sah Bran sich sofort wieder an diesem Punkt über meiner Schulter fest. Er starrte eine Weile schweigend dorthin und sagte dann an Gaspard gerichtet: »Verraten Sie mir eines: Haben Sie vor, Vincent wieder zu verkörperlichen, oder soll er Sie etwa in seiner gegenwärtigen Form im drohenden Krieg gegen das steinalte Fräulein unterstützen?«
    Jean-Baptiste und Gaspard schauten erst Bran und dann einander verständnislos an.
    Hab ich’s doch gewusst , dachte ich. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich war mir so gut wie sicher gewesen, dass Bran etwas wissen würde, was den Bardia unbekannt war, und ich hatte recht gehabt. »Man kann Revenants wieder verkörperlichen? Wie denn?«, drängelte ich.
    JB schob einen Stuhl an Brans Bett. »Ich kann Ihnen nicht folgen. Vincents Körper wurde verbrannt. Wie sollen wir einen neuen generieren? Er kann ja nicht einfach den Körper eines anderen Revenants übernehmen. Unsere Körper und Seelen sind untrennbar verbunden, sofern wir nicht vernichtet werden oder ruhen. Und einen Revenantkörper über einen längeren Zeitraum zu teilen, gefährdet den Geisteszustand der Person, der der Körper eigentlich gehört, aufs Äußerste.«
    Jean-Baptiste erklärte geduldig und ausführlich, als fürchte er, dass Bran ihm sonst nicht folgen konnte, da es um so spezifische Revenantdinge ging. »Die Leiche eines Sterblichen scheidet ebenfalls aus. Zwar kann ein volanter Revenant vorübergehend einen frischen Leichnam nutzen, das wurde in Extremsituationen sogar schon praktiziert. Aber das verhindert nicht den ganz natürlichen Verwesungsprozess. Sobald die Totenstarre einsetzt, wird der Körper nutzlos für Vincent.«
    Obwohl das Bild, das Jean-Baptistes Gedankengang heraufbeschwor, mir den Magen umdrehte, hörte ich aufmerksam zu, um keine Möglichkeit, keinen Blickwinkel zu verpassen. Ich wollte jede noch so kleine Revenantregel verstehen.
    Bran blinzelte ein paarmal und sagte dann: »Ich sprach auch nicht davon, dass Vincent einen fremden Körper übernehmen sollte, sondern davon, seinen eigenen Körper wiederherzustellen.«
    Niemand rührte sich. Schließlich ergriff Gaspard das Wort. »Mein werter Herr guérisseur , uns ist ein solches … Wunder gänzlich unbekannt. Wenn es tatsächlich ein

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