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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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dann schnellte sein Blick zu mir, auf seinem Gesicht lag ein düsterer Ausdruck. »Sie kann ihn nicht zwingen, etwas gegen seinen Willen zu tun«, gab er wieder. »Wie wir jedoch befürchtet haben, plant sie, etwas, das ihm lieb und teuer ist, als Druckmittel einzusetzen, um ihn zum Reden zu bringen.«
    Jean-Baptiste schwieg wieder für einen Augenblick. Dann sagte er: »Vincent, ich verspreche dir, dass wir Kate in den kommenden drei Tagen nicht eine Sekunde aus den Augen lassen werden.«

D ie Tür ging auf und Jules stürzte herein. »Hab gerade Gaspard getroffen«, keuchte er. »Stimmt das? Vincent ist wieder da?« Er lauschte einen Augenblick lang und umklammerte mich dann so fest, dass mir die Luft ausging. Gleichzeitig sprach er mit Vincent: »Oh Mann! Was bin ich froh, dich wiederzuhaben.«
    Ich quietschte: »Jules! Sauerstoff!«
    »Entschuldige, Kate«, sagte er und ließ mich los. »Ich freue mich einfach so, euch beide wieder hierzuhaben. Und du bist die Einzige, die ich gerade wirklich in den Arm nehmen kann.«
    Lachend strich ich mein verknittertes T-Shirt wieder glatt. »Schon okay.«
    Bran, Jean-Baptiste und Gaspard vertieften sich nun wieder in ihr Gespräch über die Prophezeiung, den Meister und die nächsten Schritte, wenn er denn identifiziert worden war. Jean-Baptiste sah auf einmal nachdenklich aus und sagte dann: »Natürlich, Vincent. Aber kommt bald zurück. Wir müssen uns noch ausführlich mit dir über Violettes Pläne unterhalten.«
    »Die brauchen uns gerade nicht«, freute sich Jules und seine Augen funkelten, als hätte er gerade im Lotto gewonnen. »Komm, Vince, wir gehen in mein Zimmer.«
    Vincent musste einverstanden sein, denn Jules nahm meine Hand und schon waren wir unterwegs. Durch den Flur, eine der wuchtigen Treppen hinauf in den ersten Stock, durch den Korridor bis zu der kleinen Treppe, die zur Dachterrasse führte. Allerdings gingen wir nicht hinauf, sondern durch eine Tür, die sich neben dem Aufgang befand. Und dann stand ich mit großen Augen in einem Zimmer, in dem ich bisher noch nie gewesen war. Im Prinzip war Jules’ Zimmer der Dachboden und doch war es so ganz anders, als man sich einen Dachboden vorstellte. Es war weder dunkel noch muffig, denn durch die großen Milchglasfenster, die ins Dach eingelassen worden waren, fielen warme Sonnenstrahlen.
    Kohle- und Bleistiftzeichnungen dominierten den Raum. Sie lagen auf jeder erdenklichen Oberfläche oder zusammengerollt in Pappröhren, die an den Wänden standen. Selbst auf dem Bett, das sich in einer Ecke des Zimmers befand, stapelten sich Blätter mit Zeichnungen. Es roch nach Moschus und Kunst, so als hätte sich der Geruch von Parfum mit dem von Papier, Farbe und Bleistiftstaub vermischt.
    Jules führte mich zu einer granatroten Samtcouch, die direkt unter einem der Oberlichter stand. »Wie geht es dir?«, fragte er. Ich blieb still, weil ich nicht wusste, wen er meinte. Doch offensichtlich beantwortete Vincent die Frage, da Jules sich stumm setzte und zuhörte.
    »Und dir, Kate?«, fragte Jules nun und nahm meine Hand.
    »Gut. Und danke für die SMS heute Morgen. Die letzten Tage waren die Hölle, um ehrlich zu sein.« An die Luft gewandt, sagte ich: »Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, Vincent.«
    Und ich mir um dich.
    Seine Worte waren wie eine Liebkosung. Und sie bewirkten, dass ich mehr davon wollte. »Ist alles in Ordnung mit dir? Hat Violette dir noch mehr angetan?«
    Etwas Schlimmeres, als meinen Körper zu vernichten, konnte sie nicht tun. Abgesehen davon, mich von dir fernzuhalten.
    Ich setzte an, etwas zu sagen, und zögerte dann.
    Was ist? , fragte Vincent.
    »Wie ist das für dich, jetzt die Gewissheit zu haben, dass du nicht der Meister bist?«, fragte ich vorsichtig. »Ich meine … Bist du enttäuscht? Oder sauer?«
    Nach einer kurzen Pause erwiderte Vincent: Um ganz ehrlich zu sein, ich bin wahnsinnig erleichtert. Hätte das Schicksal mir diese Rolle wirklich zugeteilt, hätte ich sie natürlich angenommen und mein Bestes gegeben. Aber abgesehen von all der Verantwortung hätte das unsere Beziehung ja nur noch weiter verkompliziert und sogar noch grundsätzlicher gefährdet. Aus sehr egoistischen Gründen bin ich also extrem froh, dass der Titel an jemand anderen geht.
    Jules, der ja nur eine Seite der Unterhaltung gehört hatte, warf nun ein: »Ich hätte nicht gedacht, das mal zu sagen, aber: Ich freu mich, dass du so bist wie wir alle. Sonst würde Violette jetzt schon in Paris wüten

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