Von den Sternen gekuesst
Arm um die Schultern, drückte mich fest an sich und gab mir einen Kuss auf den Kopf.
Ich lehnte mich an ihn und sagte: »Das mit Jules tut mir wirklich leid.«
Vincent seufzte. »Ein Teil von mir hasst ihn dafür, dass er sich in dich verliebt hat. Doch der andere Teil fragt sich: ›Wie hätte er dir denn nicht verfallen können?‹«
Er strich mir gedankenverloren die Haare aus dem Gesicht. »Aber ich verstehe nicht, wieso ich das nicht habe kommen sehen. Wir hätten das doch irgendwie rechtzeitig abwenden können. Aber ich bin einfach davon ausgegangen, dass er mit dir geflirtet hat wie mit jedem anderen attraktiven Mädchen.«
Seine Miene wechselte von verdrossen zu besorgt. »Du erwiderst doch seine Gefühle nicht, oder?«, fragte er, seine Stimme plötzlich eine Oktave tiefer.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Also, ich mag ihn sehr, das geb ich wirklich gern zu. Genauso, dass ich seine Flirterei immer sehr schmeichelhaft fand. Aber mir ging es da genauso wie dir, ich dachte, so ist er zu jeder anderen auch. Er ist der beste Freund von dem Jungen, den ich liebe. Und noch dazu ein guter Freund von mir. Aber in meinem Herzen ist kein Platz für zwei.«
Vincent sah erleichtert aus.
»Bist du sauer auf ihn, weil der Zeitpunkt gerade kaum schlechter sein könnte?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das Fehlen eines einzelnen Revenants wird den Ausgang dieser Schlacht wohl kaum in irgendeiner Weise beeinflussen. Und er hat mir trotz allem versichert, dass er im nächsten Flieger nach Paris sitzt, wenn ich ihn brauche.«
»Von der Sache mit JB hast du ihm aber nichts erzählt, oder?«
»Nein«, sagte Vincent und erwiderte meinen Blick. »Das werde ich auch nicht tun. Wenn Jules Abstand braucht, wäre es ja wohl nicht fair, ihm etwas zu erzählen, das seine Anwesenheit quasi verlangt.«
Er nahm meine Hand, führte sie erst an seine Lippen und presste sie dann gegen seine Brust. Dort ließ er sie liegen, als er sich im Sitz zurücklehnte und die Augen schloss.
»Es tut mir sehr leid, dass du deinen besten Freund verloren hast«, sagte ich. »Ich hoffe, er kommt irgendwann darüber hinweg und kehrt zurück.«
Ganz leise und sanft sagte Vincent: »Das hoffe ich auch.«
U m zehn Uhr abends landeten wir in Paris. Ambrose und Charlotte erwarteten uns am Flughafen. »Und ich habe gedacht, ich sehe dich nie wieder!«, kreischte Charlotte und umschlang Vincent mit beiden Armen.
»Noch seid ihr mich also nicht los.« Er drückte sie fest an sich.
»Mann, ist das schön, dich wiederzuhaben«, sagte Ambrose und klopfte ihm auf die Schulter. Dann begrüßte er Papy und Bran, wonach er sich fragend umblickte. »Wo ist Jules?«
»Er hat sich entschieden, ein bisschen in New York zu bleiben. Er meint, ein Tapetenwechsel kann ihm nicht schaden«, sagte Vincent und warf mir einen warnenden Blick zu. Diese Version hatte er auch schon Papy und Bran im Flugzeug erzählt.
»Ausgerechnet jetzt, da Violette Paris übernehmen will?«, fragte Ambrose irritiert. Als Vincent nickte, zuckte er nur mit den Schultern. »Jules in New York? Na, der Junge wird sich bestens amüsieren.« Bei der Vorstellung schüttelte er den Kopf. »Die nehm ich«, sagte er und schnappte sich die meisten unserer Reisetaschen.
»Und, wie war’s?«, fragte Charlotte, während wir zu einem großen SUV gingen. »Hast du noch was anderes in New York gemacht, als Vincent zu einem neuen Körper zu verhelfen?«
Ich grinste breit. »Ja, hab ich sogar wirklich. Ich war mit all meinen alten amerikanischen Freunden in einem Café.«
Sie nahm meinen Arm und hüpfte freudig auf und ab. »Super! Das sind ja großartige Neuigkeiten, Kate! Damit bist du doch mit einem Fuß wieder in der Welt der Sterblichen«, jubelte sie und fügte dann schnell hinzu: »Also, ich meine damit natürlich nicht, dass du Sterbliche in deinem Freundeskreis haben musst . Aber ich war wirklich traurig darüber, dass du den Kontakt zu all deinen früheren Freunden abgebrochen hattest.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Und ich habe das Gefühl, mir ist eine Last von den Schultern genommen worden.«
»Kate, du strahlst ja richtig«, schwärmte Charlotte. »Sieht so aus, als hätte dir die kurze Heimreise sehr gutgetan.«
Ich grinste breit und umarmte sie fest.
Kaum waren wir unterwegs, brachten die beiden Vincent auf den neusten Stand. Wir waren nur drei Tage fort gewesen, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
Vincent erzählte zwar seinerseits von Theodore und allem,
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